Mir graust immer vor der regenlosen Zeit. Verwandelt sich doch der kilometerlange Sandstrand in den
Rheinauen über Nacht in einen Müllplatz. Auch musste in den Osternächten mal wieder ein Auenbaum
für ein Brandopfer herhalten. Die Anwohner sehen dieses unerfindliche Ritual ganz gerne. Verstellen
doch die Auenbäume den Blick auf den Rhein, was für ihre Villen einen Verkehrswertverlust von immerhin
zehn Prozent bedeutet.
Doch manchmal findet man in all dem Dreck aus Verpackungsresten, Glasscherben und benutzen Toilettenpapier
(ich wusste gar nicht das unsere Hunde mittlerweile so sozialisiert sind) kleine Kunstwerke an
Hinterlassenschaften. Betrachten wir uns doch mal dieses Meisterwerk:

Hier macht der Künstler seine Abkehr von der Konsumgesellschaft deutlich.
Nicht billiges Wegwerfgeschirr ziert sein Arrangement, nein, hochwertige Materialien
machen dem Betrachter deutlich, dass der Wert einer Sache nur Illusion ist.
Das Multi-Tool-Messer springt fast wie ein Stinkefinger ins Auge,
als ob es uns sagen will "Ihr könnt mich mal!". Quasi von unten kommend streben dem Essbesteck
drei ungeöffnete Kräuterquarkbecher entgegen. Mahnt doch ihr Verfallsdatum, dass alles mal ein Ende
hat. Ist das alles? Nein. Sieht man auf der einen Seite ein Hinstreben zum Besteck, so sieht man auch ein
Wegstreben vom Müllcontainer der ca. 10 Meter hinter dem Stillleben steht. Der Künstler hat das wohl
bedacht, dass sein Bild nur wirkt, wenn die ganze Umgebung einbezogen wird. Das erklärt auch die
beiden Gewürzsossenflaschen, eine liegend, eine stehend. Zeigt die liegende Flasche auf den
Müllcontainer und korrespondiert direkt mit der Stehenden, die zum Himmel zeigt. Das hat Kraft, das
ist Performanz in seiner reinsten Form.