Was geschieht gerade wo, wie und warum?
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Thomas Kalweit
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von Thomas Kalweit » 24 Okt 2007 14:35
Die EU hat mal wieder neue Fangquoten für Ostseedorsche beschlossen. Hier dazu die Pressemitteilung des WWF:
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WWF KRITISIERT DORSCH-FANGQUOTEN FÜR 2008 UND WIRFT DER EU FAHRLÄSSIGKEIT
VOR
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Frankfurt - Die EU-Fischereiminister haben gestern Abend entschieden,
dass sich der Ostsee-Dorsch nicht von der Überfischung erholen
darf. Die Minister beschlossen in Luxemburg, die Fangmengen für den
stark bedrohten Dorschbestand in der östlichen Ostsee lediglich um
fünf Prozent, für den westlichen Bestand um 28 Prozent zu
reduzieren. Damit blieben sie hinter dem Vorschlag der EU-Kommission
zurück, die eine Verringerung um 23 bzw. 33 Prozent vorgesehen
hatte. Die Wissenschaftler des Internationalen Rates zur Erforschung
der Meere (ICES) hatten sogar empfohlen, den Fang ganz auszusetzen.
"Dies ist eine dramatische Fehlentscheidung", kritisiert
WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht. "Mit diesen Quoten setzen
die EU-Minister langsam aber sicher ihre Fischer aufs Trockene. Wo
kein Dorsch mehr ist, kann auch keiner gefangen und verkauft
werden." Die Minister hätten fahrlässig die Chance verspielt,
Fischen und Fischern zugleich eine langfristige Perspektive zu
sichern.
Die Entscheidung, die Fangquoten für den östlichen Bestand nur um
fünf Prozent abzusenken, unterläuft den erst im Juni nach langen
Verhandlungen verabschiedeten europäischen Management-Plan für den
Dorsch. Dieser sieht vor, die Quoten jedes Jahr um mindestens zehn
Prozent zu mindern. "Stattdessen geht die Überfischung weiter.
Auf Betreiben Deutschlands und Dänemarks dürfen in der östlichen
Ostsee jetzt 38.700 Tonnen eines Fisches gefangen werden, dessen
Bestand kurz vor dem Kollaps steht", sagt WWF-Expertin Schacht.
"Das ist, als würde einem Schwerverletzten die Erste Hilfe
versagt."
Die illegale Fischerei verschärft das Problem. Nach Schätzungen von
Wissenschaftlern fischen viele Länder 50 bis 100 Prozent mehr
Dorsch ab als erlaubt, ohne Strafen fürchten zu müssen. Derzeit
fangen polnische Fischer mit Rückendeckung Warschaus illegal Dorsch
und brechen damit wissentlich geltendes Gemeinschaftsrecht, denn die
EU-Kommission hatte Polen schon im Juli den weiteren Dorschfang
untersagt.
Der WWF fordert neben einem einjährigen Fangstopp und der strikten
Umsetzung des Management-Plans die EU zu einem entschlossenen Kampf
gegen die illegale Fischerei in der Ostsee auf. Neben verstärkten
Kontrollen schlägt der WWF vor, dass die illegalen Fänge dem
betreffenden Land im Folgejahr von der Fangquote abgezogen und
Fischerei-Subventionen gestrichen werden. Der WWF rät Verbrauchern,
auf Dorsch zu verzichten, bis der Fang nachhaltig geregelt ist.
Eine eine Pressemitteilung der FDP:
Happach-Kasan: EU bestraft legale Fischerei
Berlin, 24.10.2007.
Zur Einigung der EU-Fischereiminister über Ostsee-Fangquoten erklärt die schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete Christel HAPPACH-KASAN:
Die EU bestraft die legal fischenden Fischer. Die Festlegung der Dorschquote in der östlichen Ostsee mit einer Minderung von nur 5% muss von den polnischen Fischern als Belohnung für ihre dramatische Überfischung der Quoten verstanden werden. Die Piratenfischerei hat sich für Polen gelohnt. Die Zeche zahlen die deutschen Fischer, die eine Minderung der Dorschquote in der westlichen Ostsee um 28% hinnehmen müssen. Mit dieser Entscheidung wird jeder legal fischende Fischer vor den Kopf gestoßen. Die Bundesregierung hat erfolglos agiert und sich in der Ministerkonferenz nicht durchgesetzt.
Büro Dr. Christel Happach-Kasan, MdB
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Online-Redaktion FISCH & FANG / DER RAUBFISCH
E-Mail: thomas.kalweit@paulparey.de
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Smile
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von Smile » 24 Okt 2007 15:13
Ich habe dem Bundesminister für Umweltschutz geschrieben.
Der dicke Herr Gabriel mag sich auf Gletschern Grönlands publikumswirksam groß tun. Zuhause erledigt er seine Hausaufgaben nicht.
Es ist so wie es immer ist. Es wird ausgewogen reagiert. Das nutzt zwar niemandem - aber wen schert's.
Der Dorsch wird also mit großer Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang aussterben und hinter wird es dann wieder heißen 'Wer konnte das denn ahnen?'.
Bei der kurzen Zeit, die Themen heute in der Öffentlichkeit bleiben, ist es ja auch wurscht. Es geht ja nur noch darum mit möglichst wenig Profil die nächste Wahl zu gewinnen. Allen alles versprechen, sich anschließend möglichst bedeckt halten und dann auf das große Vergessen hoffen.
...."May the holes in your net be no larger than the fish in it. ~Irish Blessing"
Besser geht es ohne TSKH
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Paul Logen
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Beitrag
von Paul Logen » 24 Okt 2007 16:42
naja auch eine Senkung um 50% hätte nichts gebracht, solange Länder wie Polen einfach weiterfischen, was das Zeug hergibt ohne bestraft zu werden...Und ich denke, nicht nur Polen wird das so machen
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joscha
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von joscha » 24 Okt 2007 17:00
Was heutzutage eben auch noch ein Problem ist, sind die Netze. Zum Schutz des Dorsches wurde das Schonmaß heraufgesetzt, und eine größere Maschenweite vorgeschrieben, damit die kleineren Dorsche wieder entkommen können.
Leider sind die großen Dorsche nun mal nicht so sozial und lassen ihre kleinen Bruder nach außen, wenn sie das Netz spüren
Das heißt z.B., das für 50 Tonnen Dorsch bis etwa die dreifache (!!!) Menge an Fisch gefangen werden muss
Den bis man merkt, das die Fische untermaßig sind, sind diese schon längst tot. Und weil man die untermaßigen nicht verkaufen darf, werden diese ü+ber Bord geworfen, und das Fischen geht weiter

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greif
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Beitrag
von greif » 24 Okt 2007 20:20
Was erwarten wir von den polnischen Fischern. Wir haben auch jahrelang die Nord- bzw. Ostsee geplündert. Die Polen sind auf dem Stand wie wir vor 10 Jahren. Wir Deutschen können nicht erwarten, das dort sofort aufgehört wird. Welche Alternative haben die polnischen Fischer? So schlimm sich das anhört, ich kann die Polen teilweise verstehen. Wie lange haben wir in Deutschland diskutiert bzw diskutieren wir schon? Dieser Prozess wird auch in Polen einsetzen. Die Frage ist leider nur, ob der Dorsch dies überleben wird.
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Iceman1
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Beitrag
von Iceman1 » 24 Okt 2007 21:45
Wann werden die Fischer merken das wenn es so weiter geht in 10 Jahren Schluss ist mit dem Dorschfang, dann geht es auf die nächste Art los.
Ich für meinen Teil werde keinen Dorsch mehr Essen
Smile gebe mir bitte mal die E-Mail Adresse von Bundesminister für Umweltschutz.
Dem werde ich auch ein Paar passende Worte Schreiben.
Am besten man überhäuft das Bundesministerium mit Protest E- Mails.
Gruss Iceman

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Chinook
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Beitrag
von Chinook » 25 Okt 2007 10:22
Ich für meinen Teil werde keinen Dorsch mehr Essen
... in der Tat ein bewährtes Mittel. Angebot und Nachfrage regulieren.
Es ist schön den Niedergang des Dorsches zu bedauern und gleichzeitig das super Sonderangebot auf den Mittagstisch zu bringen. Wohlmöglich noch mit dem Baldrian-Argument "Na nun isser ja schon tot!".
Keiner muss sich einen Abbrechen beim Fischkauf mal die Herkunft zu hinterfragen. Beim Thuna gab es seinerzeit auch Bewegung in Sachen Treibernetze. Fisch ohne entsprechendes Siegel wurden nicht mehr gekauft.
Für meinen Teil esse ich ohnehin nur Fisch, den ich selber gefangen habe.
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Fischchen
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Beitrag
von Fischchen » 25 Okt 2007 19:32
und Sie reden und reden und reden ..........
wozu auch noch?
Es ist ist eh zu spät für meinen (unser ?) Ostseefreund , dem Dorsch.
Schuldzuweisungen sind an wen auch immer, wohl in den heutigem Tagen nur noch Armutsbezeugungungen hilfloser Menschen der Kreatur gegenüber.
Solange sich der kommerzielle und ,sportlich private' Fang finanziell lohnen hat der ,Ostseeleopard' keine Chance zum Überleben, das wissen aber alle Insider bekanntlich schon seit vielen Jahren
Aber keinen, aber auch wirklich gar keinen juckt dies wirklich.
Seit Jahren werden von Berufsfischern und den s.g. Sportfischern mangels geschlechtsreifer Fische Dorschbabies abgemetzelt.
Die Perversion gipfelt bei einschlägigen Fischrestaurationen im norddeutschen Bereichen seit vielenJahre mit den Angeboten von ,Babydorsch bzw. Babybutt'.
Ich selbst erlebe über Jahre das Gemetzel von Babydorschen in s.g. Schlachträumen am Langelandbelt, keinem dieser Babydorschfänger kommt der ernsthafte Gedanke der Reue , man zahlt viel Geld für Unterkunft und Boot, na ja, es passt schon.
Der Entscheidungsträger EU ist durch Lobbyismus handlungsunfähig, also war es dann dies mit den Dorschen.
Bliebe noch die Frage ob wir sogenannten Sportfischer, oder wie wir uns auch immer nennen wollen, uns dann in den Sumpf der Hilflosigkeit sulen oder spektakuläre Zeichen setzen?
???????????
Fischchen
???
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crock
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Beitrag
von crock » 26 Okt 2007 18:23
Ich würde mir auch wünschen, dass die bekannten Angelzeitschriften (zu der ich auch die F&F zähle) in Zukunft auf reißerische Dorschfangartikel und DVD-Beiträge in den nördlichen Meeren verzichten. Es ist ja nicht nur der Ostseedorsch, um dessen Bestände es problematisch bestellt ist. Natürlich holt ein einzelner Angler viel weniger Fisch aus dem Wasser als ein Fischerboot, aber wenn die Angler, wie in Norwegen, wie die Heuschrecken einfallen, angestachelt durch Beiträge in den oben genannten Fachmagazinen, dann macht (bekanntlicherweise) ein haufen Kleinvieh auch viel Mist...
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hodi
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Beitrag
von hodi » 28 Okt 2007 08:00
... und zwar ganz schön viel mist. Ich habe zwar keine Zahlen aber man kann ja mal grob schätzen.
Es gibt in der Ostsee 100 Angelkutter. Die fahren mit jeweils 20 Anglern raus. Jeder Angler fängt 5 Kg Dorsch.
Dann macht das 2000 Angler x 5 kg = 10.000 kg. Und das an, naja sagen wir mal 200 Tagen. 10.000 kg x 200 = 2.000.000kg Dorsch im Jahr. Also 2000 Tonnen Dorsch. Und dann haben wir noch Uferangler und die ganzen kleinen Boote...
Da brauchen wir Angler nicht über Berufsfischer schimpfen!
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Smile
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von Smile » 28 Okt 2007 11:26
Tja Hodi,
plötzlich müssen wir uns an die eigenen Nase packen. Ist schon überraschend was so ein paar Leute für einen Einfluß haben können. Rechnet mal den Aal durch . . .
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Eisangler
Beitrag
von Eisangler » 28 Okt 2007 14:34
Ganz nebenbei - die "Kabeljau" - Bestände in der Nordsee sollen sich, laut eines Berichtes in einer Zeitung, etwas erholt haben. (nach jahrelangen Fangbegrenzungen, bzw. Verboten)
Sofort wurden wieder höhere Fangquoten genehmigt - das zarte Pflänzchen also direkt wieder mit schweren Stiefeln getreten...
Der Mensch lernt´s nie...
Gruß
OLE
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