Bambusrutenbau

Flugangeln für Anfänger & Einsteiger

Moderator: Thomas Kalweit

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Chinook
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Beitrag von Chinook » 01 Nov 2005 20:54

Eigentlich gehe ich immer überinformiert an ein Sache ran, besorge mir Literatur, sammle im Internet und , und , und.
Diesmal war es anders und ich besuchte meinen ersten Rutenbaukurs für Gespließte in dem Vertrauen, dass mir schon alles wichtige zu Teil werden wird. Mein Lehrer und Meister in den folgenden vier Tagen war Rolf Baginski, einer von zwei professionellen Bambus-Rutenbauern in Deutschland, der, so kann ich vorwegnehmen, mir seine Kunstfertigkeit auf das aller Beste vermittelte und damit meine eingangs genanntes Vertrauen nicht enttäuschte.
Bambus, der Stoff, aus dem zwar nicht die Träume aber die Ruten sind, ist ein erstaunliches Gras. Von der Härte her, der Diamant unter den Gewächsen, von der Biegsamkeit her ein wahres Wunderwerk. Direkt zu Anfang räumte mein Lehrer mit dem Vorurteil auf, Bambusruten seien empfindlich und pflegeintensiv. Was ist da eindrucksvoller als auf eine gute Bambusrute mal ebenso draufzuspringen.
Und dann ging es auch schon los, vier pralle Tage mit einem ausgewogenen Verhältnis aus Theorie und Praxis: Materialkunde, Historie, Werkzeug und dessen Pflege, perfektes Schleifen von (Hobel)Eisen, Rutendynamik, Tuning, Geheimnisse, unterschiedlich Arbeitsstile einzelner Meister und natürlich hobeln, hobeln, hobeln, bis der Arzt kommt. Nicht ganz aber fast, denn Bambus ist sauscharf und wer den Rat des Meisters missachtet, keine Schutzhandschuhe anzieht, der zahlt Blutgeld. OK, im Nachhinein betrachte ich es als Innitation eines "Gildemitgliedes" mit drei prächtigen Schnittwunden nach Hause gefahren zu sein und bei stiller Betrachtung dieser, so ein gewisses Gefühl der Zugehörigkeit zu spüren. Aber was hat das alles für eine Bedeutung, wenn du am Ende die erste selbstgebaute Gespließte in der Hand hälst. Das Gefühl, nun, der WM-Titel 1990 war ein Dreck dagegen. Ein Grund: hätte mir jemand vor dem Kurs gesagt, dass die Spitze meiner fertigen Bambusrute knapp über einen Millimeter im Durchmesser ist, sich aus sechs Spließen à 0,18 mm in Form eines Hexagons bildet und das alles nur durch Hobeln entsteht, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Die Mythen, über Kursteilnehmer, die, nachdem sie einmal Blut geleckt hatten, ihren Job an den Nagel hängten, sind wohl wahr aber ich gehöre nicht zu diesen Kandidaten, ... zumindest vorerst nicht.
Übrigens wer glaubt Gespließte haben nur Vertreter bei den Fliegenruten der irrt, eine gespließte Spinnrute konnte ich auch bewundern.

Freunde, ihr dürft Bam-Bu zu mir sagen ;-)

[ 01. November 2005: Beitrag editiert von: Chinook ]

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Hartmut
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Beitrag von Hartmut » 01 Nov 2005 21:45

Herzlichen Glückwunsch zu Deiner besonderen Fliegenrute, ich wünsche Dir damit viele schöne Stunden am Fischwasser und erlebnisreiche Träume beim Betrachten.

Dein Bericht liest sich wie ein Drehbuch Chinook, gibt es einen Film dazu?

Bis jetzt habe ich nur runde Blanks verarbeitet, doch das Gefühl, mit einer selbst gebaute Rute zu fischen, kann ich gut nachempfinden.

Auf welchen Namen taufst Du sie? Hansa-Rohr oder Bambus-Schnitte oder Nimbus 2005?
Ich bin wie immer saumäßig neugierig.

Viele Grüße

Hartmut

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Chinook
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Beitrag von Chinook » 01 Nov 2005 23:34

Hartmut, du verstehst mich! Ja, der Namen ist ein zentrales Element des Rutenbaus. Wichtig, wie eine Schiffstaufe.
Hansa-Rohr? Nicht schlecht! Nun, nachdem ich "Have no Break" verworfen habe steht "Lady H. No 1" und "7' #4 2005" auf dem Blank.
Einen Film gibt es nicht aber Bildmaterial satt für eine Fotostory.

[ 01. November 2005: Beitrag editiert von: Chinook ]

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Beitrag von Werner B. » 02 Nov 2005 01:10

Hallo,
ich wünschte, ich hätte die Zeit, mich dem kontemplativen Bau einer kurzen, flinken Bambusgerte zu widmen. Die Restaurierung einer Gespließten, die ich auf einem Flohmarkt erstanden habe, ist meine einzige Erfahrung in der Richtung. Bislang bin ich leider erst dazu gekommen, mir aus ganz gewöhnlichen Kohlefaserblanks eine Rute aufzubauen, die mein Begleiter in den ersten Jahren meiner Lehrzeit war, bis sie brach.
Dir Chinnok wünsche ich- ein wenig neidisch- viel Wurfvergnügen mit dem Schmuckstückchen und verate dir, wenn du ganz lieb bist, ein Gewässer in NRW ( Nähe von Köln ist doch richtig für dich ? )Welches einer solchen Rute würdig ist und dem man nur dann entsprechen kann, wenn man mit einem kurzen Rütchen unter überhängendem Gebüsch und Bäumen dort dem natürlich gewachsenen Forellenbestand nachzustellen fähig ist.

[ 01. November 2005: Beitrag editiert von: Werner B. ]
Gruß Werner
Die Lage ist ziemlich unkomfortabel

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Thomas Kalweit
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Beitrag von Thomas Kalweit » 02 Nov 2005 11:24

@Chinook: Schön, dass hier noch ein Splitcane-Fetischist im Forum ist!

Ich habe mir kürzlich eine legendäre Gespließte. die "Richard Walker Mk. IV Avon" von B. James, zugelegt (und dafür eine gespließte Scottie Karpfenrute von Sharpes verkauft). Die Avon-Rute wurde von einem englischen Profi vollrestauriert und wartet gespannt auf die ersten Winterdöbel [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img].

Ich habe mir vor Jahren einmal eine gespließte Rotaugen-Rute restauriert. Beim Drillgefühl kann kein anderes Material mithalten. Es gibt übrigens ein tolles, deutsches Buch zum Gespließtenbau: Bastelbuch für Sportfischen (Hager/Lorenz) aus den 50-er Jahren. Findet man hin und wieder antiquarisch bei amazon oder ebay.
Online-Redaktion FISCH & FANG / DER RAUBFISCH
E-Mail: thomas.kalweit@paulparey.de

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Beitrag von Chinook » 02 Nov 2005 12:22

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... wenn du ganz lieb bist ...
War ich das nicht immer, Werner, mein Gutster?

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Schön, dass hier noch ein Splitcane-Fetischist im Forum ist!
Langsam, langsam, lieber Thomas! Noch sehe ich mich als Novize. Es müssen noch einige Hürden bei Seite geräumt werden:
1. Keller entrümpeln und Platz für Werkbank schaffen (mäßiger Schwierigkeitsgrad).
2. Frau überzeugen, dass für mich nur dieser einzige Putzhobel mit den echten Ron-Hock-Eisen im Werte von rund 140 € in Frage kommt (je nach Mondphase leichter bis hoher Schwierigkeitsgrad und Gott-Sei-Dank is jo scho wieda Weihnachten).
3. Werkhilfen basteln (z.B. Trockenofen). Schwierigkeitsgrad unvorhersehbar.
4. Materialien ordern (teilweise sehr hoher Schwierigkeitsgrad).
5. Das Internet (u.a. wegen Taper) plündern (leichter Schwierigkeitsgrad aber Zeitintensiv).

Mal so nebenbei: wusstet ihr, dass die Schlangenringe aus dem gleichen Draht, wie die Zahnspange sind? Also Finger aus dem Mund von Töchterchen oder Söhnchen!

Wer sich einfach mal etwas mehr informieren möchte schalte sich mal bei Langer & Langer rein. Die haben übrigens auch eine sehr liebevoll gemachte DVD rausgebracht.

Bis denne!

P.S. Um Nachfragen vorzubeugen: Nein, meine Non-Bamboo-Ruten stehen nicht zum Verkauf!

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Beitrag von greif » 02 Nov 2005 16:57

Das mit dem Draht war schon bekannt. Die Verarbeitung ist alles andere als leicht. Habe mir div. Kleinteile( Spinnstangen, Spinner etc.) von meiner besseren Hälfte biegen lassen( gelernte Zahntechnikerin und angehende Zahnärztin)So viel Präzision hätte ich alleine nicht hinbekommen. Sie hat dazu alleine 10 verschiedene Zangen benutzt.
Was ist langweiliger als Angeln?........ Beim Angeln zuschauen!

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Beitrag von Karsten » 02 Nov 2005 20:54

Hallo!
Ich lese hier immer Bambus. Jezt mal eine Frage: Meines Wissens wird doch zum Bau von Gespließten Tonkin verwendet? Das soll etwas dickerwandig als bambus sein und sich deshalb leichter verarbeiten lassen. Bin ich da richtig?
Gruß Karsten
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Beitrag von Chinook » 02 Nov 2005 22:48

Tonkin ist eine Bambusart. Es gibt ca. 1500 verschieden Bambusarten. Tonkin ist die einzige, die zum Rutenbau wirklich taugt. Genauer gesagt ist Tonkin eine chinesische Provinz, wo der Rutenbambus (und nur da) wächst.
So gab es in den 60ern durch den Vietnamkrieg und der chinesischen Solidarität eine echte Rutenkrise in der Welt.

Gruss Chin Ping Nok

[ 02. November 2005: Beitrag editiert von: Chinook ]

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