Verurteilt wegen Fischbesatz

Was geschieht gerade wo, wie und warum?

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Thomas Kalweit
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Verurteilt wegen Fischbesatz

Beitrag von Thomas Kalweit » 12 Okt 2006 11:51

Andere Länder, andere Sitten: In England wurde der Vorsitzende eines Angelvereins zu 1.000 Pfund Strafe (ca. 1.600 Euro)verurteilt, weil er einen Fischbesatz durchgeführt hat.

In England ist Fischbesatz überhaupt nur in Ausnahmefällen nach behördlicher Genehmigung erlaubt. Man will so die Ausbreitung von Fischkrankheiten und die Veränderung der Fischbestände verhindern.

In Nordrhein-Westfalen ist der Fischbesatz übrigens auch verboten. Nur bei beeinträchtigten natürlichen Fortpflanzungsmöglichkeiten und nach Fischsterben darf besetzt werden - und das ist ja in NRW überall der Fall. Also: Lasst die Fischtransporter rollen... [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]
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Beitrag von myArt » 12 Okt 2006 11:56

... na Prima ! Dabei wissen Wir doch alle das kaum ein Gewässer, sich durch Natürliche Fortpflanzung mehr generiert !?

Und da war da auch noch diese Aussage:

Beim Erwerb einer Rheinkarte: bekommt man gesagt, das für jeden Fisch der in die Statistik eingetragen wird, 3 neue Fische besetzt werden [img]images/smiles/icon_confused.gif[/img]
Beim Tanzen tritt man sich öfter mal auf die Füsse, bricht aber deshalb nicht gleich den Abend ab und geht nach Hause.

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Thomas Kalweit
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Beitrag von Thomas Kalweit » 12 Okt 2006 12:00

Wir haben in unserem Verein von der Fischereibehörde die Vorgabe bekommen, dass maximal 1/3 der in der Fangstatistik erfassten Fische besetzt werden dürfen. Andere Bundesländer, andere Sitten...

In Bayern müssen beispielsweise jährlich massig Kleinkarpfen besetzt werden (auch bei einer bestehenden Karpfenplage im Gewässer). Damit sollen die Teichwirte unterstützt werden... Hat mir jedenfalls mal ein Vereinsvorsitzender erzählt.
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Verurteilt wegen Fischbesatz

Beitrag von Georg Baumann » 13 Okt 2006 02:16

Die ganze Besatzpolitik ist ja eh hoch umstritten. Ich habe mal mit Prof. Dr. Schreckenbach gesprochen, der ein renommierter Fischereibiologe ist. Er meinte, dass in den meisten Fällen der Besatz sogar kontraproduktiv ist, da man so nur unnötig den Konkurrenzdruck erhöht. Ergebnis: Schwache, gestresste Fische, die anfällig sind für Krankheiten, etc. Viel effektiver sei es, den Lebensraum zu verbessern, so dass die Arten sich natürlich fortpflanzen können. Aber das ist in den Vereinen kaum durchzusetzen, denn sobald mal etwas schlechter gefangen wird, schreien alle sofort nach Fisch.
Immer dicke Fische!
Georg

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Beitrag von Jondalar » 13 Okt 2006 18:06

@ Georg
Da bin ich ganz Deiner Meinung. Die Gewässer zu pflegen und wieder in den ursprünglichen Zustand bringen sollte eigentlich unser aller Anliegen sein. Die Einstellung vieler Vereinsmitglieder ist eben die, dass wenn schon so viel Geld für den Jahresbeitrag und die Angelkarte gezahlt wird, die Fischausbeute eben höher sein muss. Also mehr Fische einsetzten, damit die Mitgliederzahlen nicht stagnieren. Ich werde mir nächstes Jahr die Karte für den Vereinsweiher sparen. Das was dort am Anfang des Jahres abgeht, erinnert mich stark an Put&Take.
Grüsse von der Donau

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Beitrag von Hartmut » 13 Okt 2006 23:44

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>..erinnert mich stark an Put&Take.

<HR></BLOCKQUOTE>

So ist es und dabei wird oft sehr verächtlich das Wort "Forellenpuff" angewendet, obwohl in den meisten Vereinsgewässern die gleichen Verhältnisse herrschen.
Man sehe sich nur die Augen der Fischer an, wenn im Herbst kapitale Zander besetzt werden. Obwohl der größte Teil dieses Besatzes verendet ist doch der Funken Hoffnung in den Anglerherzen gepflanzt, dass es am Ende der Angelschnur kapitale Fische gibt - schließlich wurde es mit eigenen Augen gesehen.

Als heimlicher Taucher mit einer kleinen Pressluftflasche ausgerüstet fand ich dann im kommenden Frühjahr die verwesenden Zanderleichen auf dem Grund des Baggersees. Das spielt keine Rolle, denn der gesehene Besatz lebt in den Herzen der Angler weiter und schürt die Hoffnung auf die Chance, dass der teure Jahresbeitrag irgendwann als großer Fang an der Angeschnur hängt.

Mir ist es in Fleisch und Blut übergegangen, dass es oft lange dauert und auch mit einigen Rückschlägen verbunden ist, bis endlich die Superernte sicher im Speicher und in der Flasche ist. Dieses Wissen ist den "Industriemenschen" abhanden gekommen. Schließlich erwartet man eine entsprechende Gegenleistung für sein gutes Geld und das möglichst sofort, doch unsere Natur richtet sich nach anderen Gesetzen und ordnet sich nicht den Gesetzen der Marktwirtschaft unter.

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Beitrag von Harry1 » 14 Okt 2006 01:59

Wie sieht dann das optimale Fischgewässer aus?


Am besten ein sehr großes altes Gewässer mit möglichst wenig Anglern und einem guten Futterfischbestand.
Dann läuft alles wie von selbst. [img]images/smiles/icon_cool.gif[/img]
mfG. Harry1

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Beitrag von Jondalar » 14 Okt 2006 12:34

Ja das ist schon mal der richtige Ansatz. Aber es müssen ja nicht unbedingt alte Gewässer sein. Vielmehr sollten die Besatzmaßnahmen geändert werden. Die Wasserqualität ist in vielen Gewässern gut. Wichtiger ist es einen Bestand aufzubauen der sich selber fortpflanzen kann. Dazu sind eben Schonstrecken und Laichzonen nötig, die es in vielen Gewässern nicht mehr gibt. [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img]

[ 14. Oktober 2006: Beitrag editiert von: Jondalar ]
Grüsse von der Donau

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Beitrag von Georg Baumann » 14 Okt 2006 12:36

@Harry: Wenn der Lebensraum stimmt, vertragen Gewässer auch eine gewisse Entnahme. D.h., gute Gewässer vertragen auch viele Angler. Allerdings lernen die Fische und es wird schwieriger, die Burschen zu erwischen. Und natürlich soll das kein Freibrief sein, wahllos jeden Fang abzuschlagen, denn ein toter 90er wird garantiert nicht mehr zum ersehnten Meterhecht.
Immer dicke Fische!
Georg

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Beitrag von Georg Baumann » 14 Okt 2006 15:23

Dazu kann ich genau die passende Geschichte beisteuern. Vor einiger Zeit habe ich recht intensiv an Tonstichen geangelt. Glasklares Wasser mit einem guten Hecht-, Barsch- und Schleienbestand sowie viel Weißfisch. Die Jungs aus dem Verein wollten aber unbedingt Karpfen angeln. Die wurden zwar schon regelmäßig besetzt und unter den Cracks galten die Stiche sogar als Geheimtipp, aber das war nicht genug. Also hat die Vereinsführung dann auf massiven Druck einen (Gott sei Dank nur einen!) der Stiche mit Karpfen besetzt, dass es nur so kracht. Da nicht ausreichend Futter vorhanden war, wurde mit Getreide zugefüttert. Nach 2 Jahren wurde der See dann freigegeben, und das große Schlachten konnte beginnen. Echt pervers - von einem Hegegedanken kann ich da nix entdecken.
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Beitrag von Hartmut » 14 Okt 2006 17:21

@Harry,
mein optimales Fischgewässer könnte für Dich unattraktiv sein und umgekehrt. Mit künstlichen Maßnahmen lassen sich nur unter großem Aufwand Traumgewässer herstellen.

Ich bin davon überzeut, dass wir mit dem Rückbau von vergewaltigten Fließgewässern und einer weiteren Reduzierung von Schadstoffeinträgen bessere Voraussetzungen für eine natürliche Fortpflanzung unserer Fische schaffen können. Die Erholung der Barben, Rapfen, Wels und Zanderbestände im Rhein und seinen Nebenflüssen ist dafür ein gutes Beispiel.

Falscher Besatz, sowie Überbesatz schädigen den fischereilichen Ertrag mehr, als dass er den Fischern nützt.

Nach meinen persönlichen Erfahrungen reicht ein Stützbesatz mit Sömmerlingen aus, um einen guten Fischbestand in einem Gewässer zu erhalten. Falls die Bedingungen für die besetzten Fische nicht passen, hält sich der Schaden durch einen Besatz mit Sömmerlingen in Grenzen.
Andererseits entwickeln sich Sömmerlingen in wenigen Jahren zu beachtlichen Fischen, wenn die Bedingungen stimmen.Bis die Meterhechte heranwachsen braucht es ein wenig -mehrere Jahre- Geduld, doch wer hat heute noch G.....

Natürlich kann ich nicht in wenigen Sätzen darlegen, wie ich mir eine längerfristige Besatzmaßnahme vorstelle und mit welchen Methoden ich vorgehen würde. Dafür gibt es schließlich anerkannte Fachleute - doch die findet man leider selten in Fischereivereinen.

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Beitrag von Jondalar » 14 Okt 2006 21:48

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Dafür gibt es schließlich anerkannte Fachleute - doch die findet man leider selten in Fischereivereinen.
Doch wer nimmt die denn schon ernst wenn es darum geht etwas für die Natur zu tun. Schließlich wird jedes Jahr der Jahresbeitrag pünktlich überwiesen.

Die alten Säcke in unserem Verein vertreten eher die Meinung was jetzt schon 35Jahre funktioniert hat, braucht nicht geändert zu werden. Doch das schon Jahrelang keine Kapitalen mehr gefangen werden, wollen die gar nicht sehen. Viel wichtiger ist, das Geld in der Vereinskasse ist, mit dem dann so sinnlose Projekte wie Zuchtanlagen und der Gleichen finanziert.

[ 15. Oktober 2006: Beitrag editiert von: Jondalar ]
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Beitrag von Harry1 » 14 Okt 2006 22:26

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Georg Baumann:
<STRONG>@Harry: Wenn der Lebensraum stimmt, vertragen Gewässer auch eine gewisse Entnahme. D.h., gute Gewässer vertragen auch viele Angler. Allerdings lernen die Fische und es wird schwieriger, die Burschen zu erwischen. Und natürlich soll das kein Freibrief sein, wahllos jeden Fang abzuschlagen, denn ein toter 90er wird garantiert nicht mehr zum ersehnten Meterhecht.</STRONG><HR></BLOCKQUOTE>

Wo man jetzt eine Bilanz haben müßte, wieviel % der Angler wieviel Fische entnehmen.
Bei hoher Entnahme der Angler spielt die Zahl der Angler und die Gewässergröße natürlich eine Rolle.
Wenn ich an die Poldern in Holland denke sieht es mit dem Hecht ja anders aus, weil der Hecht nicht entnommen wird.
In Schweden dagegen gibt es so viele große Gewässer und im Verhältnis dazu wenig Angler das der Fisch sich selbst reproduziert und das Gleichgewicht mit der Entnahme von Fisch stimmt.
Hier in Deutschland gibt es wohl fast kein Gewässer wo so etwas annähernd mit der Reproduktion der Fisch funktioniert und trotzdem gute Fänge möglich sind.

[ 14. Oktober 2006: Beitrag editiert von: Harry1 ]
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Beitrag von Harry1 » 14 Okt 2006 22:39

@ Hartmut, ob der Rhein ein gutes Beispiel für einen guten Fischbestand ist wage ich zu bezweifeln.
Wenigstens die Größe des Gewässers paßt zu der Anzahl der Angler, wenn man nicht nur auf die Anglerzahl in den bevölkerungsdichten Gebieten hier in NRW schaut.
Aber einen guten Raubfischbestand stelle ich mir trotzdem etwas anders vor.
Zwar werden jedes Jahr im Rhein einige kapitale Fische gefangen (wegen der guten Angler meist in NRW), aber im Verhältnis zur Zahl der Angler und der Gewässergröße doch eher sehr sehr sehr Bescheiden. [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]

[ 14. Oktober 2006: Beitrag editiert von: Harry1 ]
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Beitrag von Harry1 » 14 Okt 2006 22:43

[ 14. Oktober 2006: Beitrag editiert von: Harry1 ]
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