Vom Schädling zum Schützling

Was geschieht gerade wo, wie und warum?

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Beitrag von Thomas Kalweit » 21 Sep 2006 18:50

Die Wissenschaftler streiten sich übrigens noch darüber, ob der Wels natürlicherweise im Rheinsystem vergekommen ist. Zum Beispiel gibt es historische Unterlagen von Fängen aus den Niederlanden und vom Niederrhein.

Dass Welse aber nur Schleien fressen ist ein Märchen. Die Art ist überall im Rückgang begriffen, weil die typischen Lebensräume (Altarme mit ausgedehnten Wasserpflanzenbeständen) immer seltener werden.
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Beitrag von Flo86 » 21 Sep 2006 20:34

Deswegen habe ich ja ja auch "z.B." geschrieben, weil es ein Beispiel ist, wofür der Waller nachweislich "mit"verantwortlich ist [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img] . Bei anderen Arten dürfte das ähnlich aussehen, angeblich wurden jetzt an einigen ABschnitten schon Rotaugen besetzt [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] .
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Beitrag von Jondalar » 21 Sep 2006 23:14

Egal ob Hecht oder Waller. Beide sind ein Teil des Ökosystems. Wenn wir der Natur die Chance geben, findet sie einen Weg und alles kommt wieder ins Gleichgewicht. Wenn es so viele Wallerverseuchte Gewässer gibt, müssten die schon alle leer sein. Bei uns im Verein gibt es einen See an dem wird gerade eine Welsjagd abgehalten. Seit März ist dort alles erlaubt um an die Welse zu kommen. Bis jetzt wurde aber nur ein einziger Wels gefangen.
Manchmal bekommen die Dinge eine Eigendynamik die mir schon ein wenig angst macht.

[ 21. September 2006: Beitrag editiert von: Jondalar ]
Grüsse von der Donau

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Beitrag von Hartmut » 21 Sep 2006 23:33

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Die Wissenschaftler streiten sich übrigens noch darüber, ob der Wels natürlicherweise im Rheinsystem vergekommen ist. Zum Beispiel gibt es historische Unterlagen von Fängen aus den Niederlanden und vom Niederrhein.
Wenn wir die Staustufen und Verbauungen unserer Fließgewässer schleifen und den Schmutz-, Nährstoff- und Giftstoffeintrag deutlich reduzieren, bekommen unsere Kindeskinder vielleicht wieder Zustände, die den ursprünglichen Gegebenheiten entsprechen.
Ich bin der Ansicht, dass sich unsere stark veränderten Flüsse nicht mehr mit dem einstmals natürlichen Flußlauf vergleichen lassen. In den Staustufen und begradigten Fließsstrecken (Flussvergewaltigung) finden logischer Weise andere Fischarten einen ökologischen Vorteil, als im natürlichen unverbauten Zustand eines Flusses.
Weiterhin bin ich der Ansicht, wenn Fische zu kapitalen Exemplaren heranwachsen, gibt es das Gewässer her, sonst würden Welse, Hecht und Co nur in Kümmerformen gefangen.

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Beitrag von Jondalar » 21 Sep 2006 23:37

Genau meine Meinung. Wir müssen einfach bessere Rahmenbedingungen für den Fluß als Ganzes schaffen. Dazu ist so ein Zwischen Schonmaß doch eine wirklich gute Idee. [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]
Grüsse von der Donau

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Beitrag von Hartmut » 22 Sep 2006 00:00

Gerade bei diesem Thread bin ich der Ansicht, dass der Zwang für eine vernünftige Information auch über den Vorbereitungslehrgang zur Fischerprüfung erfolgen könnte!

Vorausgesetzt, die Lehrgangsleiter sind genügend geschult und haben das Interesse, neue Erkenntnisse zu vermitteln.

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Beitrag von Thomas Kalweit » 22 Sep 2006 10:20

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR> Weiterhin bin ich der Ansicht, wenn Fische zu kapitalen Exemplaren heranwachsen, gibt es das Gewässer her, sonst würden Welse, Hecht und Co nur in Kümmerformen gefangen.
<HR></BLOCKQUOTE>

In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden Hechte so groß, wie nirgendwo sonst auf der Welt. Woran das liegt? Es liegt an der intensiven Entnahme dieser Arten in den drei Ländern - einzelne Exemplare können dann ohne Nahrungkonkurrenz zu regelrechten Riesen heranwachsen.
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Beitrag von Flo86 » 22 Sep 2006 13:35

@Jondalar: Bei uns wird deutlich mehr als nur ein Wels gefangen [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] . Ein Bekannter von mir fängt z.B. im Sommer fast wöchentlich Welse zwischen 1,20 und 1,70. Des einen Leid ist also des andern Freud
[img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] .
@All: Es war nie meine Absicht, die Waller zu verteufeln, ich wollte nur nicht, dass Welse und Hechte über einen Kamm geschert werden.
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Beitrag von Optimist » 22 Sep 2006 13:59

Drehen wir uns nicht irgendwie im Kreis mit unserer Diskussion ?
Großhechte sollen geschont werden. Die wachsen aber nur wegen intensiver Entnahme zu dieser Größe an.

Das einzige was mich stört, ist die Diskussion über den Wels. Meine persönliche Meinung ist, daß diese Fischart wirklich eine Plage für unsere Gewässer ist.

Sehr oft habe ich aus Vereinen mitbekommen, daß die Welse heimlich eingesetzt worden sind. Das größte Problem ist: Wenn sie sich einmal aklimatisiert haben, räumen sie zuerst auf mit unseren heimischen Fischarten, was wir als Angler nur mitbekommen, wenn wir keine Fische mehr fangen.

Es ist richtig, in großen Flüssen fällt das nicht so schnell auf - jedoch wenn die sich einmal vermehrt haben, bleibt uns Anglern nur die Möglichkeit, diese Fischart zu fangen, da es die anderen nicht mehr bzw. ganz wenig gibt.

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Beitrag von Optimist » 22 Sep 2006 15:05

Thomas - Klar, in jedem Gefässer, in dem Friedfische sind, sollen auch Räuber drin sein.
Der Hecht ist eine heimische Fischart, wogegen der Wels aus den südlichen Ländern eingeführt wurde (oder sich von alleine in unsere Gewässer verbreitet hat).

Also meine Diskussion hinsichtlich Wels geht z. B. von kleinen Baggerseen bis zu kleinen Flüssen, in denen die Welse auch vorkommen.

Selbstverständlich, wenn Du Po oder Ebro zum Vergleich nimmst - ich habe nichts dagegen, wenn der Wels im Rhein vorkommt. Ebro oder Po kann man nur mit Rhein oder Donau vergleichen. Wobei der Rhein erst seit einigen Jahren die Wasserqualität -was Po und Ebro seit Jahren haben- erst jetzt erreicht.

Ich habe aber etwas dagegen, wenn in einem kleinen Baggersse bzw. Fluß/Bach Hechte und Welse eingesetzt bzw. vorkommen.
Für ein kleines Gewässer (Wupper/Sieg oder kleine Baggerseen) ist dies entschieden zu viel.

Ich kann mir gut vorstellen, daß jeder von uns mal einen kapitalen Fisch fangen möchte und die Tendenz geht hin zu immer "größeren" Fischen.
Wobei man die heimischen "alten" Fischarten, z.B. Bachforellen und Äschen total vernachlässigt.

Wenn ich zurückdenke: Vor dreißig Jahren haben wir in der Wupper mehr Äschen als Forellen gehabt. Seit Jahren gibt es keine einzige Äsche mehr.
Es hat sich aber herausgestellt, daß Welse vorhanden seien.

Und gegen einen solchen (illegalen ?) Besatz richtet sich meine Meinung.

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Beitrag von Thomas Kalweit » 22 Sep 2006 16:01

Tjaja, unsere Gewässerökosysteme sind so unendlich kompliziert - und jeder Angelverein darf mit Besatz dran herumpfuschen. Das kann leider nur schiefgehen... Eine Entnahmeregulierung durch ein Zwischenschonmaß würde viel Besatz ersparen, die Gewässerwarte der Republik könnten so weniger "Böcke schießen".

Auch ich habe schon in einem Äschenbach Spiegelkarpfen gefangen, auch in meinem Verein schreien alle Mitglieder nach Graskarpfen... leider wird oft besetzt, was die Mehrheit fangen will - und nicht das, was fürs Gewässer gut wäre.
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Beitrag von Optimist » 22 Sep 2006 16:11

Thomas - Was mich interessieren würde: Du sprichst von Zwischenschonmaß. Es wäre nicht schlecht, wenn Du Deine Vorstellungen in einem Beitrag erläutern würdest.

Ich gehe davon aus, daß das nicht nur für mich interessant ist, sondern auch für andere.

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Beitrag von Thomas Kalweit » 22 Sep 2006 16:25

@Optimist: Ich beziehe mich auf den ersten Beitrag dieses Threads. Hier alle Infos: http://www.fischundfang.de/456,1364/
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Beitrag von Hartmut » 22 Sep 2006 16:31

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
... leider wird oft besetzt, was die Mehrheit fangen will - und nicht das, was fürs Gewässer gut wäre.
Bravo Thomas, Du beschreibst mit 5 Zeilen das gesamte Geschwür unserer Besatzpolitik.
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Beitrag von Pike66 » 22 Sep 2006 16:57

Hallo Thomas,
was den Graskarpfen betrift hab ich mal ne Frage.Mein Verein will Graskarpfen in einen Bach mit etwa 6-7m breite und ner Durchschnittlichen Tiefe von ca. 1,20m setzen.Kann sich das, und wenn wie negativ auswircken?
Gruß
Pike66

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