Lieber Bundyman!
Wir eine sehr lange Antwort, weil ich nicht weiß, wie man das gescheit portioniert. Zuerst einmal die persönlichen Dinge.
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Ach Goettchen, ebenso schoen waere es, wenn sich jeder, der an einem Diskussionsforum teilnimmt, sich mit den technischen Gegebenheiten *vorher* erstmal vertraut macht. Also immer schoen locker bleiben...
Ich habe in meinem ersten Beitrag erklärt, dass ich nie vorher in so einem Forum was geschrieben habe und mit der Technik schlecht zurechtkomme. Aber ich bemühe mich zu lernen.
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BTW: Eventuell koenntest du dir ein bisschen die Muehe machen, dich zu informieren, was gemeinhin zum siezen in Diskussionsforen geschrieben wird?
Sorry, hab da keine Ahnung gehabt. Unabhängig davon, ich komme aus einer Zeit, wo man und eingetrichtert hat, erwachsene Personen zuerst einmal mit "Sie" anzureden, weil "du" wäre respektlos. Na, Konventionen ändern sich. Ich habe kein Problem, wenn mich jemand mit "du" anredet oder mit "du" zu antworten. Aber beim Erstkontakt - beispielsweise möchte ich heute auch einen Kommentar an Herrn Kalweit, den Moderator dieses Forums schreiben, und "Sehr geehrter Herr Kalweit" käme mir da weit leichter über die Lippen (bzw. über die Tastatur) als "Lieber Thomas".
Wie auch immer - nun zum Inhaltlichen. Deine ursprüngliche Frage war:
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BTW: hat eigentlich irgendjemand Zahlen, die belegen, in wieweit der Kormoran sich der Dezimierung des Fischbestandes in irgendeiner relevanten Dimension schuldig macht?
Ich hätte gleich zur Klärung die Frage stellen sollen: Bitte schreib mir, was aus deiner Sicht ein "relevante Dimension" ist.
Das ist ernsthaft. Wissenschaftliche Studien sind wertneutral. Sie stellen nur fest "vorher waren soviele Fische drin" - "nachher waren es soviele". Ob das nun ein 'Schaden' oder ein 'Nutzen' ist, das sind menschliche Bewertungs-Kategorien, und da gibt es die unterschiedlichsten Perspektiven.
Wenn jemand glaubt, in einem Gewässer sind zuviele Weßfische drin, und die Kormorane fressen da 30% heraus, wird er sich freuen (diese Fälle gibt's!).
Andererseits, für einen Fischereiverein, der ein Äschengewässer bewirtschaftet - eher keine Freude.
Und ein sehr kluger und sympathischer slowakischer Vogelschützer hat mir einmal gesagt, er glaubt schon, dass Kormorane 70% aus der Waag herausfressen können - aber für ihn ist das kein Grund,was dagegen zu tun. Aus seiner Perspektive in Ordnung -
er hat keinen Schaden. In einem Nationalpark ist es natürlich auch kein Schaden.
Also, ich halte es für wichtig, dass man diese Fragen gleich am Beginn abklärt, sonst dreht sich die Diskussion im Kreis. Hab' mir halt nur gedacht, in einem Anglerforum kann man davon ausgehen, dass die Sicht von Anglern und Fischereivereinen im Vordergrund steht.
Du hast schon recht, ich habe in meiner ersten Antwort erkennbarverärgert reagiert, weil ich gespürt habe, dass in der Frage ein provokanter Unterton mitschwingt. Aber halte mir bitte zugute - ich habe deine Frage beantwortet und Zahlen genannt. Es waren nur Zahlen aus Österreich, simpel aus dem Grund, weil ich Österreicher bin, und die Zahlen hatte ich relativ leicht parat - für deutsche Untersuchungen hätte ich vom PC aufstehen und im Archiv herumsuchen müssen.
Daraus kann man aber nicht schließen, dass es aus Deutschland keine solchen Untersuchungen gäbe. Ich liefere dir hiermit zwei Beispiele nach, die ich auch methodisch für besonders überzeugend halte:
1. Ahr(Schwevers & Adam 1998): Die Ahr ist ein linkseitiger Nebenfluss des Rheins, mit weitgehend natürlichen Strukturen, Wasserqualität I-II, die Fischfauna umfasst 20 Fischarten, untersucht wurden die unteren 60 km.
Herbst 1994 (vor erstem Kormoraneinflug): Fischbestand 100%.
Herbst 1995 (nach 1.Kormoranwinter): Fischbestand 47%
Herbst 1996 (nach 2. Kormoranwinter): Fischbestand 26%
Dabei sind die Rückgänge nach Fischarten und Größenklassen sehr unterschiedlich: Am stärksten betroffen Äschen und Fische zwischen 15 - 40 cm, am wenigsten die Koppen - ganz so, wie aufgrund der Jagdweise der Kormorane zu erwarten. Details dazu liefere ich gerne auf Anfrage.
2. Situation Äsche in Thüringen: Hier gebe ich nur die Adresse an, wo man den Gesamtbericht finden kann. Ich denke, jeder der sich für die Frage wirklich interessiert, sollte das lesen. Nicht zuletzt die Vogelschützer und NABU-Funktionäre.
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Aber nachfragen werd ick schon duerfen, wenn die gesammelten Infos irgendwie nicht stimmig sind?
Klar. Aber nicht gleich von vornherein annehmen, dass die Sachen falsch sind.
Dein Einwand, dass die Verhältnisse an österr. Gewässern nicht mit der deutschen Situation vergleichbar sind,stimmt nur sehr bedingt. Also Forellen- und Äschenflüsse im Alpen- und Voralpenraum schauen in Bayern, in der Schweiz in Frankreich, Slowenien, Südtirol ziemlich gleich aus. Und tatsächlich zeigen Studien aus diesen Ländern fast bis ins Detail gleiche Ergebnisse.
Klar, auf große Tieflandseen ist das nicht übertragbar. Nehme an, die Zahl, die da unter deinen Beiträgen steht, ist eine Postleitzahl - habe nachgeschaut, das wäre Berlin. Also, da kenne ich keine Zahlen, aber natürlich ist klar: An großflächigen Gewässern sind die Fischverluste sicher nicht so dramatisch wie an mittleren und kleinen Gewässern.
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... ick kann eben nicht glauben, dass die Kormorane ... den Bach bis auf den letzten Fisch leerfraßen ..
Also, da müsstest du nicht so vorsichtig formuliere. Da kann man ruhig sagen: Ick bin
sicher, dass die Kormorane nie ein Gewässer zu 100% leerfressen können. Aber das war ja nicht deine ursprüngliche Frage. Hättest du gleich gefragt:
"Hat wer Zahlen, die nachweisen, dass Kormorane Fischbestände zu 100% herausfressen?" , hätte wir uns die Mühe sparen können.
Danke im übrigen für den Hinweis auf die NABU-Seite. Ist zwar sehr speziell, aber es gibt da ein paar amüsante Einblicke, wie die mit wissenschaftlichen Daten umgehen - unter anderem üben sie Kritik an einer Publikation, die ich gut kenne, und wo aus der NABU-Formulierung eindeutig hervorgeht, dass sie die gar nicht gelesen haben. Vielleicht schreib ich da was in einem extra Diskussionsbeitrag.
Grüße
Franz