Lieber latscho!
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Ich würde das sogenannte "Kormoranproblem" nicht überdramatisieren. Sitze oft genug am Rhein und sehe bestimmt regelmäßig 4-5 Kormorane tauchen
Nichts für ungut, aber das ist ein typisches Beispiel für polemische Rhetorik. Ist ja schon verdächtig genug, wenn wer was "dramatisiert". Und "überdramatisieren" - na, den kann man ja nicht ernst nehmen.
Mit solchen Formulierungen ziehst du die Argumente jener Fischerkollegen ins Lächerliche, die nicht am Rhein fischen, sondern an Flüßchen mit vielleicht 20 bis 50 Meter Breite, und die dort nicht 4 - 5 Vögel, sondern wie 50 bis 200 Kormorane in einen Gumpen einfliegen sehen. Und die sich die Mühe gemacht haben, wissenschaftliche Studien zu beauftragen und zu lesen, bei denen der Fischbestand vor und nach Kormoraneinflug gemessen wurde. Und da sind halt in Forellen- und Äschengewässern sehr häufig Rückgänge zwischen 40% und 95% festgestellt worden. Nicht bloß an einzelnen kurzen Strecken, sondern regional flächendeckend. Schauen Sie beispielsweise mal auf
www.thueringen.de/imperia/md/content/fo ... aesche.pdf
Stimmt schon, der "Natur" ist es egal. Die Natur kennt keinen Nutzen und keinen Schaden, das sind menschliche Kategorien. Wem es gleichgültig ist, ob in einem Fluss statt natürlich reproduzierender Äschen nur mehr Besatz-Regenbogen herumschwimmen, kann leicht gelassen bleiben und sagen: "That's Life".
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Die Natur wirds von alleine richten, hat sie immer getan und wird sie auch weiterhin.
Das ist ein Mythos. Wir Menschen haben zum Beispiel den Rhein so verbaut und versaut, dass die Lachse draus verschwunden waren. Nichts hätte die Natur das "von alleine" richten können, erst durch neue, diesmal fördernde Eingriffe des Menschen (Fischer und Naturschützer)und mühsame Lachsprogramme gibt's wieder ein paar Erfolge.
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Sollen wir nun, ..., eine Ausrottung/Dezimierung der Kormorane veranlassen?
Wer ist es, der hier überdramatisiert? Alle verantwortlichen Fischereiorganisationen haben oft genug erklärt, dass die Ziele der Vogelschutzrichtlinie außer Frage stehen. Es geht nicht um "Ausrottung", sondern um ein vernünftiges, verantwortungsbewußtes Wildtier-Management, wie es bei vielen anderen Arten gang und gäbe ist (Rehe - Wald, Fuchs - Hase, oder wenn Sie so wollen, auch bei den Tauben in der Stadt).
Das bevorzugte Habitat der Kormorane sind großflächige Gewässer, in die kleinen und mittleren Gewässer fliegen sie ein, wenn sie so viele geworden sind, dass sie dort (zB am Rhein)nicht mehr genug Futter finden. Das ist aus der Entwicklung der letzten 30 Jahre eindeutig nachgewiesen. Um 1970 gab es am westeuropäischen Kontinent knapp 25.000 Kormorane - mit Recht hat man sie unter absoluten Schutz gestellt. Um 1996 waren es bereits rund 650.000 - schon damals weitaus häufiger und auch regional viel weiter verbreitet als vor 250 Jahren, als die Gewässer noch viel fischreicher waren. Ein großer Erfolg des Vogelschutzes, aber mit Recht hat man sie damals aus dem Anhang I der Vogelschutzrichtlinie gestrichen. Jetzt sind es über 1 Million Kormorane. Durch ihre enorme Zahl machen sie europaweit enorme Probleme, auch ökologische. Ich will mich gar nicht allein drauf berufen, dass die Vogelschutzrichtlinie regulierende Eingriffe erlaubt und dass dies in vielen Regionen und Länder auch schon laufend geschieht (in Frankreich werden etwa pro Winter 30.000 Vögel legal geschossen).
Es wäre einfach vernünftiger, das länderübergreifend zu koordinieren.
Tut mir leid, dass ich wieder soviel geschrieben habe und dass es wie eine Predigt klingt. Ich wäre auch lieber "kurz und bündig". Aber beim Kormoranproblem geht es nicht um "entweder - oder", sondern um die richtige Balance. Und je kürzer und bündiger die Diskussionsbeiträge, umso größer die Gefahr einseitiger Vereinfachungen und Mißverständnisse.
Grüße
Franz