Hier mein Bericht über den Saisonauftakt. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!

Auch dieses Jahr sollte es für Markus und mich mal wieder an die Rügener Bodden gehen, allerdings nicht im Sommer, sondern direkt zum Saisonstart über den 1. Mai! Davon erhofften wir uns ein paar größere Fische und natürlich wie gewohnt gute Stückzahlen. Und auch ein leckeres Hechtfilet wurde natürlich mit eingeplant

Die Fahrt begann am Mittwoch, den 30.4., bei uns zuhause. Mein Vater musste leider noch bis zwölf Uhr arbeiten, aber ich konnte die anstehende Vorlesung ausfallen lassen und so packten Markus und ich den Wagen und saßen dann bereits "auf heißen Kohlen". Nach schier endlosen fünfeinhalb Stunden Fahrt kam schließlich Stralsund in Sicht und wir verließen unsere Route kurz, um an der Total-Tankstelle wie gewohnt unsere Angelkarten zu kaufen. Dort angekommen dann der erste Schock: "Tut mir leid, die Karten haben wir nicht." Als uns dann sofort die Kinnlade herab fiel sagte die freundliche Kassiererin allerdings: "Die gibt's jetzt bei der Aral-Tankstelle am Ortsausgang."

Damit nicht auch andere erst in diese "Falle" tappen, hier erstmal eine Karte, wo man jetzt hinfahren muss, um den begehrten Schein zu bekommen:

Als dann die Wochenkarte gelöst war ging es weiter in Richtung Ferienhaus. Dort angekommen hielt uns natürlich nichts mehr, und noch am Abend ging es los um einen Versuch auf Barsch zu versuchen. Markus setzte dabei auf kleinere Gummifische, ich montierte ein Carolina-Rig, dessen unteren Teil ich mit Titan gebunden hatte. Nach diversen kleinen Hecht-Nachläufern gab es dann einen schönen Einschlag auf mein Rig, jedoch nicht so, wie ich das eigentlich vorgesehen hatte... ein vorwitziger Schniepel (damit kennen wir uns ja auf Rügen bestens aus...


Aaaaber das ließ ich mir nicht gefallen und wechselte dann auf einen kleinen Sea Shad um die Stelle weiter abzufischen. Dies sollte dann auch zum Erfolg führen, zumindest sehr kurzzeitig. Dazu sage ich aber weiter nichts, denn das habe ich auf Video aufgenommen

https://www.youtube.com/watch?v=-siHu4QmLrs
Nach diesem lustigen, kurzen Erlebnis ging es für uns allerdings ins Bett, am nächsten Tag war schließlich frühes Aufstehen angesagt!
01.05.
Am ersten Mai hieß es schon um kurz nach fünf: Raus aus den Federn, die Hechte warten auf uns!

Angesichts des täglichen "aus-dem-Bett-quälens" in der Uni-Zeit frage ich mich immer wieder, wie ich sowas beim Angeln schaffe

Wir hatten uns genau überlegt, wo und wie wir fischen wollten, die Stellen waren schließlich bekannt und die Taktik stand größtenteils auch schon fest: das Fischen mit Topwater-Ködern über den Krautfeldern. Da machte uns dann jedoch die Jahreszeit einen Strich durch die Rechnung, denn anders als im Juni, wenn wir normalerweise dort sind, gab es Anfang Mai nahezu kein Kraut

An der Liddower Brücke fanden wir dann aber doch ein paar ausgedehnte Flachwasserbereiche in denen das Kraut schon ordentlich hoch stand und wo wir unsere Erfolgsmethode der letzten Jahre anwenden konnten. Der erste Tag hätte spannender nicht laufen können. Nachdem ich ein paar Bisse auf einen 10cm-Stickbait direkt an unserem Ferienhaus bekam, war es bei mir an den Krautfeldern wie verhext. Kein Biss, kein Nachläufer, gar nichts. Aber zum Glück hatte ich ja Markus dabei, denn der konnte stolze 15 Bisse verzeichnen. Doch leider, wie das beim "Topwatern" so oft der Fall ist, waren es allesamt Fehlbisse

So blieb es dann gegen Mittag mir überlassen, den ersten Fisch der offiziellen Saison zu fangen, einen rund 45er Hecht. Dieser leicht übermütige Hecht Biss auf einen 22cm Zam-Z-Tail (


Allen Anstrengungen und der Motivation durch den Winzling zum Trotz ging an diesem Tag nichts mehr. Auch die anderen Angler, mit denen wir immer mal wieder schnackten, hatten kaum und nur sehr kleine Fänge zu verzeichnen. Wahrscheinlich lag dies am kalten Ostwind, der das Wasser aus den kleinen, inneren Bodden hinausdrückte

02.05.
Am Freitag waren wir dementsprechend demotiviert und konnten uns nur mühsam um halb sieben aus dem Bett quälen. Als erstes Fuhren wir zur Wittower Fähre, wo es angeblich noch ein paar gute Fänge gab. Pustekuchen! Und auch unsere anderen Spots der Vorjahre waren wie leergefegt. Da wir nicht wussten, was wir jetzt tun sollten, begleiteten wir meinen Vater nach Bergen zum Einkaufen. Natürlich statteten wir auch Klatt und Co's Anglertreff einen Besuch ab, vielleicht gab es ja dort den einen oder anderen Tipp. Als wir dort von unserem schlechten Ergebnis berichteten wurde nicht schlecht geguckt, denn wir waren angeblich den guten Stellen schon sehr nahe gewesen. So wurden wir wieder an die Liddower Brücke verwiesen, und sollten uns mal den Tetzitzer See (wie auch immer man den schreibt) ansehen. Das war doch schon mal was, jetzt hatten wir ein Ziel. Ganz nebenbei kaufte ich auch noch vier Kopytos und ein Utensil, dass mir seit einigen Wochen nicht mehr aus dem Kopf ging: einen Bootskescher! Spätestens nachdem Tim von seinem Hecht bei der Landung doch arg verletzt wurde war mir klar: das brauche ich unbedingt noch!

Als wir dann nachmittags in Ferienhaus zurückkehrten war es schon zu spät, um den Tipp mit dem See noch umzusetzen, und so fischten wir noch ein wenig im und um den Hafen bevor wir recht früh ins Bett gingen.
03.05.
Tag drei auf Rügen wurde gewohnt früh, wenn auch nicht zu früh eingeläutet und um sieben Uhr standen wir am Hafen und zuppelten oder leierten unsere Köder durchs Wasser. Dies diente eigentlich nur dem Zeitvertreib, bis die Brötchen abholbereit waren, denn ohne Frühstück wollten wir nicht aufs Wasser gehen. Nachdem das also erledigt war wurde das Schlauchboot aufs Auto geschnallt und es ging die paar Kilometer zur Liddower Brücke, wo wir unser Wassergefährt zu Wasser ließen. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die erste Stelle, eine Kante hinunter zu einem Steinfeld. Dort vertraute Markus auf einen heringsfarbenen GuFi, während ich auf einen chatreusen Kopyto setzte. Scheinbar hatte Markus da die besser Wahl getroffen, denn nach nur wenigen Würfen stand seine straffe GuFi-Rute ordentlich krumm und die RedArc ließ geschmeidig Schnur ablaufen. Nach der ersten Flucht kam der Hecht zur Oberfläche, sodass wir sehen konnten, wie knapp der Stinger im Maul des ca. 65ers saß. Der Fisch kannte jedoch alle Kniffe gegen lästiges Metall im Kiefer und mit einem kurzen Schütteln befreite er sich wieder. Schade


Hier noch ein Video vom Drill:
https://www.youtube.com/watch?v=KznMFod0hGo
Es sollte jedoch auch nicht lange dauern, da gab es bei Markus erneut einen Biss. So langsam stellte ich meine Farbwahl in Frage, aber das war zu dem Zeitpunkt erstmal nebensächlich, schließlich galt es einen Fisch zu landen. Auch dieser Esox saß recht knapp, aber immerhin am Einzelhaken. Nach einem kurzen Drill wurde er dann von Markus "eingesackt" in den neuen Bootskescher


Da es das Ganze auf Video gibt muss ich dazu wohl nichts mehr sagen

http://youtu.be/yeG9oGaldl4
Nachdem der Hecht dann versorgt war flogen die Köder sofort wieder in Richtung Horizont, um danach stumpf über Grund einkurbelt zu werden. Und wieder war es Markus, der den Biss bekam. Dieses Mal war es ein rund 50er Hecht, der sich an seiner Rute sehr gut verkaufte. Der Kescher kam dabei nicht mehr zum Einsatz, da wir den Hecht sofort schonend im Wasser abhakten. Nun war ich jedoch auf den Trichter gekommen, dass schockige Farben wohl nicht der Bringer wären, an diesem Tag, und so wechselte ich auf einen Kopyto mit braunem Rücken und perlmuttfarbenem Bauch. Als kleinen Zusatzreiz sollte es dann aber doch der orangene Schwanzteller sein. Nach einigen Stellenwechseln und immer höheren Wellen, die unserem Schlauchboot und dem kleinen Motor einiges abverlangten, zeigte sich, dass meine Köderwahl im immer trüber werdenden Wasser wohl goldrichtig war. Nach einem kurzen anstupsen gab es einen gewaltigen Einschlag in meiner neuen TX4-Sira und sofort stand die leichte GuFi-Rute krumm bis ins Handteil (hat ja auch nur 25gr. WG das Stöckchen, und ist an der Spitze super dünn!)

Die Bremse der ebenfalls neuen Daiwa Exceller-S surrte ununterbrochen und gab Meter um Meter der 0.12er Schnur frei, doch schließlich konnte ich den Widerstand meines Gegner brechen. Ein sehr schöner Hecht zeigte sich vor uns am Boot und schlug nochmal kurz das Wasser schaumig. Doch dann war Markus auch schon mit dem Kescher bereit und sackte den Kraftprotz gekonnt ein. Vielen Dank!


Das Vermesser der Lady ergab eine Länge von 82cm und somit mein neues, um drei Zentimeter besseres, PB, juhu!

Übringes: dieser Fisch war der erste, der es geschafft hat, mir ein Titan-Vorfach zu kräuseln. Respekt, mein Lieber


Nachdem wir dann diesen "Schock" bzw. Glücksmoment überwunden hatten ging es aber auch sofort wieder hochmotiviert zur Sache. Und unser Fleiß wurde belohnt, denn Markus meldete schon kurze Zeit wieder Kontakt. Bei einem "Drill", der irgendwo zwischen Krautbüschel und quergehaktem Mini-Rotauge einzuordnen war, kam dann doch Neugier auf, was denn da am anderen Ende der Schnur hängen sollte...

Was Markus dann aber zu Tage förderte hätten wir uns in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können: Ein Brassen hatte den Köder "genommen", jedoch hat der Fisch davon wohl nicht mehr allzuviel mitbekommen, denn alles, was da vom Stinger herabbaumelte, war ein Gerippe mit ein paar Resten Fleisch





Und wie das nunmal so ist, wenn wir zwei Spezialisten am Wasser sind, es sollte nicht der letzte lustige Moment gewesen sein. Während wir also brav weiter unsere Köder durchleierten kamen wir auf das Gesprächsthema Rollen. Markus ist da recht konsequent, an fast allen Spinnrollen fischt er seine RedArc. Bei mir sieht das ja bekanntlich etwas anders aus, ich fische gerne auch günstiges (und trotzdem gutes!) Gerät, sodass meine Exceller-S schon zum teureren Kreis meines Tackles gehört. So ging dann die Unterhaltung weiter in Richtung Übersetzung. Ja, was hat denn die Arc für eine Übersetzung? Ich weiß es nicht mehr. Und auf meiner Rolle steht es, warum auch immer, ganz einfach nicht drauf. Zumindest hatte ich es vorher noch nie gelesen. So kam es dann, dass ich mitten im Wurf bzw. Einkurbeln innehielt und nach der Übersetzung auf der Rolle suchte. Vergebens! Also nahm ich das Kurbeln wieder auf, zumindest war das der Plan. Allerdings hatte ich gerade die Rute angehoben, da gab es ein knackiges "Tock" auf den Köder, der quasi fast unte dem Boot gelegen hatte. Da waren Markus und ich erstmal so überrascht, dass wir uns vor Lachen fast nicht eingekriegt haben. Irgendwie hab ich's dann doch noch geschafft den rund 50er Hecht zu landen, aber der Fisch war bei dieser Situation echt nebensächlich

Als wir uns dann wieder beruhigt hatten folgte aber schnell die Ernüchterung... die Wellen wurden so hoch, dass an ein entspanntes, und vor allem sicheres Fischen nicht mehr zu denken war, und so machten wir uns notgedrungen auf den Rückweg. Dieser dauerte aufgrund des Wellengangs etwa eine halbe Stunde und war vor allem für Markus eine Belastung, da er auf der Wellenseite saß und somit bis auf die Knochen durchnässt wurde



Zurück an der Brücke berichteten wir den, wie üblich, zahlreichen Anglern von unserem Erfolg, doch ausnahmsweise wurden wir nur müde belächelt. Denn ein älterer Herr hatte etwas wirklich außergewöhnliches vollbracht: ein Hecht hatte sich an seinem Wurm versucht, der eigentlich für Rotaugen und Brassen gedacht war, und konnte tatsächlich gelandet werden. 104cm soll das Tier lang gewesen sein. Alle Achtung, da gehört schon Glück zu, so einen Fisch am Friedfisch-Krams noch zu landen. Leider hat einer der Beteiligten diese Begegnung nicht überlebt, und somit gibt es nun einen Meterhecht weniger in den Boddengewässern rund um Rügen. Ob es gut oder schlecht ist, ein so großes Tier abzuschlagen, das ist sicherlich jedem selbst überlassen. Meine Meinung: muss nicht sein. Aber ich vergesse dabei auch nicht: Auch Markus und ich sind mit der Intention fischen gegangen, einen Hecht der passenden Größe (60-70cm) zu entnehmen und zu verspeisen. Und selbst dies wird von einigen bereits als verwerflich angesehen...
Nun aber zurück zum Angeln: Da es schon recht später Nachmittag war wurde dann das Angeln für diesen Tag auch beendet und wir widmeten uns anderen Dingen: der Live-Übertragung der Snooker-WM zum Beispiel

04.05.
Der Abschlusstag begann wie der vorherige: Im Hafen fischen bis die Brötchen fertig sind und nach dem Frühstück auf den Tetzitzer See (von dem ich, wie man merkt, immer noch nicht weiß, wie er denn geschrieben wird


Auf der Rückfahrt entstand dann ein ganz nettes Video, dass mal zeigt, wie sehr unser kleines Boot mit dem Seegang zu kämpfen hatte

http://youtu.be/A9QXzPW7bN0
Zurück im Ferienhaus war der Frust erstmal groß: blöder Wind, jetzt konnten wir nicht einmal an unseren neuen Top-Stellen fischen... oder etwa doch? Es gab doch da diesen kleinen Feldweg, vom dem wir bei Klatt und Co. gehört hatten...


Also wurden die Wathosen ins Auto geschmissen und wir machten uns nach dem Mittagessen vorsichtig optimistisch auf den Weg. Zumindest war es das für einige Zeit, ein Weg. Doch rund einen Kilometer vor der empfohlenen Stelle verwandelte sich dieser dann in eine Stoßdämpfer-Teststrecke... für Panzer!!!

Dreimaliges Aufsetzen des Unterbodens später kamen wir aber trotzdem am Angelplatz an und schlüpften mehr oder weniger (eher weniger) elegant in unsere Neoprenkondome. Doch wo sollte es jetzt überhaupt hingehen? Direkt vor der Nase ins Wasser, dort wo es noch nicht einmal einen Biss gegeben hatte? Nein, natürlich nicht! Zuerst mussten wir einen zehnminütigen Fußmarsch über ein Feld auf uns nehmen um die heißen Bereiche zu erreichen

Alleine dieser Weg war schon anstrengend genug, doch dazu kam noch eine weitere Plage: Millarden Mücken strömten zwischen den Getreidehalmen hervor und waren wie wild auf unser Blut aus. Dreckige, kleine Mistviecher!!!



Endlich am und im Wasser verschauften wir dann einmal kurz, bevor es ans Angeln ging. Und selbst das sollte nicht lange dauern...

Schon nach knapp zehn Minuten gab es bei mir einen ordentlichen Biss auf den Kopyto und ein schöner Hecht legte sich am anderen Ende der Leine ins Zeug!




Nach ein paar spanndenen Fluchten und viel Schaumschlägerei gab sich mein Gegner dann geschlagen und ich konnte seine Größe abschätzen. Rund 65cm sagte mein Auge, und somit wäre also auch der Wunsch meiner Mutter nach einem Hecht-Filet erfüllt. Also ging es in Richtung Ufer, wo den Hecht dann sein Schicksal ereilte. Lasst euch gesagt sein: er ist nicht umsonst gestorben, meine liebe Mutter hat zwei Abende hintereinander verschiedenste Gaumenschmäuse aus den Filets zubereitet. Einfach grandios!

Da ich etwas abgeschweift bin, hier nun zurück zum Fisch: genaues Vermessen ergab eine Größe von exakt 70cm. Und dazu noch wunderschön gezeichnet, was will man mehr?


Ach ja, ein Video vom Drill gibt's auch:
http://youtu.be/Esq6baOV0c0
Der Fang wurde natürlich nicht ins hohe Gras gelegt um weiterzufischen, stattdessen fuhren wir direkt zum Ferienhaus, wo wir das schöne Tier filetierten und kühlstellten. Danach aber ging es sofort zurück an die Erfolgsstelle, schließlich musste der letzte Tag voll und ganz ausgekostet werden. Und tatsächlich, Markus konnte kurz bevor wir das Angeln endgültig beenden wollten noch einen ca. 50er Hecht überlisten. Ein schöner Abschluss für einen durchaus gelungenen Saisonauftakt auf Rügen!






Abschließende Worte des Autors:
Vielen Dank an Markus, der es doch jedes Jahr aufs Neue für ein paar Tage am Stück mit mir aushält und meine fanatische Angelei erträgt. Außerdem ein großes Dankeschön an meinen Vater, der uns begleitet hat und wunderbar für und mit uns gekocht hat!
An alle anderen da draußen: Danke, dass ihr meinen langen Schreib-Exzess erduldet und vielleicht sogar bis zum Ende gelesen habt, denn für euch ist es gemacht! Geht raus, fangt was Schönes, habt Spaß am Wasser. Vielleicht läuft man sich ja mal über den Weg!