Der Gedanke auswandern zu wollen kommt so ziemlich jedem mal in den Sinn. Die Diskussionen in einem
anderen Thread hier, zeigen das ja wohl auch. Oft sind es wirtschaftliche Motive (Jobs), aber genau so oft
auch Nase-Voll-Von-Deutschland und, da oder dort ist es viel schöner/wärmer/besseres Angeln ...
In der Diskussion hier wurde fast nur von den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen usw. gesprochen,
doch jeder Auswanderungswillige sollte sich ernsthaft fragen, ob er den Alltag in seinem Wunschland
überhaupt aushält; besonders als Deutscher.
Durch Urlaube und Reisen haben wir oftmals eine rosarote Brille auf und finden so manche Unregelmäßigkeit
im jeweiligen Kulturkreis witzig.
Ich hatte das Glück, über Urlaubserfahrungen hinaus, zwei Länder recht gut kennenzulernen: Irland und Schweden.
Japan könnte ich kulturell auch noch mit reinnehmen, territorial war das aber Düsseldorf und zählt nicht so richtig.
Deshalb nur angerissen: Japaner sind zwar arbeitsam aber bei allem (Arbeit/Privat) dreimal langsamer als wir.
Das kann einen manchmal an den Rand des Wahnsinns bringen ...
Schweden: Mit Sicherheit mit einer der nettesten Europäer dort und von den Arbeitsbedingungen her der Topscorer.
Nur, auch dort geht alles ein Schlag langsamer oder gar nicht. Da kann es schon mal passieren, wenn im Häuschen
die Elektrik zusammen bricht und man handwerklich zwei linke Hände hat, der Ruf nach einem Elektriker in den
Wäldern verrauscht. "Wo leben Sie? Ach so, das ist mir zu weit. Vielleicht bin ich nächste Woche in der Gegend."
Apropos Wälder. Die endlosen Fahrten durch schwedische Wälder auf schnurgeraden Strassen sind oftmals nur
eine Illusion. Fliegt man mal mit einem Hubschrauber oder Flugzeug übers Land, wird einem klar, dass grosse
Waldgebiet "ausgekernt" sind. Man fährt quasi durch eine Fassade. Wohnt man in einer ländlichen Region muss
man, was Familien- oder Dorfanschluss angeht, schon ein dickes Fell haben. Das Fernbleiben vom sonntäglichen
Gottesdienst stösst auf und lässt viele Türen zu fallen. Im Alltag wird da schon mal die Bürgersteigsseite gewechselt,
wenn der "ungläubige Ausländer" des Weges kommt. Schweden ist zwar insgesamt ein protestantsches Land, zerfranst
sich aber in gut 300, von einander abgegrenzten, Sekten. Ein System, was in ähnlicher Form in den USA zu finden ist.
Wir kamen mal in ein Städtchen und wollten in einer kommunalen Jugendherberge übernachten. Eine Bedingung
für ein Nachtlager war die Teilnahme am Abendgebet ...
Es ist auch schwierig, je nach Jahreszeit und Region, bestimmte Lebensmittel zu bekommen. Günstig auf keinen Fall.
Schweden ist auch kein Discounter-Land. Zwar ist im Süden mittlerweile das Preisniveau ähnlich unserem, zu Norden
hin wirds aber immer teurer.
Ja der Norden ... heiratswillige Auswanderer sollten (rein rechnerisch) den Norden meiden. Der Frauenanteil bewegt sich,
je mehr man Richtung Polarkreis kommt, in die Kategorie Klosterbruderschaft. Auch die Schwedin mag keine kalten
Füsse. Was man als Deutscher auch irgendwie schlucken muss: in der schwedischen Provinz nimmt man das Gesetz mal
gerne selber in die Hand und regelt die Dinge, wie in kleinen Wildwest-Städtchen. Auch unsere "europäischen Indianer",
die Sami, sind ähnlich im Ansehen, wie bei uns z.B. Türken. Der Unterschied ist nur, es der Sami angestammtes Land.
Zwar gibt es eine ausgereifte Integrationspolitik, doch mit der Umsetzung vor Ort hapert es manchmal.
Meine Äußerungen sind sicherlich sehr subjektiv und sind Eindrücke aus wenigen Teilen dieses großen Landes.
Ich möchte mich daher auch bei allen Schweden dafür entschuldigen.
Nur, je nachdem, wo man landet (als Auswanderer) können einige Seifenblasen ganz schön schnell platzen.
Nach diesem Vorspann (Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten):
Was erwartet ihr (ausser Job und Arbeitsbedingungen) von einem Land, dass ihr euch besser fühlt als hier?
Wie viel "Schatten" seid ihr bereit hinzunehmen? Wie viel (soziale) Einsamkeit seid ihr bereit auszuhalten?
P.S. Über Irland werde ich auch noch was schreiben.
Auswandern die Zweite
Moderator: Thomas Kalweit
Re: Auswandern die Zweite
Die Aussagen über Schweden kann ich nur voll inhaltlich unterschreiben. Das Land ist wunderbar bis man mit einer Klippe kollidiert.
Und die schedischen Winter sind lang und kalt. Im Sommer ist das Land Licht durchflutet und wunderschön. Im Winter ist oft genug Schnaps das einzige Entertainment. Ist eben nicht alles nur so wie bei Astrid Lindgren.
Wir hatten im letzten Urlaub einen Zugang zum See, der wurde blockiert, weil eine Familie das Jedermannsrecht genutzt und ein wenig Müll hinterlassen hatte. Wir reden nicht von Säcken sondern einem Snickerspapier und einem Dutzend Kippen. Am nächsten Tag hatte der Bauer drei Dutzend Stämme in den Weg gelegt und es war ein Fußmarsch von anderthalb Kilometern zum See angesagt. Da fängst Du aber an zu schleppen. Ich habe drei Abende mit der Dame gesprochen, die das veranlasst hatte. Die hat mich behandelt wie einen Schuljungen. Wir haben die Ufer blank geputzt. Trotzdem war eine Woche Schicht im Schacht. Das war nicht eben prickelnd. Zumal an der Abzweigung das Auto nicht stehenbleiben konnte.
Es ist trotzdem noch, zusammen mit einigen anderen Fleckchen der Welt, in meinen Augen ein wunderbares Urlaubsland. Und ich fahre immer wieder gerne hin. Aber nach zwei Wochen ist es auch gut mit Knäckebrot, Blobaersoppa und Filmjölk.
Und die schedischen Winter sind lang und kalt. Im Sommer ist das Land Licht durchflutet und wunderschön. Im Winter ist oft genug Schnaps das einzige Entertainment. Ist eben nicht alles nur so wie bei Astrid Lindgren.
Wir hatten im letzten Urlaub einen Zugang zum See, der wurde blockiert, weil eine Familie das Jedermannsrecht genutzt und ein wenig Müll hinterlassen hatte. Wir reden nicht von Säcken sondern einem Snickerspapier und einem Dutzend Kippen. Am nächsten Tag hatte der Bauer drei Dutzend Stämme in den Weg gelegt und es war ein Fußmarsch von anderthalb Kilometern zum See angesagt. Da fängst Du aber an zu schleppen. Ich habe drei Abende mit der Dame gesprochen, die das veranlasst hatte. Die hat mich behandelt wie einen Schuljungen. Wir haben die Ufer blank geputzt. Trotzdem war eine Woche Schicht im Schacht. Das war nicht eben prickelnd. Zumal an der Abzweigung das Auto nicht stehenbleiben konnte.
Es ist trotzdem noch, zusammen mit einigen anderen Fleckchen der Welt, in meinen Augen ein wunderbares Urlaubsland. Und ich fahre immer wieder gerne hin. Aber nach zwei Wochen ist es auch gut mit Knäckebrot, Blobaersoppa und Filmjölk.
...."May the holes in your net be no larger than the fish in it. ~Irish Blessing"
Besser geht es ohne TSKH
Besser geht es ohne TSKH
Re: Auswandern die Zweite
Vom, im Vergleich zu unserem katastrophalen Gesundheitssstem ganz zu schweigen.
Ein Arzttermin will gut vorbereitet sein und eine Kopfschmerztablette zu bekommen ist auch nicht ganz so einfach (von anderer Medizin manl nicht zu reden)...
Aber nun zum allerschlimmsten, Delirium verheissendes Destilat ist da nur in Speziallaeden zu bekommen, fuer Preise, die sich hier sicher kaum jemand vorstellen kann.
In den Urlaub fahr ick trotzdem jedes Jahr wieder da hin...
Ein Arzttermin will gut vorbereitet sein und eine Kopfschmerztablette zu bekommen ist auch nicht ganz so einfach (von anderer Medizin manl nicht zu reden)...
Aber nun zum allerschlimmsten, Delirium verheissendes Destilat ist da nur in Speziallaeden zu bekommen, fuer Preise, die sich hier sicher kaum jemand vorstellen kann.
In den Urlaub fahr ick trotzdem jedes Jahr wieder da hin...

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"Du redest von Bier? Du redest in meiner Sprache!"
[Al Bundy]
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Re: Auswandern die Zweite
Der "Entschleuniger" überrascht mich, mit ungeduldigen Sätzen.Japaner sind zwar arbeitsam aber bei allem (Arbeit/Privat) dreimal langsamer als wir.
Das kann einen manchmal an den Rand des Wahnsinns bringen ...

Auswandern - natürlich, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Wer allerdings vergleicht - verliert! Entweder oder, anders geht es nicht.
Ich amüsiere mich gerade über die Schwarzseher, nein nicht über die GEZ schummler

Re: Auswandern die Zweite
Da ich mal nach Tahiti auswandern will (Nicht lachen, ich habe Bekannte dort
), habe ich mir schon Gedanken gemacht (auch wenn ich erst 15 bin!
)
Positive Sache: Tahiti gehört zu Frankreich und ich kann Französisch!
1. Negative Sache: Wenn man arbeitslos ist, kriegt man KEIN Hartz 4!!!
2. Negative Sache: Alles kostet viel teurer, die Internetverbindung zum Beispiel ist über 200€ pro Monat!
3. Negative Sache: Ich wäre 18000 km von den meisten Familienmitgliedern entfernt!
Aber trotzdem möchte ich unbedingt einmal dorthin auswandern. Tahiti ist heute eine moderne Insel: Autobahnen, McDonald's, Krankenhäuser...So ganz verloren wäre ich da nicht!
Mfg. David


Positive Sache: Tahiti gehört zu Frankreich und ich kann Französisch!

1. Negative Sache: Wenn man arbeitslos ist, kriegt man KEIN Hartz 4!!!
2. Negative Sache: Alles kostet viel teurer, die Internetverbindung zum Beispiel ist über 200€ pro Monat!
3. Negative Sache: Ich wäre 18000 km von den meisten Familienmitgliedern entfernt!
Aber trotzdem möchte ich unbedingt einmal dorthin auswandern. Tahiti ist heute eine moderne Insel: Autobahnen, McDonald's, Krankenhäuser...So ganz verloren wäre ich da nicht!

Mfg. David

[img]http://img300.imageshack.us/img300/623/cooltext398255707rd7.jpg[/img]
Re: Auswandern die Zweite
Schoenes Beispiel dafuer, dass 'moderne' und Fortschritt nicht immer etwas miteinander zu tun haben muessen...Davidcarp hat geschrieben: Aber trotzdem möchte ich unbedingt einmal dorthin auswandern. Tahiti ist heute eine moderne Insel: Autobahnen, McDonald's, Krankenhäuser...

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