Jugendstrafrecht

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Moderator: Thomas Kalweit

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Hartmut
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Jugendstrafrecht

Beitrag von Hartmut » 15 Jan 2008 11:43

Hi,

gerade kommt im Hörfunk eine Sendung über die politische Forderung nach härteren Jungendstrafen.
Der Moderator der Sendung begann mit den einleitenden Worten.
Von den Hörerinnen und Hörern im Sendegebiet kommen intelligentere Antworten, als von dem Wahlkampfgedönse der Politiker.

Viele Zuhörer hatte via Telefon und Mail ihre Meinung an die Sendeanstalt geschickt, die einige davon auswählte und während der Sendung ausstrahlte.

"Es geht immer nur ums Geld, erst nehmen die Politiker Stück für Stück die notwendigen Mittel weg und wenn die Auswirkungen ihrer verfehlten Politik spürbar werden soll mit hohen Kosten und Strafen wieder repariert werden.
Kein Wunder, wenn sich die Bevölkerung von dieser Politik immer mehr angekotzt fühlt"

" Die Familien sollte gestärkt werden, damit sie sich besser um die Erziehung ihrer Kinder kümmern können"

"Eltern haben eine Erziehungsverantwortung, der sie immer weniger nachkommen, nicht die Kinder, sondern die Eltern müssen stärker in die Verantwortung einbezogen werden"

Was haltet ihr von diesem Gedönse? Härtere Strafen oder mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge für die Jugend durch Eltern und Gesellschaft?

G**********

Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von G********** » 15 Jan 2008 13:50

Hallo,

"Härte Strafen oder mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge für die Jugend durch Eltern und Gesellschaft?"

Nun ja, ich für meine Person sage, so wohl als auch!

Das Jugendstrafrecht in Deutschland ist schon lange pervertiert! Was mal als "Ausnahme" gedacht war ist zur Regel geworden!
Aus meinen langjährigen Erfahrungen im Kampf gegen die Jugendkriminalität, kann ich nur einen Warnschuß befürworten. Eine Generation die keine Grenzen im Zusammenleben mehr erfährt (Schuld sind zu über 90% die Eltern, dann die Schule, den Täter kann man im Anfangsstadium, die wenigsten Vorwürfe machen), braucht den sog. Schuß vor den Bug.
Es kann nicht angehen, daß Jugendliche und Heranwachsende 40 Straftaten ansammeln können, ohne für ihre Taten einstehen zu müssen.
Wenn dann Strafen verhängt werden, ist alles zu spät und zeigt keine Wirkung mehr.
Besonders problematisch sehe ich die Altersgruppe der Heranwachsenden (18-21 Jahre).
Reif zum Wählen, Reif für den Bund aber unreif eigenes Fehlverhalten zu erkennen? Da beißt sich aber etwas ganz gewaltig!

Möchte nur noch klarstellen, dieses Problem hat nichts mit den anstehenden Wahlen zu tun.
In einigen Bereichen klappt es ja auch, wenn die Politik auf Polizei, StA und die Justiz ihren (manchmal unsäglichen) Einfluß zügeln würde.
Soll bedeuten : Ein Raub bleibt ein Raub - und verniedlichen als "Abziehen" usw. darzustellen, hilft den Opfern in keiner Weise.

Gruß und Petri Heil
Peter.
P.S. Dabei ist es mir persönlich völlig Schnuppe, ob Deutscher oder Ausländer.
Peter

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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Ulli3D » 15 Jan 2008 15:14

Ich bin beim besten Willen kein Hardliner, aber dem Posting von Gewässer kann ich mich irgendwie anschließen.

Es ist ja nicht so, dass wir früher nicht auch den einen oder anderen Unfug gemacht haben, der heute als Straftat gelten würde, zu meiner Zeit mit einer Tracht Prügel vom Erziehungsberechtigten, sprich Vater, geahndet wurde. Das spätestens war das Signal, so etwas besser nicht noch einmal zu machen.

Es lag vielleicht auch daran, dass die Zeiten noch nicht so anonym waren. Da wurde dann vom missratenen Sohn vom xxx gesprochen und betraf die Eltern noch direkt.

Da offensichtlich viele Eltern mit der Erziehung ihrer Sprösslinge überfordert sind, die Werte sich verschoben haben gibt es einige Kinder und Jugendliche, die ihre Grenzen offenbar nicht anerkennen wollen. Wenn das dann noch auf Jugendrichter trifft, die sich mehr als Sozialarbeiter sehen und nicht als rechtsprechendes Organ des Staates, dann führt das eben in die "Mir kann ja nichts passieren" Mentalität.

Meiner Meinung nach sollten auch unter 14jährigen im Wiederholungsfall nach dem Jugendstrafrecht bestraft werden. einfach um schon frühzeitig Zeichen zu setzen. Und dann sollte man darüber nachdenken, die vor ewigen Zeiten abgeschaffte "Sippenhaft" wieder einzuführen, sprich, die Eltern mit in die Verantwortung zu nehmen. Wie das aussehen soll, ehrlich gesagt, da fällt mir im Moment nichts passendes ein aber wenn die Eltern nicht mitziehen, dann hat der Staat keine Chance, die "Straftäter" in unsere Gesellschaft zu integrieren.

Eisangler

Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Eisangler » 15 Jan 2008 17:58

@ Gewässer: Vollste Zustimmung !!!
Unerträglich wird das Ganze dann, wenn sich um den Täter mehr gekümmert wird, wie um das (die) Opfer... Das scheint ja in diesem Lande langsam an der Tagesordnung zu sein!!!

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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von bundyman » 15 Jan 2008 19:43

Jo, dass haertere Strafen kein Abschrenkungspotential darstellen, laesst sich an Laendern anschaulich machen, die wesentlich haertere Strafen (fuer Jugendliche) eingefuehrt haben.
Allerdings Intensivtaeter auf Rehabilitierung in die Karibik zu schicken, kann auch nicht Wahl der Mittel sein.
Eltern haftbar machen waere wohl eine Moeglichkeit, schliesslich waren diese nicht im Stande ein Kind zu erziehen, wird sich aber nicht durchsetzen lassen.
Seltsam nur, dass solche Themen nur immer vor einer Wahl eingestreut werden (von der Politik), danach sich aber rein garnichts aendert.
Das von diesem Koch vorgesehene, wurde (nahezu wortgleich) vor Jahren ja schonmal vom spaeteren Kanzler Schroeder und von 'unserem' Wowi vorgeschlagen. Natuerlich auch nur vor einer Wahl...
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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von JonnyX » 15 Jan 2008 21:49

Wenn das dann noch auf Jugendrichter trifft, die sich mehr als Sozialarbeiter sehen und nicht als rechtsprechendes Organ des Staates, dann führt das eben in die "Mir kann ja nichts passieren" Mentalität.
Also mein Vater ist Sozialarber 8 bewährungshelfer) und muss daher auch öfter in Verhandlungen von Jugendlichen anwesend sein. Das sich richter als Sozialarbeiter fühlen und desshalb jugendliche nicht härter Verurteilen ist ihm noch nciht aufgefallen.
Der einzige Unterschied ist, dasss die Strafe meist unter Auflagen, ausgesetzt wird. Das ist aber auch sehr Vernünftig, weil sie sich eben in den meisten Fällen noch nicht zu schweren Verbrechern entwickelt haben. Und wenn sie Rückfällig werden, sind die genauso schnell wieder im Knast, wie die Alten.
Eltern haftbar machen waere wohl eine Moeglichkeit, schliesslich waren diese nicht im Stande ein Kind zu erziehen,
Nur ist die frage, wie das entsprechende kind auf soeine Maßnahme reagiert. Ich glaube, dass durch so eine Strafe das Kind eher in den kriminellen Bereich abrutscht, als anders. wenn die Eltern kriminell sind, bringt es für den Kindern ohnehin nichts, diese wegzusperren. An diesem Punkt sollte, wie eisangler schon sagte, die staatliche Hilfe anknüpfen und nicht an irgendwelche sinnlosen Wahlkampfdebatten.
auch wenn ich selten schreibe, lese ich immer mit...

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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Iceman1 » 15 Jan 2008 22:08

Gewässer und Ulli3D ich kann da nur zustimmen.
Ich bin der Meinung das Jugendliche unter 14 Jahren auch bestraft werden müssten wenn sie scheiße gebaut haben,ab 18 müsste die volle Härte des Gesetzes zuschlagen.
Mann muss dazu sagen Totschlag ist Totschlag ob 18 oder 30.
genauso wie Körperverletzung ob 16 oder 25 es bleibt Körperverletzung .
Die Eltern dafür zu bestrafen finde ich nicht so gut. Warum werden Kinder Straffällig ? Bei dieser Gesellschaft ist das doch normal . Kinder verprügeln Lehrer die haben doch keinen Respekt mehr vor dem Alter.
Du hast keine Marken Klamotten da bist du ein Loser . Schul Uniformen sollten her,
da sehen alle gleich aus und schon ist das Thema gegessen. :)
Da könnte man viel drüber schreiben das würde hier aber ausarten . :roll:

Denn Politiker sollte man den Vorwurf machen erst alle Jugendheime schließen,weil kein Geld da ist. Aber Millionen ins Ausland stecken :evil:

Bei mir ist das wie bei Gewässer, egal ob Ausländer oder Deutscher!

Gruss Iceman 8)
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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Hartmut » 16 Jan 2008 05:21

Nun, wegsperren, draufschlagen, bestrafen - halte ich für zu einfach und in den meisten Fällen für wirkungslos.

Aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass sich jedes Kind anders entwickelt, sowohl in der Auffassungsgabe, als auch bei den persönlichen Interessen.
Unsere Gesellschaft versucht allen gleich Gerecht zu werden, den Frühentwicklern, den Spätentwicklern, den ruhigen, den unruhigen usw.
Hier liegt mE das Kernproblem.
Viele Eltern können nicht aus ihrer Haut und erziehen in den meisten Fällen ihre Kinder so, wie sie selbst erzogen wurden - und stellen ihre Kinder ruhig oder lassen ihrer Entwicklung freien, unkontrollierten, Lauf.

Wenn diesen Kindern irgendwann die Sicherung durchbrennt oder das Überdruckventil anspricht wird der Ruf nach unserem Staatswesen laut.

Ich bin der Ansicht, dass sich unsere Gesellschaft viel mehr um die Zukunft, das heisst viel mehr um die Erziehungsqualität unserer Kinder kümmern muss, bevor sie straffällig werden.

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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Smile » 16 Jan 2008 09:21

Das ist ein gesellschaftliches Problem. Die Kinder existieren doch nicht im Vakuum!
Dieses gesellschaftliche Problem zeigt sich am ehesten in der Jugendkriminalität. Es gibt keine Moral mehr. Eigentum ist nicht mehr unantastbar. Eine Klopperei unter Kindern wird kriminalisiert während gleichzeitig bei Jugendlichen und Erwachsenen körperliche Gewalt als probates Mittel der Problemlösung propagiert und gelebt wird.
Wegsperren, betrafen und was weiß ich was ist nur ein herumdoktern an frühen Versäumnissen. Wir nehmen den Kindern den Raum zum Spielen, die Zeit zum Kindsein. Wir zwingen sie in virtuelle Räume und regen uns anschließend auf, wenn eben diese Kinder 5-10 Jahre später die auf dem Computer erlernten Mechanismen und Methoden in der realen Welt nutzen. Wie dumm sind wir denn?
Wenn ich höre, dass Eltern bei der Polizei anrufen weil sie ihren 13jährigen beim wiederholten Rauchen erwischen (am selben Tag!) und darum bitten, dass mal jemand vorbeikommt um den Kind die Leviten zu lesen. Haben die den Schuss noch gehört? Die Eltern haben sich aus der Erziehung zurückgezogen.
Kinder werden von ihren Eltern nicht angeleitet sondern zu Konsum und Angeberei verführt. Maßlose Einzelkinder, die nie lernen sich zu bescheiden, die niemals in der Gruppe spielen sondern alleine, online - stets bereit zur Flucht auf einen anderen Server - oder vielleicht einmal mit einem Freund hier oder da. Gebracht und geholt von besorgten Eltern, immer nur einer, damit ja nicht in der Wohnung passiert. Und das sind ja noch die privilegierten Kinder.
Die Ghetto Kids haben ja nicht mal mehr eine Chance in dieses künstliche Leben einzutreten. Mit 12 Drogen, Sex, Diebstahl und Körperverletzung ist schon fast normal - mit 14 ist es die Regel. Gestern abend in der Schule lag der ausgewertete Fragebogen vor: 50% der Kinder rauchen mehr oder weniger regelmäßig. Durchgehend durch ALLE Schulformen, alle Gesellschaftsschichten. Bloß bei den Ghetto Kids deckt keiner das Mäntelchen drüber.
Neulich war eine Mutter bei uns, wo das Thema aufs Kiffen kam. Machen wir ja selber noch ab und zu - also würde man bei den Kindern auch nicht so einen Riesen TamTam darum machen. Meine Kinder wissen, dass es bis 16 nur Limo gibt. Und fürs Kiffen gibt es massiven Ärger egal wie alt sie sind. Das ist absolut klar.
Das sind unsere Kinder die da draußen rumlaufen. Das sind unsere Kinder in den Statistiken. Also ist bei uns was falschgelaufen. Wir haben unsre Schulen und Kindergärten kaputtgespart. Wir sind aus Kirchen ausgetreten und unsere Kinder können deshalb heute keine Freizeiten mehr erleben, Weil die Amtskirchen pleite sind. Die Unternehmen halten sich die Ohren zu wenn für Jugendarbeit in Vereinen Geld gesammelt wird. Gleichzeitig machn wir Urlaube in Club Med wo Kinder bespielt werden statt sich selber was auszudenken. Die Umfelder sind durchkmmerzialisiert, wo unsere Kinder zu potenten Konsumenten werden, statt Ihnen den durch Beschränkung den Raum zu geben zu werden was sie selber sind. Wir leben keine gesetzestreuen Werte mehr weil wir uns selber als schlechte Beispiele rausmogeln. Kinder spiegeln uns auf ihre eigene Art.

Wegsperren und damit gut? Damit machen wir es uns zu einfach! Strafen sind sinnvoll um Auswüchse von Fehlverhalten zu korrigieren. Aber insgesamt muss sich die ganze Sache verändern sonst können wir irgendwann von 14-18 die ganze Blase in den Knast schmeißen.
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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Hartmut » 16 Jan 2008 09:44

Hier die SWR1 Webseite zur aktuellen Sendung.

Heute morgen waren auch positive Stimmen zu hören

"Die heutige Jugend wäre so höflich und hilfsbereit, das würde sie sich von ihrer Generation auch wünschen" Sagte eine ältere Hörerin!

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Chinook
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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Chinook » 16 Jan 2008 10:35

Moin!

Wahlkampf, Wahlkampf, Wahlkrampf!
Der Taliban hält Winterschlaf und die Klimakatastrophe ist erst mal ausgelutscht.
Was gerade jetzt keiner wissen will: Gewaltdelikte bei Jugendlichen und Ausländern sind weiterhin rückläufig.
Und nicht mal im geringen Umfang.
Was gerade jetzt keiner sagen will: Die Zahl der Delikte, die zur Anzeige kommen hat sich extrem erhöht.
Die Angst über Vorfälle zu schweigen hat abgenommen.
Bedeutet: Im Land ist Ruh', wenn keiner das Maul aufmacht.
Aber Unnachgiebigkeit kommt beim Wähler gut an, hat ja was mit Stärke zu tun.
"Härtere Strafen nützen nichts!", wird von den gleichen Leuten gesagt, wenn es um die wachsende! Gewalt auf den Autostrassen geht. Hoppla! Fragezeichen.
"Die Jugend ist wenig sozialisiert und unreif!", ups, und dennoch will die Politik Wahlrecht ab 16?
Die Zahl der Fahrerflüchtigen bei Unfällen mit Körperverletzung hat sich verzehnfacht. Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl scheinen in der Gesellschaft momentan insgesamt eine sterbende Tugend zu sein.
OK, Auto ist eine legale Waffe.
Oder die legale Gewalt von Konzernen, die, um ihre Gewinne(!) noch ein wenig mehr hochzuschrauben tausende von Familien an den Abgrund bringen?
Die ständige Präsenz von Überwachungskameras in den Städten und Handyfilme machen heutzutage nur "sichtbar", was es immer schon gab; vielleicht nur anders.
Ich erinnere mich noch an die guten Tage in den Siebzigern.
Da verwüsteten Rocker-Horden regelmäßig Diskotheken (auch Inventar) und zogen plündernd durchs Land.
Das war das politische und journalistische Bild der Jugend.
Da stürzte schon mal so ein "Spagettifresser" vom Baugerüst.
Das hieß dann Unfall.
Da kamen auch keine Vergewaltigungen zur anzeige.
Die Tussi war ja selber schuld.
Den Wunsch nach härter Strafen sprach keiner aus aber es war noch zu hören "Unter dem "Schnautzbart" wäre das nicht passiert!".

(Leicht abgeklärt) Ich werde sicherlich bis zum Ende meines Berufsleben noch Opfer einer Gewalttat (z.B. Raub) werden.
Das steht mir, zumindest aus Sicht der Risikostatistik , noch zu. Mit Hausbrand bin ich schon durch. So ist das Leben.
An dem Tag, wenn das passiert werde ich vor Wut und Hass rasen. Ich werde nach der Todesstrafe auf für mindere Delikte schreien und Überlegungen zu Bürgerwehren haben.
Nur eins werde ich nicht sein: überrascht.

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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Smile » 16 Jan 2008 12:17

Chinook - Du bringst wieder mal Wichtiges auf den Punkt. Wobei es mit der Sicherheit bei dem böhmischen Gefreiten auch nicht weit her war. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit, den besonderen Schutz von Familie, die Wahrung von Fernmeldegeheimnissen, Zensur findet nicht statt . . . . Völlige Fehlanzeige. Unser Grundgesetzt liest sich auch als Abwehrrecht gegen einen Staat und ist unter dem Schock der gemachten Erfahrung entstanden. Ist oft genug nur Verklärung mit riesigem blindem Fleck und aus der Position, sich in einer solchen Maschinerie sicher zu wähnen weil man vordergründig das Anforderungsprofil zu erfüllen scheint.
Das ist ja das, was mich immer an diesen ganzen Law and Order Typen so anekelt. Da wird von Recht und Ordnung gefaslt und in Wahrheit, egal ob von Links oder Rechts, wollen sie nur eigene Schäfchen ins Trockene bringen.
Herr Kohl ist noch immer ein Ehrenmann - aus meiner Sicht nicht. Und da steht er in einer Reihe mit Otto Graf Lambsdorf, G. Bastian oder Joschka Fischer.
Und wenn da eine Jungmimin als Vorbild oder meist bewunderteste Person Ulrike Meinhoff nennt, da frage ich mich, hat die den Schuß gehört?
Diese ganze Vetternwirtschaft, Handaufhalten, die Seilschaften und Vorteilsnehmer - raus mit ihnen. Aber da wird oft das Mäntelchen des Schweigens drüber gebreitet. Den 14 jährigen Ladendieb gleich welcher Nationalität, stellen wir an den Pranger und Leute die florierende Firmen um der Rentabilität willen zerschlagen, die nennen wir erfolgreiche Geschäftsleute und werfen Ihnen, wenn es den Bach runter geht, noch Millionen an Abfindung hinterher, während die 55-60 Jährigen in Auffanggesellschaften noch ein paar Monate einen Hungerlohn erhalten und anschließend bis zur Rente in Arbeitslosigkeit vergammeln. Den Rest Ihres Lebens müssen Sie dann noch mit verminderten Bezügen leben.
Leute wie Piech oder Pischtsrieder sehe ich da übrigens voll mit im Boot. Das ist für mich echtes Geschmeiß. Die sehen sich außerhalb der Regeln. Der Arbeiter der die Schraube klaut wird gefeuert. Die, die sich mal eben Urlaube und Vergünstigungen selber genehmigen werden hofiert und dieses freche Taschenfüllen wird nicht mal in Frage gestellt bzw. wenn es in Frage gestellt wird, fallen die Leute aus allen Wolken, dass es illegal sein soll. Ist doch bloß Geld.
Wer schneller ist und die Macht hat, der holt es sich. Hauptsache nicht erwischen lassen. Unsere Kinder und Jugendlichen haben gut aufgepasst!
...."May the holes in your net be no larger than the fish in it. ~Irish Blessing"
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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von G********** » 16 Jan 2008 15:56

Hallo,

ich habe den Eindruck, wir kommen etwas vom eigentlichen Thema ab.

Einen Rundumschlag gegen die gesamte Bevölkerung hilft uns glaube ich nicht sehr viel weiter.
Fehlverhalten mit Fehlverhalten aufzuwiegen um Verständnis für Straftaten der Jugendlichen und Heranwachsenden zu begründen eben so wenig.

Für mich steht jedenfalls fest, eine Entwicklung und Erziehung, die darin besteht immer seine Grenzen auszuloten, diese dabei permanent überschreitet, ohne die kleinsten Befürchtungen haben zu müssen zur Verantwortung gezogen zu werden, ist definitiv falsch!

Ferner, wer denkt schon an die Opfer?? In meinen Augen wäre es schon ein großer Fortschritt, sich wenigstens genau soviel Gedanken über Hilfsangebote für die Opfer zu machen, wie es die Täter mit Selbstverständlichkeit in Anspruch nehmen.

Im übrigen bin ich der Ansicht, ohne Recht und Gesetz ist ein halbwegs zivilisiertes Leben nicht möglich.

Gruß und Petri Heil
Peter

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Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Smile » 16 Jan 2008 16:19

Mir geht es nicht um Kuschelpädagogik. Mir geht es darum die Ursachen zu beseitigen um sich der Symptome zu entledigen. Wer meint mit 14, 15 oder 17 die Grenzen nach oben sprengen zu müssen, der soll erfahren, das Handeln Konsequenzen hat. Darüber gibt es keine Diskussion. Mir geht allerdings dieses Wegsperren - Durchgreifen - Gelaber der Politiker auf den Senkel. Das sind die, die auch die Mittel im Jugendbereich kürzen.
Übrigens genau wie Richter die Bolzplätze aus Wohngebieten verbannen, damit der Lärm der spielenden Kinder aufhört. Bei uns passiert!
Andererseits lese ich aus den Zuschriften heraus, dass die Leute - zumindest hier im Forum - den Politikern nicht auf den Leim gehen und eine feine Nase für die Realität besitzen.
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Eisangler

Re: Jugendstrafrecht

Beitrag von Eisangler » 16 Jan 2008 17:38

In kurzen Sätzen: Wer die Geduld des Gesetzes zu arg strapaziert, gehört bestraft.
Ist er Ausländer und ist eine Gefahr für Leib und Leben unserer Bürger, gehört er bestraft und ausgewiesen.
Therapien ja und bis zu einem gewissen Punkt, aber nicht auf Kosten
unschuldiger Menschen, Wahlkampf hin oder her !!!

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