Erst wenn der letzte Fisch ...

Was geschieht gerade wo, wie und warum?

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Chinook
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Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Chinook » 26 Sep 2007 11:14

... ich brauch' den Satz wohl nicht vollenden sondern stelle eine provokante Frage zur Diskussion:

Was ist unser Anteil, der Angler Anteil, an der Zerstörung unserer Gewässer?

Sicherlich leisten Angler bzw. Angelvereine zur Erhaltung der Gewässer einen enormen Beitrag. Ich möchte das mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten und spreche hier das Stichwort Angeltourismus an. Viele gute Gewässer, die einst als Geheimtipp galten wurden mittlerweile systematisch überfischt und leben nur noch von ihrem Mythos.

Muss ich mich nicht fragen, was mein Anteil daran ist/war?
Sorge ich durch, beispielsweise, Mundpropaganda nicht auch dafür, dass nach einem Schneeballprinzip gute Orte überlaufen und damit zwangsläufig zerstört werden?
Welchen Anteil haben Medien (z.B. Angelmagazine) daran, die uns den letzten unberührten Winkel schmackhaft machen?

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andalG
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von andalG » 26 Sep 2007 11:59

Am besten wirds wohl sein, die gesammte Menschheit stirbt schlagartig aus! :wink:

Auf diese Art und Weise ließe sich ja alles menschgetane zu seinem Nachteil hinterfragen; und wenn es der Spaziergang durch Feld und Flur ist.
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Ulli3D » 26 Sep 2007 12:07

Ich habe da eine zwiespältige Meinung zu. Einerseits bekommt man eine Information über interessante Gewässer, auf der anderen Seite wird dadurch natürlich auch der offensichtlich gewollte Angeltourismus gefördert. Dies funktioniert aber nur so lange, wie auch gefangen wird.

Durch die Angelpresse wird suggeriert: "Fahr nach xyz, da gibt es Hechte ohne Ende, Karpfen, groß wie Ferkel, etc." Der, unbedarfte, Angler verbringt einen Urlaub am Gewässer und wird in der Regel enttäuscht nach Hause fahren. Es gilt immer noch, ein Gewässer muss man kennen lernen, sich erarbeiten und das geht innerhalb von 2 bis 3 Wochen nur recht ungenügend.

Sicherlich helfen Echolot und Co, die interessanten Stellen leichter zu finden, wenn sie denn erlaubt sind. Für den Uferangler heißt es aber immer noch, interessante Stellen ablaufen, Strecke machen.

Sicherlich wird durch die Erlaubnisscheine Geld in die Kassen gespült, um weitere Besatzmaßnahmen durchzuführen, die aber nur zum kleinen Teil auch den Angeltouristen zugute kommen.

Über das ganze System gesehen ist es aber auch egal, ob Anger A in X-Stadt oder in seiner Heimat Y-Stadt angelt. Er kann nur an einer Stelle seine Rute ins Wasser halten.

Für viel bedenklicher halte ich die Gigantomanie, die durch die Angelpresse hervorgerufen wird. Manchmal hat man das Gefühl, wenn man sich über einen Hecht von unter 1 Meter freut, dann ist man schon ein Looser.

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Thomas Kalweit
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Thomas Kalweit » 26 Sep 2007 12:09

Wir sind halt zur Zeit der wichtigste Evolutionsfaktor, Lebewesen die uns nicht widerstehen können, sterben halt aus. Da ist der Mensch auch nichts anderes als WInd und Wetter...

Scherz beiseite - es ist schon was wahres dran, an Chinooks These. Deshalb sollten wir Angler und auch die Angelzeitschriften immer auf möglichst schonenden Umgang mit der Ressource Gewässer/Fisch hinwirken. Viele Angler geben leider immer noch die Sau ab... :roll:

Zu meiner Zeit als freier Autor sollte ich mal einen Sonderheftbeitrag über mein Lieblingsgewässer in Schottland schreiben. Ich habe dankend abgelehnt, obwohl ich als Student das Geld dringend gebraucht hätte... Damals war C&R noch kein großes Thema in Deutschland, da hätte es bei deutschen Urlaubern in Schottland nur abgestochene Autoreifen gegeben :wink: .
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Chinook
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Chinook » 26 Sep 2007 13:50

Am besten wirds wohl sein, die gesammte Menschheit stirbt schlagartig aus!
Nicht unbedingt Sekt oder Selters ...
Ich sehe da eher die punktuelle Last (beispielsweise) für einer Region bzw. Gewässerabschnitt.

Wenn du allen erzählst, das ist die beste Kneipe wird es schon bald nicht mehr die beste Kneipe sein.

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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von andalG » 26 Sep 2007 13:54

Keine Sorge, mir war meine eigene Gesellschaft am Wasser schon immer die liebste! 8)
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Smile » 26 Sep 2007 17:33

So oder so gibt es einen run auf gute Sachen. Ein Geheimtipp ist, sobald er ausgesprochen wurde, eben keiner mehr.
Was ich als total bescheuert empfinde, ist, dass es Gewässer gibt, wo der eine oder andere gerne durch C&R bzw. minimale Entahme die Qualität und den Fischreichtum erhielte, es aber im Grunde kaum wagen kann davon zu sprechen oder gar dazu anzuhalten, weil er sich dann teils auch von anderen Anglern angeschissen sieht. Das finde ich so völlig daneben.
Es gibt Leute mit denen ginge ich jederzeit an jedes Gewässer. Und es gibt andere da würde ich, wenn überhaupt, nur ausweichend antworten.
Zuletzt geändert von Smile am 26 Sep 2007 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Eisangler

Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Eisangler » 26 Sep 2007 18:42

Viele gute Gewässer, die einst als Geheimtipp galten wurden mittlerweile systematisch überfischt und leben nur noch von ihrem Mythos.
Da braucht man sich nur die einst so fischreiche Wuppertalsperre ansehen... :x
__________________________________________________________
Deshalb sollten wir Angler und auch die Angelzeitschriften immer auf möglichst schonenden Umgang mit der Ressource Gewässer/Fisch hinwirken. Viele Angler geben leider immer noch die Sau ab...
...und genau das hatte ich in meiner Kritik zu dem Beitrag aus dem Septemberheft (Island) gemeint... :roll:
Gruß
OLE

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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Iceman1 » 26 Sep 2007 22:28

:shock: :cry: :cry: :roll: :) :D


Gruss Iceman 8)
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Gummifreund » 26 Sep 2007 23:05

Ein sehr Interessantes..Thema.Der momentane Wertverfalll,der in der heutigen Geselschaft,Politik und der Industrie gegenüber der Natur, immer stärker ersichtlich ist,zeigt für mein Verständnis nur auf...das der einführende Satz dieses Threads,sich von Jahr zu Jahr immer stärker Bewahrheitet.

Der Anteil der Angler an den Zerstörungen an manchen Gewässern, ist meiner Meinung nach,ein ganz grosser...dies darf ich Jahr für Jahr an meinem eigenen Hausgewässer feststellen,das ich nun seid über 16 Jahren befische.Dabei sind die Erklärungen und Meinungen,mancher Petrijünger ,so plump wie das ein mal eins.Für mich steht schon seid langer Zeit fest,neu entdecktes,es bei neu endecktem zu belassen,ohne darüber gleich ein Buch verfassen zu müssen.Damit fährt man langfristig sicherer,sich von der Konkurenz mögliches Potenzial ,neue Spots oder ähnliches,nicht zerstören zu lassen.

Es wurden die Medien angesprochen....von einem so grossen Sprechorgan,wünscht man sich meiner Meinung nach,zweierlei.......Verantwortung aber auch gezielte Aufklärung.
Was man jedoch vorfindet....in erster Linie....interessanten Lesestoff..der die breite Bandbreite passend zur jeweiligen Jahreszeit und Fischart, ansprechen soll...und hier beisst sich meiner Meinung nach,die Katze in den Schwanz.

Nehmen wir das aktuelle Problem,der Aalbestände.Pünktlich zum Saisonbeginn..wird nicht etwa über den recht stark geschwächten Aalbestand informiert,vielleicht mit dem Hinweis,die Grundrute dieses Jahr mal liegen zu lassen...stattdessen,gibt es ein informativen Beitrag über ein erfolgreichen Aalansitz....so ähnlich,liesst sich manches über die gefährdeten Dorschbestände der Ostsee,während in der nächsten Ausgabe,über den Monsterfang von kapitalen Laichdorschen,berichtet wird.Dies passiert nicht etwa,weil man der eigenen Verantwortung nicht gerecht werden will,sondern weil es sich kein Autor und keine Redaktion erlauben kann,Auflagenverluste in einem hohen Anteil,herauf zu beschwören.Das bekannte ein mal eins..des vorhandenen Angebots an interessanten Themen oder langwirigen morlaischen Diskussionen,für die eine vielzahl von Lesern,höchstwahrscheinlich kein Gehör haben könnte.

Kein Gehör...ne geringe Auflage......weniger Umsatz....langfristig......möglicher Einbruch.Das was auf der Strecke bleibt...ist die Aufklärung...für die,die es nicht besser wissen können oder wollen.

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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Matze Koch » 27 Sep 2007 07:50

Ich kann Eure Bedenken verstehen, wenn auch nicht uneingeschränkt teilen. Ein Beispiel: In meiner Heimat werde ich von vielen Anglern in der Luft zerrissen, weil ich es wage über Gewässer zu berichten. "ich würde es dem Leser zu leicht machen!" ist der Hauptvorwurf. Wieviel reine egozentrische Dummschwätzerei dabei ist, zeigt ein Erlebnis von vor zwei Wochen. In unserem unglaublich wasserreichen Ostfriesland gibt es einen See in Altschwoog, über den in einer Auf Achse Serie 2007 ein Bericht stand, und auch ein DVD Beitrag. Die Wellen schlugen hoch deswegen. Als ich diesen See jetzt wieder aufsuchte, um einem Kollegen einen Einblick in meine Erfahrungen und Fänge zu gestatten, war ich bass erstaunt: Der Platz, auf dem ich auf der DVD noch ansitze war kaum erreichbar. Es war dermaßen zugewuchert, dass man eine Sense benötigt hätte um durchzukommen.

Wohlgemerkt: Der Verein hatte 2006 vorbildlich einen kleinen Pfad angelegt, auf dem ich damals noch mit dem Trolly fahren konnte.
Die Wahrheit sieht nämlich oft so aus: Ein See wird neu angepachtet, Angler stürmen das Gewässer, fangen wenig, weil sie falsch vorgehen oder glauben, mir springen die Fische nur so in den Kescher. Und nach den ersten Mißerfolgen bleibt das Gewässer unbeachtet. So geschehen wie ich es schreibe.


Sicher gibt es auch andere Fälle. Besonders an Gewässern, wo man direkt am Ufer parken und aus dem Seitenfenster angeln kann. :wink:



Ich kann zum Schutze der Gewässer und Bestände nur das wiederholen, was ich seit Jahren predige: Bei unserer Bevölkerungsdichte darf man einfach nicht jeden Fisch der maßig ist ohne Überlegung abschlagen. Doch selbst wenn ich gar nicht mal von C&R sondern lediglich von selektver Entnahme spreche, sind die Ohren oft taub, oder werden gar aggressiv. (die Menschen, nicht die Ohren!) Schade.

Wie auch immer. Was die Fachzeitschriften betrift, ist die Fisch und Fang für mich diejenige, die am mutigsten zum selektiven Entnehmen steht, auch wenn die Gesetzeslage immer noch nicht eindeutig geklärt ist. Darum gibt es für mich keine Alternative. Sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben und Filme drehen werde ich ihr deshalb treu bleiben. Schon um der Aufklärung willen.

Ich erwähne in diesen Zusammenhang noch einmal die vorbildlichen Skandinavier, die ein gesünderes Verständnis für die Verantwortung in der Natur haben. Sie entnehmen als ungeschriebenes Gesetz nur, was man am gleichen Tag noch verzehren kann. Und das hätten die Ex-Wikinger bei ihrer Bevölkerungsdichte beileibe nun wirklich nicht nötig.

Dem gegenüber stopfen sich Deutsche die Kühltruhen voll. Man lasse sich diese Idiotie mal auf der Zunge zergehen: Als Angler hat man die Möglichkeit Fisch zu essen, der nicht frischer sein kann. Ein Privileg. Und was tut man: man macht Gefriergut draus. :?



.
Zuletzt geändert von Matze Koch am 27 Sep 2007 08:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Smile » 27 Sep 2007 08:14

Matze, Du bringst es perfekt auf den Punkt!
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Georg Baumann
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Georg Baumann » 27 Sep 2007 09:22

@Gummifreund:

In der August-Ausgabe auf S. 8 findest genau den Artikel, den Du vermisst: In einem Interview nimmt Dr. Wysujack, Mitarbeiter der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Ahrensfeld, zu der aktuellen Situation der Aalbestände Stellung.
Immer dicke Fische!
Georg

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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Beliebt » 27 Sep 2007 09:37

Sind es denn wirklich so viele Angeltouristen?

Mal im Ernst - ich setz mich doch nicht ins Auto und fahre irgendwo hin nur um Schneider zu bleiben. Da guck ich mir lieber den schönen DVD Beitrag an, überlege ob es in meiner Nähe ein vergleichbares Gewässer gibt und versuche die Filmhinweise dort in die Praxis umzusetzen.

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Chinook
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Re: Erst wenn der letzte Fisch ...

Beitrag von Chinook » 27 Sep 2007 12:37

Hallo,
vorweg: ich bin nicht der Meinung, dass die Beiträge in der F&F Anlass zur Besorgnis geben. Das reisserisch-sportive hält sich glücklicherweise in Grenzen.
Auch will ich nicht auf den Zug "Plünderung" der Gewässer aufspringen.
Ich denke da eher an Profiländerung eines Gewässers.
Traditionsgemäß mache ich einmal im Jahr 10 Tage Urlaub an der Bode (Ostharz).
Zu DDR-Zeiten teilweise eine Kloake, Urlaubsprivileg für Funktionäre, nach der Wende mühevoll wieder aufgepäppelt und erklärtes Fliegenfischer Eldorado in Sachsen-Anhalt.
Kaum ein Anglermagazin konnte sich dem Geheimtipp entziehen und die Mundpropaganda tat ein übriges. Heute sieht man die Fliegenfischer in Leerwurfweiten-Abstand und es gibt kaum noch Wildbestände an Bafos. Zur Attraktivitätssteigerung wird nun u.a. auch mit Saibling besetzt.

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