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Moderator: Thomas Kalweit

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Chinook
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Januar 07 Heft

Beitrag von Chinook » 20 Dez 2006 10:50

Guten Morgen,
ein paar Fragen und Bemerkungen zum Artikel Lachsprogramm:
a) Das Klischee, die Holländer grabschen den ganzen Fisch weg ist nicht ganz fair. Die Kontrollen sind erheblich häufiger und strenger am Wasser als bei uns. Ich selbst angle ganz gerne an der Sieg und bin übers Jahr gesehen recht häufig allein am Wasser. Ist schon komisch, dass zu Aufstiegszeiten ein mächtiger Zuwachs an Anglern am Wasser dort zu verzeichnen ist.
Die Sieg ist auch ein Freizeit- und Ausflugsfluss. Bedeutet: jeder Kiosk, der was auf sich hält, verkauft den Kindern im Sommer kleine Kecher mit denen die (wirklich!) zutraulichen Jungfische eingesammelt werden und den Rest ihrer Stunden in einem Sandeimerchen verbringen. Versuche da mal jemand die Mütter auf die Umstände aufmerksam zu machen ... deine Überlebenschancen gehen gegen Null.

b) Stark wechselnde Wasserstände dürften auch nicht verantwortlich sein. Das ist ein jahrtausende altes Merkmal der Sieg und die Orignalstämme war entsprechend angepasst.
Nebenbei für Nachahmer: die ordnungswidrige Entnahme kann eine Strafe im fünfstelligen Bereich nach sich ziehen.

c) Ich war der Meinung, dass alle Fischrechte auf atlantischen Meereslachs durch Spenden von Anglern aufgekauft wurden, so dass eigentlich kein Befischen mehr stattfinden dürfte. Schwarze Schafe gibt es auf hoher See wohl, doch dürften diese nicht allein für die dramatischen Einbrüche verantwortlich sein.

Ich glaube, dass ein wesentlicher Faktor für die Schwierigkeit das fehlen von ausdauernden Lachsclans ist die einen langen Fluss, wie den Rhein, überhaupt schaffen. In den meisten europäischen Flüssen ist die Anreise zu den Laichplätzen recht kurz. In irischen Flüssen, beispielsweise und durchschnittlich, mal gerade 40-50 km. Die Siegmündung ist so um die 600 km vom Meer entfernt. Da braucht es schon mächtiger Fettreserven, denn rückkehrende Lachse fressen bekanntermaßen im Süßwasser nicht mehr. Man sagt es braucht 20.000 Setzlinge um ein laichreifes Rückkehrerpaar zu garantieren. Ich stelle daher mal provokant die Frage, wieso bei all den Widrigkeiten soviele Paare zurückkehren?

C.

[ 20. Dezember 2006: Beitrag editiert von: Chinook ]

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Thomas Kalweit
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Beitrag von Thomas Kalweit » 20 Dez 2006 11:50

Deine Einwände sind sicherlich richtig. Teilweise treibt das Lachsprogramm richtige Blüten, z.B. hier am der Lahn. Der werden seit Jahrzehnten Junglachse in der oberen Lahn ausgesetzt und kurz vor der Mündung blockiert noch ein unüberwindbar riesiges Wehr den ganzen Fluss, kurz dahinter noch weiterer. Das Problem: Der Oberlauf liegt in Hessen, die Mündung in Rheinland-Pfalz. Letztere haben überhaupt kein Interesse daran, dass sich die Hessen mit einem erfolgreichen Lachsprogramm schmücken können. Seit Jahren wird die Investition für eine Fischtreppe auf die lange Bank geschoben... Eigentlich ist das ein Unding!

Ich glaube aber schon, dass das Wanderfischprogramm auch ohne Lachs etwas gebracht hat. Die Sieg ist so fischreich wie seit langem nicht mehr, Nase und Barbe haben sich dort erholt. Der LAchs wäre nur noch eine tolle Zugabe!
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Eisangler

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Beitrag von Eisangler » 20 Dez 2006 18:38

Dieses Kescher- und Senkenverramschen an Kinder konnte ich an Ostfrieslands Gewässern auch beobachten, dort fischten die "lieben Kleinen" dann die Jungfische raus, die später in Eimern oder selbstgestalteten
"Pools" (Loch gegraben, Wasser rein, Fische hinterher) endeten...
Auch so ne neue Mode... [img]images/smiles/icon_mad.gif[/img]
Gruß
OLE

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Thomas Kalweit
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Beitrag von Thomas Kalweit » 20 Dez 2006 18:41

Ich hatte als Fischereiaufseher auch öfters mal das Vergnügen, aber was soll man machen - die Kleinen samt Eltern anzeigen!?

Ich habe als Bengel auch ganze Feuchtbiotope leergräumt und dann die seltenen Molche im Einmachglas verrecken lassen [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img] .
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Eisangler

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Beitrag von Eisangler » 20 Dez 2006 19:00

Nun denn, ansprechen und auf das Fehlverhalten hinweisen wäre doch schon eine Möglichkeit, man muß ja nicht immer gleich mit Justitia drohen...
Natürlich machen Kinder sowas gerne, ohne
richtig zu verstehen, was daran falsch ist.
Uneinsichtigkeit bei den Eltern oder gar tolerieren solcher Aktionen sind das wahre Übel...
Gruß
OLE

Eisangler

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Beitrag von Eisangler » 20 Dez 2006 19:08

Sorry, zum Thema: Soweit ich aus der örtlichen Presse entnehmen konnte, ist das
Lachsprogramm in der Wupper auch recht gut eingeschlagen, immer wieder werden beim Elektrofischen schöne, teils kapitale Lachse gefangen und in der Presse präsentiert.
Auch der Gesamtfischbestand ist wohl beträchtlich. Leider hat der Bayer-Konzern sein Finger im Spiel und große Teile der Strecke sind in Bayer-Hand. Gastangler haben da keine Chance... [img]images/smiles/icon_mad.gif[/img]
Schön ist der Wandel der Wupper vom einstigen übelriechenden Industriefluss zu einem wieder sehr ansprechenden Fließgewässer!!!
Gruß
OLE

Harry1
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Beitrag von Harry1 » 20 Dez 2006 19:26

Falsch Eisangler, es ist nicht der Konzern der die Wupperstrecke gepachtet hat, sondern der Bayer Angelverein für seine ca. 900 Mitglieder.
Dieser Verein unter der Leitung von einigen dafür ausgebildeten Mitgliedern, arbeitet seit vielen Jahren an der Wiedereinbürgerung des Lachses.
Jedem Angler steht es frei sich als Mitglied zu bewerben, an dem Projekt mitzuarbeiten und dadurch die Wupperkarte zu erlangen.
Nur so zur Info, ich bin ja in diesem Verein Mitglied, leider nicht der Forellen oder Lachs Freak. [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]
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Beitrag von Lasse » 21 Dez 2006 13:42

Hallo zusammen. Den ganzen Bedenken und negativen Meldungen zum Trotz freue ich mich, auch einmal etwas (sehr) Positives berichten zu können.

Ich begleite gerade ein Meerforellen- und Lachsprogramm mit der Film- und Fotokamera an einem der Nebenflüsse der Elbe. Was ich dort in den bisher zwei Einsätzen vor Ort erleben durfte hat mir schlicht die Sprache verschlagen. An einem einzigen Samstagvormittag haben zwei Elektrofischer-Teams sage und schreibe 90 (!!!) Lachse und Meerforellen fangen können. Ich darf schätzen: so zwischen einem und zehn Kilogramm schwer. Die Fische werden dann in einer Aufzuchtstation abgestreift.
Das Aufzucht-Programm läuft seit Jahrzehnten erfolgreich.
Einen wirklich ganz besonders großen Moment durfte ich miterleben: Ein Meerforellen-Rogner (markiert) ist bereits zum siebten Male zum Laichen in das Flusssystem zurückgekehrt (live auf Film) - Beweis für ein funktionierendes Besatzprogramm und für mich neu, dass Meerforellen derart häufig zum Laichen in die Flüsse ziehen..
Besonders fasziniert hat mich der bedingungslose Einsatz der Truppe. Alle Helfer sind ehrenamtlich bei der Sache und haben vom Bau der Aufzuchtstation bis zu den Elektrogeräten, Helterbecken etc. nahezu alles aus eigener oder aus Vereins-Tasche bezahlt.

Ich denke, mir sind bisher bereits einige faszinierende Bilder gelungen - Lachse und Mefos in einem knöcheltiefen Bach live auf Film - und ich hoffe, dass diese irgendwann dann auch ihren Weg auf die Abo-DVD finden werden - auch vielleicht als Motivation für Projekte, die bisher nicht so gut angelaufen sind. Auf jeden Fall werde ich mich in Zukunft in das Aufzuchtprojekt einbringen. Das, was ich bisher gesehen habe, hat mich einfach fasziniert.

[ 21. Dezember 2006: Beitrag editiert von: Lasse Berding ]

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Lars Berding
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Beitrag von Thomas Kalweit » 22 Dez 2006 02:29

Das sind doch erfreulich Nachrichten! Vielleicht entwickelt sich aus diesen selbstreproduzierenden, küstennah laichenden Lachsstämmen irgendwann in 1.000 Jahren mal ein Lachstamm, der auch weiter ins Festland wandert.

Man sagt zwar, dass Lachse immer wieder in ihren Geburtsbach zurückwandern, doch zum Glück hat die Natur zahlreiche Irrläufer mit eingeplant. Eine Sache der Logik, sonst gäbe es Lachse weltweit in nur einem Bach [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] .
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