Aber Hallo. Jagd auf Dickdorsche.

flugangler · Beitrag von **flugangler** » 12 Feb 2006 22:53

Ist es wirklich nötig in einer der grössten Anglerzeitschriften Reklame für einen Kapitän zu machen, der es seinen (erlesenen?) Gästen ermöglicht auf die immer weniger werdenden Dick- = Laichdorsche zu Angeln?

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 13 Feb 2006 12:59

Es ist nun mal anglerische Realität und sollte deshalb auch in den Medien vorkommen und durchaus kritisch diskutiert werden. Den Kutterkapitänen kann man sicher kaum einen Vorwurf machen, denn sie bestreiten damit Ihren Lebensunterhalt. Für Sie ist es kaum möglich zwei, drei Monate im Jahr den Laden dicht zu machen. Wir entnehmen und essen ja auch Hechte, obwohl wir wissen, dass sie auf der deutschen Roten Liste für bedrohte Tierarten stehen. Die Angler könnten ja dann auch auf diese Fischart verzichten - und auf die durch den Kormoran immer seltener werdenden Äschen, Bachforellen... Und auf die Meerforellen an der Küste, und aufs Lachsangeln in der Ostsee... Da müssen wir aufpassen, damit wir die Angelei in ökologisch schwierigen Zeiten nicht komplett in Frage stellen.

Zum angesprochenen Fall: Der Kapitän driftet nur einmal, zweimal über die Top-Stellen - bis jeder Angler eine Chance auf einen guten Fisch hatte.

Hier noch einmal der Brennpunkt zum Thema aus dem letzten Heft!

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 13 Feb 2006 13:21

Darüber sollten wir uns vielleicht eher aufregen: Die EU hat mit Jahreswechsel die Fangquoten der Berufsfischer für Ostseedorsche um 15 bis unglaubliche 26 Prozent erhöht. Gegen diesen legalen Mehrfang fällt der Anteil der Angler nun wirklich nicht mehr ins Gewicht.

Fischchen · Beitrag von **Fischchen** » 13 Feb 2006 22:14

Hallo Thomas,

entschuldige, aber bei diesem Thema bin ich anderer Meinung. Ich verstehe, dass man als Repräsentant einer Fachzeitschrift dafür sorge tragen muss, dass die Themen über spektakuläre mit der Angel gefangener Fische nicht ausgehen dürfen.

Aber stelle Dir nur mal eine Schlagzeile in irgendeiner Zeitung vor:

'Jäger erlegt bewusst schwangere Wildsau'.

Gut, damit man mich recht versteht, ich meine dies nur abstrakt!

Ich verfolge das Thema Laichdorsche nun schon etliche Jahre, ich wage es kaum zu sagen, ich war sogar einmal im Februar bei einem solchem 'anglerischen Highlight' vor Heiligenhafen dabei. Davor habe ich von den Riesendorschen immer geträumt, aber als ich da ca. 30 - 40 der schwangeren Dorschmammi's an Deck liegen sah ....., kein weiterer Kommentar.

Ich fische seit vielen Jahren auf Dorsch in der Ostsee, etwas priviligiert vielleicht, mit einem bewohnbaren Kajütboot. Ich höre über Funk seit vielen Jahren das Wehklagen der armen Angelkutterkapitäne, das Informationshighlight 'Rudi der Schweigsame' vom Hochseeangelkutter ...., den Rest spar ich mir jetzt, informiert alle die es hören oder nicht hören wollen ja sehr umfangreich.
Das erstaunliche ist, man sieht und hört sie alle Jahr für Jahr wieder.

So schlecht kann es also um diese Branche nicht bestellt sein.

Jetzt noch mal zu dem aktuell angesprochenen Kutter zurückt.
Der wirbt massiv auf allen Messen mit allen Rohren für das Fischen auf die Dorschmammie's.

Die Laichstellen der Grossdorsche sind ja seit Jahrzehnten oder noch länger bekannt. Eine Drift pro Tour ist aus meiner Sicht eine Drift zuviel.

Wir Menschen machen es uns leider immer zu einfach und schieben die Verantwortung anderen in die Schuhe (in diesem Fall wieder mal den Berufsfischern).
Fakt ist, dass zur Zeit in der Ostsee wieder gute Dorsche, von Fischern und Anglern gefangen werden, dies zeigt ja auch das F+F-Video.

Warum beschränken sich dann nicht zumindest die Angler (Angelkutterkapitäne) auf dieses Potential?

Sorry, wir Angler sollten endlich mal ein Zeichen setzen und uns nicht weiter hinter fadenscheinigen kommerziellen Argumenten verstecken. Die nahe Umwelt und natürlich die Dorschmammie's würden, glaube ich, es uns danken.

flugangler · Beitrag von **flugangler** » 13 Feb 2006 23:35

@ Hallo Fischchen.
Danke, deine Meinung teile ich voll und ganz,
sonst hätte ich diesen Thread nicht eröffnet!
Ich habe einen "Promotor" dieses Kutters auf einer Messe erlebt und er verspricht fast jedem,einen dieser Dick-/Laichdorsche
von seinem Kutter aus fangen zu können!
Der Hinweis auf die (leider erlaubten)Fangtechniken der Berufsfischer von Thomas
werte ich als "Verlegenheitsargument".
Das dazu.

@ Alle
Beim Ansehen der DVD fiel mir dann wieder einmal(!) auf,
wie es nicht gemacht werden soll!!
Bei der Vorstellung des "Fussgesteuerten Bootes" wird deutlich gezeigt, dass gefangene Zander einfach ins Wasser geworfen, statt schonend zurückgesetzt werden!!!
Zeigt es allen, wie es nicht richtig ist!!!

Ein enttäuschter Flugangler!

Fischchen · Beitrag von **Fischchen** » 13 Feb 2006 23:50

Hallo noch mal,
möchte da noch etwas richtigstellen, es heisst wohl richtig 'trächtige' Wildsau.
Sorry.

Optimist · Beitrag von **Optimist** » 14 Feb 2006 00:21

Liebe Sportsfreunde,

die Kutter-Kapitäne machen nur ihren Job und sichern sich dadurch ihr Einkommen.

Und wer heute Geschäfte machen möchte, muss auch gewaltig die Werbetrommel rühren, genau so wie alle anderen, die versprechen auch das Blaue vom Himmel. Und an euch liegt es, ob ihr das glaubt oder nicht.

Fischchen:
so wie ich aus Deinem Beitrag lese, hast Du auch von "dem grossem Dorsch" geträumt und hoffentlich auch welche gefangen, also kann ich davon ausgehen: Du sprichst aus eigener Erfahrung. Auch ich habe in Holland in den 80er Jahren das berühmte Makrelenangeln mitgemacht und mir geschworen, nie wieder.
Seitdem war ich noch nicht auf dem Kutter zum Angeln.

Jeder sollte das selbst erleben dürfen und für sich entscheiden.

Das gleiche können wir über Karpfen sagen. Ob es sich lohnt, einen Kapitalen von 10-15 kg mitzunehmen, wenn allein der Laich ca 2-3 kg weggeschmissen wird ?
Was bleibt noch von dem Fisch übrig ?

Für mich ist es sowieso Blödsinn, einen Fisch von 10 kg zu fangen, wobei man anschliessend nur ca 3 kg Filet verwertet. Kann sein, dass die anderen eine andere Meinung vertreten.

Wenn man gegen solche Praktiken ist, sollte man sie nicht mitmachen.

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 14 Feb 2006 11:38

@flugangler
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR> Beim Ansehen der DVD fiel mir dann wieder einmal(!) auf,
wie es nicht gemacht werden soll!!
Bei der Vorstellung des "Fussgesteuerten Bootes" wird deutlich gezeigt, dass gefangene Zander einfach ins Wasser geworfen, statt schonend zurückgesetzt werden!!!
<HR></BLOCKQUOTE>
Die Zander werden beim Vertikalfischen in größerer Tiefe gefangen (+10m). Die Niederländer werfen die Zander aus gutem Grund wieder zurück, denn dann bekommen Sie sozusagen einen Tauchreflex und tauchen schnell wieder in die ursprüngliche Fangtiefe zurück. Wenn man diese Zander wie üblich zurücksetzt, dümpeln sie an der Oberfläche herum, das Ergebnis ist eine höhere Ausfallrate durch Dekompressionsschäden wie die Taucherkrankheit. So musste ich es mir jedenfalls von niederländischen Spezialisten erklären lassen.

Zum Ursprungsthema: Euer Standpunkt ist durchaus nachvollziehbar - aber auch auf alle anderen Fischarten übertragbar: Die Hechtschonzeit endet vielerorts schon am 15. April (z.B. Hessen), dann haben in der Regel viele Hechte noch nicht abgelaicht, würdet Ihr Eure Hechtfischerei dort auch bis Mitte Mai freiwillig verschieben? Oder angelt jemand von Euch auf Meerforellen an der Küste. Diese seltene Fischart soll eigentlich zum Ablaichen in die Flüsse aufsteigen - denn etwa in Nordrhein-Westfalen zählt sie zu den stark bedrohten Tierarten und darf bei Strafe nicht entnommen werden. Ihr fordert freiwillige Selbstbeschränkung noch bevor der Gesetzgeber aktiv geworden ist, dann müsstet Ihr diese idealistische Einstellung auch auf alle Fischarten übertragen.

Peter M. · Beitrag von **Peter M.** » 14 Feb 2006 13:19

richtig Thomas, das sollte man auf andere ausgehnen.

Die Erklärung zu den Zandern kannte ich auch nicht - besten Dank! zumal wir wenn es wärmer wird in der Maas und den Maasplassen vertikalangeln durchführen wollen.
Solche Hinweise gehören m.E. auch als Kommentar auf die DVD. Vielleich als Hinweis an dei Autoren der Filme. zumindest im Heft als Kommentar zum Beitrag wäre es hilfreich.

@all
Makrelenangeln - mich schauderts! ein eckerer Fisch, aber meine bisher einzige Kuttertour war so eine Abschlachttour.
Ich habe mir geschworen nie mehr so etwas mitzumachen!
Im März fahren wir zu 8 Leuten nach Fehmarn zum Dorschangeln - gemietetes Boot und ich bin Skipper! Habe es also selbst in der Hand. Und die Mitfahrer bereits darauf eingeschworen.

Ausserdem ist das so sogar billiger als aufm Kutter..... Vorausgesetzt man hat die benötigten Scheine.

nils · Beitrag von **nils** » 14 Feb 2006 17:21

hallo,
ich finde es ehrlich gesagt frech zu sagen:" Den Kutterkapitänen kann man sicher kaum einen Vorwurf machen, denn sie bestreiten damit Ihren Lebensunterhalt"
oder :"Für Sie ist es kaum möglich zwei, drei Monate im Jahr den Laden dicht zu machen."
denn, wenn es in ein paar Jahren gar keine Dorsche mehr gibt so wie in der Nordsee was machen die fischer denn dann?? und ich finde wie schon gesagt dass wenigstens wir angler ein kleines Zeichen setzten sollten.
MfG
nils

Flo86 · Beitrag von **Flo86** » 14 Feb 2006 17:37

Warum findest du das frech? Ich bin auch nicht dafür, aber das Argument muss man gelten lassen. Wovon sollen die Kutterkapitäne sonst leben, wenn sie 2-3 Monate nicht rausfahren dürfen? Vor allem, wenn die entsprechende Nachfrage da ist?

Beitrag von **Thomas Kalweit** » 14 Feb 2006 17:42

@nils: Das ist auch meine Meinung, trotzdem habe ich auch Verständnis für die Situation der Fischer und Kutterkapitäne. Es ist immer einfach, den moralischen Zeigefinger zu erheben, wenn man selbst nicht existenziell betroffen ist.

Es ist ja jedem Angler selbst überlassen laichtragende Fische auch über die gesetzlichen Schonzeiten hinaus nicht zu befischen. Eine sehr lobenswerte Einstellung, die ich nur unterstreichen kann!

nils · Beitrag von **nils** » 14 Feb 2006 21:09

@Thomas:
Ist ja schon richtig dass sie davon ihr täglich brot verdienen, nur man muss sich doch wirklich mal vorstellen was ist wenn es keine Dorsche mehr gibt dann wären sie nicht für ein paar monate arbeitslos sondern für immer und dass müssen wir uns doch vor augen halten

Optimist · Beitrag von **Optimist** » 14 Feb 2006 22:06

Hallo Nils

Folgende Frage: Kannst Du dafür garantieren, unter der Voraussetzung, dass ab heute niemanmd mehr auf Dorsch angelt, in 20 Jahren noch Dorsche in der Ostsee sind ?

Zumindest in diesen Massen wie heute ?

Harry1 · Beitrag von **Harry1** » 14 Feb 2006 23:06

Ne andere Frage, wieso gibt es an unseren Hausgewässern ne Raubfischschonzeit?

Ich halte eh nichts von dem Fleischmachen mit Dorschen an der Ostsee, das kann doch jeder Anfänger dort seinen Köder auf Grund sinken zu lassen wo das Schiff stoppt und so einen Dorsch an die Oberfläche zu pumpen.

Dann mach ich doch lieber nen Urlaub in Spanien und versuche mal nen Schwarzbarsch zu fangen. [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]

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