Hallo!
Ich habe nun die Augustausgabe der Fisch und Fang durchgelesen. Dabei fiel mir ein Titel besonders auf: Nah dran mit der Pose:
Hier wird die Liftmethode unter dem Gesichtspunkt des Schleienfischens beschrieben. Es wird erwähnt, dass diese Methode in den 50er Jahren in England entwickelt wurde. Die Autoren gingen auf einige Aspekte ein, so auf den Abstand des Bleies vom Haken. Auch auf eine Form dieser Angelei mit dem Driftbeater bei Strömung und Wind.
Ich lernte in meinen frühen Angeljahren um 1960 die Liftmethode als meine quasi erste spezielle Angelart kennen. Ältere Angler zeigten und erklärten mir diese damals in Hamburg an der Alster im Bereich der Ohlsdorfer Schleuse. Ich glaube übrigens nicht, dass sie Kenntnis von einer in England entwickelten Methode hatten. Auf diese Art und Weise fing ich jedenfalls ziemlich schnell gute Fische und war beim Fangerfolg auch immer vorne mit dabei.
Wir verwendeten Rundstücke (hamburger Ausdruck für Brötchen), die wir für ca. 2 Tage in einen dichten Plastikbeutel stecken . In dieser Zeit wurden sie sehr zäh und hielten als kleine Stücke mit der ebenfalls sehr zähen Kruste hervorragend und lange am Goldhaken der Größe 10 bis 12 am Vorfach der Stärke 18 bis 20. Im Winter fügten wir den Brötchenstücken oft 1 bis 2 Maden hinzu. So präparierte Brötchen verwende ich auch noch heutzutage. Anfüttern taten wir in der Regel ebenfalls mit aufgeweichten und hin und wieder mit Lockstoffen (Anis, Honigeöl usw.) versehenen Brötchen zu mehr oder weniger großen Kugeln gepresst.
Geangelt wurde mit ca 4,00 bis 4,50 Meter langen Ruten. Zunächst unberingte Tonkinruten, in der „Luxus“-Ausführung innen aufgebohrt und hohl. Sie waren bei der Länge leichter als Vollbambusruten. Später kamen dann die ersten Hohlglasruten zum Einsatz, beringt und mit ganz leichten Stationärrollen. Geangelt wurde meistens in einer Entfernung von 3 bis 4 Meter vor der Rutenspitze.
Als Posen dienten ebenfalls meistens Stachelschweinborsten oder lieber Pfauenfederkiele, seltener Plastikposen in entsprechend gleicher Größe und Tragkraft. Die Posen wurden mit einem Stückchen Ventilgummi, durch das die Schnur führte, am unteren Ende an die Schnur geklemmt. Vorteil war so auch, dass die Tiefe extrem leicht und schnell eingestellt werden konnte bzw. die Pose gegen ein dickeres Exemplar ausgetauscht werden konnte bei stärkerer Strömung oder stärkeren Wind. Legendär waren bei dieser Angelei die "Plattleger" der Brassenbisse, wenn also durch den Biß die Pose komplett aus dem Wasser kam und sich flach legte.
Wir fischten aber nicht nur auf Schleien. Sondern wir fingen so auch Brassen, Rotaugen, Karpfen und Schleie in teils sehr großen Exemplaren. So gelang es mir einmal ein Rotauge von 2,o50 kg zu überlisten. Sicherlich ein seltenes Exemplar.
Ich habe die Liftmethode seinerzeit für mich ein wenig abgewandelt. Ich ersetzte das größere Blei vor dem Haken durch 2 kleinere Bleie mit insgesamt dem gleichen Gewicht wie das einzelne größere. Der Abstand Haken zum ersten kleineren Blei betrug ca. 5 cm und ca 5 cm weiter folgte das nächste kleinere Blei. Da bereits beim Anheben des ersten Bleies durch den Fisch die Pose Auftrieb erhielt entstand gegenüber der Verwendung nur eines größeren / schweren Bleies kein Unterschied. Der positive Effekt war aber, dass das Schwemmbrot mit seinem Auftrieb von der Hauptschnur / dem Vorfach ein kleines Stück entfernt war. Eben die Entfernung zwischen dem ersten und dem zweiten Blei. Der Fisch berührte also bei der Köderaufnahme nicht ganz so leicht die Schnur und wurde so nicht verschreckt.
Im Juni 2013 war ich wieder mal auf Verwandtenbesuch in Hamburg. Und in einem Anfall von Nostalgie beschlossen mein Bruder, meine Neffe, sein Freund und ich mal wieder an alter Stelle zu angeln, also Alster bei der Ohlsdorfer Schleuse und am sogenannten Rondell.
Die „Konkurrenten“ waren alle hochtechnisch ausgerüstet mit Feederrute, mit elektronischem Bißanzeiger usw. Auch ich legte eine solche Rute aus. Aber als zweite Rute verwendete ich eine Carbon-Stipprute der Länge 4,20 Meter mit leichter Stationärrolle und aufbereitet wie zuvor beschrieben mit der Liftmethode. Ich will es nicht unnötig spannend machen aber die gute alte Angelei war die erfolgreichste an diesem Tag. Ob es an den Fischen lag die auch in Nostalgie machten?
