Palmsonntag

Hier geht es um alles - außer um's Angeln!

Moderator: Thomas Kalweit

reverend
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Palmsonntag

Beitrag von reverend » 13 Apr 2003 02:03

Nur, falls es jemanden interessieren sollte:
Schaut mal unterGöttinger Predigten im Internet.
Button "aktuelle Predigten" klicken. Da findet Ihr dann was von mir.

[ 13. April 2003: Beitrag editiert von: reverend ]

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Matze Koch
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Palmsonntag

Beitrag von Matze Koch » 13 Apr 2003 15:24

Hi, Gary!

Ist ja alles ganz nett, was Du schreibst. Ein Highlight:

„Werden sie auch dann noch jubeln, wenn er wie das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, weil er nur so zum Brot des Lebens werden kann?“

Schön gesagt...

Allerdings finde ich das schon heftig, wie Du über Schorsch Dabbelju so hersitzt. Nein, ich bin auch nicht begeistert von dem ewig gezückten Sheriffstern, und der wirtschaftlichen Interessen, die (auch) hinter diesem Krieg stecken. Ich verurteile es nach wie vor, das Bush selber als Senator den Tod per Giftspritze von Carla Faye Tucker nicht verhindert hat, obwohl sie mehr als offensichtlich mit einer Begeisterung die ihresgleichen sucht, das Werk Christi für sich persönlich in Anspruch genommen hat, sondern unter dem Jubel der Menge ihren Tod befahl. Und das, obwohl er den christlichen Glauben auf seine Fahnen geschrieben hat, wie weit das auch immer in seinem Herzen der Fall sein mag.

Die Fragen, die ich mir aber zwangsläufig stellen muss sind diese:

· Steht nicht im Wort Gottes klipp und klar geschrieben, das wir für die Regierungen beten sollen, egal ob gut oder schlecht, anstatt über sie herzusitzen? Das, was der Apostel Paulus dazu schreibt, schrieb er, als Nero Kaiser war, und Tausende von Glaubensgenossen den wilden Tieren vorwarf. Trotzdem konnte Paulus dafür beten, statt zu lästern. „So ermahne ich euch nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkeit auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen möchten, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit, denn solches ist gut und angenehm vor Gott unserem Heiland.“ (1. Timotheus 2 Vers 1 ff)
· Kann nicht Gott auch eine Regierung wie die der Amerikaner dazu benutzen, einen Diktator wie Hussein zu beseitigen, und das Volk der Irakis zu befreien und sollten wir nicht für die Amerikaner und Briten genauso viel beten, wie für die irakischen Zivilisten?
· Wo waren die Aufrufe von deutschen Kanzeln, gegen Saddam anzutreten, weil er zur Vernichtung des Staates Israel aufgerufen hat?
· Warum macht es niemandem etwas aus, das er Millionen (!) von Menschen auf dem Gewissen hat (die meisten durch seinen „Geheimpolizei“) die seine „Feinde“ waren, aber alle schreien, wenn einige Hundert Zivilisten leiden müssen, damit dieser Mensch endlich verschwindet, so furchtbar das auch sein mag?
· Warum wehrt sich die Kirche nicht dagegen, das immer mehr Moscheen in Deutschland entstehen, obwohl alle wissen, das der Islam eine mörderische Religion ist, und keine friedliche, wie die Medien oft behaupten? (Wer`s nicht glaubt, sollte sich mal die Mühe machen im Koran zu lesen, der zum Mord an Juden und Christen aufruft, es sei denn, sie werden Moslems... Allein im Jahr 2001 wurden durch die Hand von Muslimen weit mehr als 100.000 Christen getötet!)
· Warum kämpft die Kirche nicht dagegen, das in 60 Staaten über 200 Millionen Christen diskriminiert und verfolgt werden, während in keinem einzigen christlichen Land auch nur ein einzigen Muslim wegen seines Glaubens in Haft sitzt?
· Warum schreit man gegen Bush, aber beim russischen Vorgehen in Tschetschenien, sagt kaum einer was?
· Warum schreit man gegen diesem Krieg, aber 50 Millionen abgetriebener Kinder jedes Jahr weltweit (Mehr als in beiden Weltkriegen zusammen!!!) gelten als „Kavaliersdelikt“?


....
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Beitrag von Sieg-Angler » 14 Apr 2003 00:00

HI Jackie,
wo du Recht hast, hast du Recht, trotzdem kann auch ich nicht gutheißen, wie selbstherrlich der Ami sich überall aufspielt und sich zum "Weltpolizist" ernennt, wenn irgendwo eine Minderheit unterdrückt oder verfolgt wird. In der Beziehung haben die genug vor der eigenen Haustür zu kehren!
Gruß Guido
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Beitrag von andal » 14 Apr 2003 01:51

Die Amis haben sich in Ost-Timor einen Dreck um den Genozid geschissen! Da war kein Öl und kein Geld zu holen. Ebenso haben sie sich einen Dreck geschissen als das Morden in Ruanda und im Kongo im Gange war, ebensowenig als Pinochet in Chile die Oposition niedergemacht hat. Aber bei etwas über 280 Mrd. Barrel Ölreserven fällt ihnen plötzlich ein, dass sie eine göttliche Mission zu erfüllen haben. Ich hoffe, es gibt einen Teufel und er möge ihn holen diesen George Worldwar Bush. Lieber heute noch, als morgen.

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Just
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Beitrag von Just » 14 Apr 2003 03:29

Heute Irak, morgen ... Italien, Frankreich, Deutschland ... ?!
Stoppt die kaugummikauenden "Nixkulturas", die glauben, sie müssten die Weltordnung neu erfinden - und "verkünden" ... [img]images/smiles/icon_mad.gif[/img]

reverend
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Beitrag von reverend » 14 Apr 2003 12:08

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
Stoppt die kaugummikauenden "Nixkulturas", die glauben, sie müssten die Weltordnung neu erfinden - und "verkünden" ...
Gibt's davon nicht auch bei uns mehr als genug, Just?
Nein, dazu habe ich nun wirklich nicht aufgerufen.
Ich wollte vielmehr eine seelsorgliche Predigt halten - die das Nicht-Jubeln-Können angesichts der Jubelszenen in Bagdad ernst nimmt und vom Verhalten Jesu und seiner Jünger her als angemessen kennzeichnet.
Gestern lief bei Sabine Christiansen ja schon eine Diskussion unter der Fragestellung: "Hatten die Amerikaner doch recht?"
Es geht mir darum, klarzustellen, dass aus christlicher Sicht geschaffene Fakten noch lange nicht normative Kraft haben, dass der Irakkrieg völkerrechtswidrig war und bleibt, auch wenn die Welt ohne einen Diktator wie Saddam Hussein ohne Zweifel besser dran ist.
Ich wünsche den Amerikanern ebenso wenig wie den Irakern oder anderen Völkern, dass sie der Teufel holt, Andal. Meine Hoffnung ist stattdessen, dass alle einmal jubeln können - in österlichem Jubel über einen Frieden, den die Welt nicht geben kann.

[ 14. April 2003: Beitrag editiert von: reverend ]

reverend
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Beitrag von reverend » 15 Apr 2003 19:13

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
· Warum wehrt sich die Kirche nicht dagegen, das immer mehr Moscheen in Deutschland entstehen, obwohl alle wissen, das der Islam eine mörderische Religion ist, und keine friedliche, wie die Medien oft behaupten?
Jackie, ich rate Dir, einmal Deine Vorurteile kritisch zu überprüfen!

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR> 50 Millionen abgetriebener Kinder jedes Jahr weltweit (Mehr als in beiden Weltkriegen zusammen!!!) gelten als „Kavaliersdelikt“?
<HR></BLOCKQUOTE>

Wen zitierst Du da? Mich sicher nicht. Denn so denke ich garantiert nicht darüber. Zu diesem Thema habe ich mich überhaupt noch nicht hier geäußert.
Und auch in offiziellen kirchlichen Verlautbarungen ist das nirgendwo so zu lesen.
Auch hier solltest Du einmal prüfen, ob Du Vorurteile hast - in diesem Fall gegen die verfassten Kirchen!

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
· Steht nicht im Wort Gottes klipp und klar geschrieben, das wir für die Regierungen beten sollen, egal ob gut oder schlecht, anstatt über sie herzusitzen?
Klar steht das in der Bibel. Aber wieso unterstellst Du mir, ich hätte das nicht getan? Beinahe in jedem Gottesdienst habe ich schon lange im Vorfeld dieses Krieges eine Fürbitte für die Regierenden beider Seiten eingelegt - dass der Friede erhalten bleibe.
Und im Übrigen: Was heißt "über jemanden hersitzen"? Was ist das für ein merkwürdiges Deutsch? Man "über jemanden herziehen", "jemanden abkanzeln" - aber "über jemanden hersitzen" ???

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Beitrag von andal » 15 Apr 2003 19:36

Ich habe nicht gesagt der Teufel soll alle Amis holen, sondern er soll diesen schießwütigen, versoffenen und gotteslästerlichen texanischen Henker holen.
Genau den, der sich mit anwaltlicher und industrieller Hilfe an die Macht geputscht hat.

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Beitrag von reverend » 15 Apr 2003 19:46

O.K. Entschuldige bitte, Andal.

Aber auch Mr. George Worldwar Bush wünsche ich mir nicht in die Hölle, sondern zurück auf seine Ranch in Texas, wo er meinetwegen die Hinterteile seiner Rinder zählen oder sonst irgendwas für den Rest der Welt Unschädliches machen kann.

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Beitrag von Matze Koch » 15 Apr 2003 20:22

Hi, Reverend!

"Über einen hersitzen" stammt aus dem plattdeutschen, hat sich in unserer Gegend aber auch im Hochdeutschen etabliert, und ist quasi das gleiche wie "drüber herziehen" Ich bin meiner Muttersprache in jeder Hinsicht mächtig!

Mit meiner Aufzählung wollte ich nicht ständig Dich angreifen, auch wenn Du Dich liebend gerne angegriffen fühlst, sondern zeigen, wie gleichgültig die Menschen so vielen wichtigen Dingen gegenüber sind!!!!!!
Das kann doch nun wirklich nicht so schwer sein!!

Und wenn man in so vielen Dingen (Abtreibung, Islam) so gleichgültig ist, dann frage ich mich, ob man nicht lieber über DIESE Dinge predigen sollte.

Haste schon mal gepredigt, das Abreibung Mord ist???
Das Saddam ein Massenmörder ist???
Das der Islam Christen verfolgen und töten lässt???

Das wollte ich sagen!

Ich habe aber niemals unterstellt, Du würdest nicht für George beten, sondern nur gesagt, das wir Christen besser dafür beten sollten, anstatt von der Kanzel zu lästern über Männer, die Gott eingesetzt hat. (genau wie er auch Nero eingestzt hat)

Sicher bin ich mir da allerdings auch nicht, denn wie kann man beten, und gleichzeitig sich immer und immer wieder darüber auslassen, das der böse George sich tausende von Kilometern auszruht, während der Krieg tobt und Zivilisten sterben!

Und was dabei herauskommt, kannste schön hier im Forum sehen: Den allgemeine Tenor kannste bei Andal nachlesen. Diese Stimmung herrscht laut Medienumfragen in der überwiegenden Menge der deutschen Bevölkerung.

Diese Stimmung sollte man als Christ von der Kanzel nicht schüren, sondern dem entgegenwirken!

Ich hoffe ich habe mich nun verständlich gemacht!

(Wenn Du Dir Deines Heils und Deiner Vergebung in Christus sicher bist, (das hoffe ich doch!) dann werden wir uns eines Tages sehen, und ich hoffe doch sehr, das "ER" dann derjenige sein wird, der redet, damit wir nicht mehr reden müssen, sondern mit Andals "Manna-Boilies" auf Karpfen ansitzen können!)
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Beitrag von reverend » 16 Apr 2003 02:26

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR> Haste schon mal gepredigt, das Abreibung Mord ist???
Das Saddam ein Massenmörder ist???
Das der Islam Christen verfolgen und töten lässt???
<HR></BLOCKQUOTE>

Über George Worldwar Bush soll ich also nicht "hersitzen." Aber Frauen, die aus einer tiefen Notlage heraus abtreiben, soll ich als "Mörderinnen" titulieren! (Nicht falsch verstehen: Ich bin auch der Meinung, dass jede Abtreibung eine zuviel ist.)

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
von der Kanzel zu lästern über Männer, die Gott eingesetzt hat (genau wie er auch Nero eingesetzt hat)
Saddam Hussein ist ein Massenmörder. Gut, das stimmt. Aber ist nach deiner Theorie nicht jede Obrigkeit von Gott eingesetzt, eine gute wie eine schlechte?
Jackie, neben Röm. 13 gibt es auch Offb. 13 in der Bibel.
Außerdem: Amerika ist und bleibt eine Demokratie. Also (auch wenn massiver Wahlbetrug G.W. Bush an die Macht gebracht hat): man kann Gott nun wirklich nicht dafür verantwortlich machen, dass der mächtigste Mann der Welt solch ein gemeingefährlicher Dummkopf ist!
Und wenn man mit Brecht davon ausgeht, dass jedes Volk die Herrscher hat, die es verdient?
Dann haben die Amerikaner einen Dummkopf wie Bush ebenso verdient wie die Iraker einen Diktator wie Saddam Hussein. Wozu also dann einen Krieg zu seiner Absetzung führen?
Schau dir mal Luther - Predigten an! Wie der seiner Obrigkeit oft die Leviten gelesen hat.
(Und das, obwohl es damals keine demokratisch gewählten Regierungen gab, sondern "Herrscher von Gottes Gnaden").
Und schließlich: "Der Islam" lässt genausowenig Christen verfolgen wie "das Christentum" Kreuzzüge führt!
Mensch, Jackie, warum seht Ihr Fundamentalisten denn immer nur den Splitter in den Augen der Anderen - aber den Balken im eigenen Auge seht ihr nicht?

[ 16. April 2003: Beitrag editiert von: reverend ]

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Beitrag von andal » 16 Apr 2003 10:42

Krieg ist niemals gerechtfertigt! Schon gar nicht aus wirtschaftilichen, oder "religiösen" Gründen.

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Beitrag von Thomas Kalweit » 16 Apr 2003 11:43

MARTIN LUTHER: "Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können":
"Was ist krieg anders / dann unrecht und böses straffen? Warumb kriegt man / denn das man fride und gehorsam haben wil? Obs nu wol nicht scheinet / das würgen und rauben ein werck der liebe ist / derhalben ein einfeltiger denckt / Es sey nicht Christlich werck / zyme auch eym Christen nicht zu thun / So ists doch ynn der warheit auch ein werck der liebe / Denn gleich wie ein guter artzt / wenn die seuche so böse und gros ist / das er mus hand / füs / ohr odder augen lassen abhawen odder verderben auff das er den leib errette / so man an sihet das gelied / das er abhewet / scheinet es / er sey ein grewlicher unbarmhertziger mensch / So man aber den leib ansihet / den er wil damit erretten / so findet sichs ynn der warheit / das er ein trefflicher trewer mensch ist und ein gut Christlich (so viel es an yhm selber ist) werck thut / Also auch / wenn ich dem krige ampt zu sehe / wie es die bösen strafft / die unrechten würget und solchen iamer anrichtet / scheinet es gar ein unchristlich werck sein / und aller dinge widder die Christliche liebe. Sihe ich aber an / wie es die frumen schützt / weib und kind / haus und hoff / gut und ehre / und friede damit erhelt und bewaret / so find sichs / wie köstlich und Göttlich das werck ist / und mercke / das es auch ein bein odder hand abhewet / auff das der gantze leib nicht vergehe / Denn wo das schwerd nicht werete und fride hielte / so müste es alles durch unfride verderben / was ynn der welt ist / Derhalhen ist ein solcher krieg nicht anders / denn ein kleiner kurtzer unfriede der eym ewigen unmeslichen unfride weret. Ein klein unglück / das eym grossen unglück weret."

Mal eine Meinung zum Thema von einem unbestritten vorzüglichen Bibel-Kenner. Zum Glück versteht man nur die Hälfte - und ich will mich Luthers Meinung keinesfalls anschließen!
Online-Redaktion FISCH & FANG / DER RAUBFISCH
E-Mail: thomas.kalweit@paulparey.de

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Beitrag von reverend » 16 Apr 2003 13:28

"ob Kriegsleute im seligen Stand sein können" ist neben "Von weltlicher Oberkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei" in der Tat eine von zwei klassischen Lutherschriften, in denen er seine "Zwei-Regimenten-Lehre" entfaltet.
Diese ist an sich auch heute noch eine wichtige Grundlage für die evangelische Sozialethik, wurde aber, vor allem durch Karl Barths Lehre von der "Königsherrschaft Christi" stark modifiziert und auf die Gegebenheiten einer modernen Demokratie hin angepasst.

Es gibt darüberhinaus aber von Martin Luther Darlegungen darüber, wann ein Krieg als "gerechter Krieg" angesehen werden kann.
Dafür müssen fünf Kriterien erfüllt sein:

1. Ein gerechter Krieg muss von der "Legitima Potestas" (der rechtmäßigen Macht) erklärt und geführt werden. Nach dem heute allgemein anerkannten Völkerrecht wäre das der UNO - Weltsicherheitsrat. Das britisch-amerikanische Vorgehen im Irak hat sich aber über diese Legitima Potestas hinweggesetzt. Darum wird der Irak - Krieg auch von anerkannten Völkerrechts - Experten als ein "völkerrechtliches Verbrechen" angesehen.

2. Ein gerechter Krieg muss eine "causa iusta" (gerechte Ursache) haben. Es muss also von dem Kriegsgegner vorher in eklatanter Weise gegen allgemein anerkanntes Recht verstoßen worden sein. Beim Irak - Krieg wird immerwieder auf die UNO-Resolution 1414 verwiesen, die den IRak schon 1991 zur Vernichtung sämtlicher Massenvernichtungswaffen unter UNO-Kontrolle verpflichtet hat. Tatsache ist zwar, dass Saddam Hussein 12 Jahre lang eine Politik der Täuschungsmanöver getrieben und die UN-Inspekteure an der Nase herum geführt hat. Tatsache ist aber auch, dass auch nach dem agbeschlossenen Waffengang der Briten und Amerikaner bislang keine Hinweise auf Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden wurden. Der Nachweis der "causa iusta" für diesen Krieg steht also nach wie vor aus.

3. Ein Krieg muss immer "ultima ratio" sein. Er darf erst dann begonnen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten, Recht und Frieden wieder herzustellen, ausgeschöpft wurden und erfolglos geblieben sind.
Im Falle des Irak - Krieges wurden unter Hans Blix und Mohammed El Baradei die UNO - Waffeninspektionen wieder aufgenommen. Die irakische Führung zeigte sich auch kooperativ. Es bestanden gute Chancen, den Irak auch friedlich abzurüsten. Der Krieg war keinesfalls "ultima ratio".

4. Ein gerechter Krieg muss in der "recta intentio" (richtige Absicht) geführt werden, ausschließlich Recht und Frieden wieder herzusteellen. Beim Irak Krieg geht es jedoch auch um handfeste amerikanische Wirtschaftsinteressen. Neben der Kontrolle über die zweitgrößten Erdölvorkommen der Welt sind dies auch die Milliarden - Aufträge zum Wiederaufbau, die, wie zu hören war, schon unter der Hand an mit der Bush - Regierung eng verbandelte US-Firmen vergeben wurden. Keine Spur also von "recta intentio".

5. Ein gerechter Krieg muss auf einen "debitus modus" (angemessene Art und Weise) geführt werden. Zivile Opfer müssen ebenso vermieden werden, wie die Zahl der militärischen Opfer so gering wie möglich zu halten ist. Ob dies bei der heutigen Waffentechnologie überhaupt noch möglich ist, wäre die eine Frage. Und die andere: Wie schon 1991 hat sich in diesem Krieg abermals gezeigt, dass es den chirurgisch genauen Angriff nicht gibt. Die zivilen Kriegstoten werden auf mehrere Tausende geschätzt. War es dieses Opfer wert, um einen Diktator zu vertreiben, der jetzt womöglich schon im sicheren (syrischen?) Exil sitzt? Und weiter: Wie sich jetzt zeigt, stehen die Zeichen im politisch destabilisierten Irak derzeit alles andere als auf Demokratisierung. Was an künftigen Bürgerkriegen (Schiiten - Sunniten - Kurden) und an politischer Destabilisierung noch auf uns zukommt, ist ungewiss.

Fazit: Alle fünf Kriterien Luthers für einen gerechten Krieg waren nicht erfüllt. Luther hätte diesen Krieg als unrechtmäßigen Krieg verurteilt.

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Beitrag von Thomas Kalweit » 16 Apr 2003 13:52

[img]images/smiles/icon_smile.gif[/img] Hallo reverend,
der Luther war aber in dieser Frage eine ziemlich gespaltene Persönlichkeit:
"Unsere Sache ist es nicht, künftige Kriege vorauszusehen, sondern einfältig zu glauben und zu bekennen. Wird ein Krieg draus, so werde er draus, wir haben genug getan.
In solch einem Krieg ist es christlich, zu würgen, rauben, brennen und alles zu tun, was schädlich ist. Es ist in Wahrheit auch ein Werk der Liebe. Sprich ein Credo und das Vaterunser und zieh dann vom Leder und schlage drein in Gottes Namen."
Martin Luther
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