<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Gehörlosenlehrgang – Erfahrungsbericht.
Auch nach über 25 Jahren Ausbildertätigkeit lernt man immer noch dazu.
Hatte ich gedacht, mein Lehrgang im Jahre 1985 für 15 Soldaten der britischen Rheinarmee in englischer Sprache wäre eine einmalige Ausnahme von der Regel, wurde ich erneut besonders herausgefordert durch einen Lehrgang für 11 ausnahmslos Gehörlose.
Im Vorfeld hatte ich mir natürlich besondere Gedanken über die Durchführung gemacht und war nicht ohne Bedenken – besonders im Hinblick auf die vielen Fachausdrücke, für die es wohl sicher keine Zeichen in der Gebärdensprache gab. Hier findet sich ja auch die Begründung, warum Gehörlose in einen regulären Lehrgang kaum eine Chance haben.
Ein erster Besuch in dem mit viel Eigeninitiative gestalteten und direkt an einem Sportplatz gelegenen Vereinsheim des Gehörlosensportvereins in Hildesheim zerstreute aber einige meiner Zweifel. So sollten mir zwei Gebärdenübersetzter zur Seite stehen. Es gab einen schönen Seminarraum mit großer Weißwandtafel und einem Tageslichtprojektor – auch ein Fernseher mit Videogerät wären verfügbar gewesen. Obwohl ich über viele geeignete Videoszenen verfüge, die ich mir im Laufe der Jahre aus TV-Mitschnitten zusammengestellt habe, wollte ich aber auf dieses Unterrichtsmittel bewusst verzichten. Dafür stellte mir mein Verein – der Sportfischerverein von 1904 Hildesheim e.V., der die Organisation dieses Lehrgangs übernommen hatte – einen Beamer als Medium einer modernen Ausbildungsgestaltung zur Verfügung.
Allerdings bedeutete dies für mich, dass ich mein Wissen und meine Unterlagen neu zu einer entsprechenden PC-Präsentation verarbeiten musste. Eine sehr zeitaufwendige Arbeit, die mir aber auch zukünftig bei den „normalen“ Fischerlehrgängen sehr hilfreich sein wird. Hierbei erwiesen sich besonders die „gesammelten Werke“ meiner Fisch & Fang-Jahrgänge und die Sonderhefte als wertvolle Ergänzung.
Einige Teilnehmer des Lehrganges hatten eine zum Teil weite Anreise in Kauf genommen. Oldenburg, Wesseloh und Walsrode gehören nicht gerade zum Hildesheimer Umland. Daher war der Unterricht komprimiert auf drei Wochenenden angesetzt - beginnend Freitags 18:00 Uhr bis 22:00 Uhr – den gesamten Samstag und endend jeweils Sonntag 12:00 Uhr. Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Teilnehmer diese außergewöhnliche Belastung auf sich genommen haben und mit welchem Eifer sie dem Unterricht gefolgt sind. Hierbei stellte sich aber auch heraus, dass ich etwas Wesentliches nicht bedacht hatte. Viele – uns Hörenden geläufige – Begriffe kommen in der Gebärdensprache nicht vor. Da die Übersetzer keine Sportfischer waren und somit fachliches nicht darstellen konnten, nutzte ich das Notebook, um mittels einer geschrieben Erklärung zum Ziel zu kommen. Diese Lösung erwies sich als praktikabeler, als die Handschrift auf der Weißwandtafel. Sie war schneller, besser zu lesen und im Bedarfsfall auch schneller anzupassen, falls sie nicht gleich verstanden wurde Bei Zeichnungen war wieder die Tafel besser.
Nach 52 Stunden theoretischer und praktischer Ausbildung kam für die Teilnehmer die Stunde der Wahrheit. Dass von den 11 Kandidaten 5 – also fast 50 % – einen fehlerlosen Prüfungsbogen ablieferten, belegt die hohe Lernbereitschaft.
Auch mir als Ausbilder hat dieser Lehrgang viel gegeben. Es würde mich sehr interessieren, ob andere Ausbilder ähnliche Erfahrungen sammeln konnten.
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