Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Von der Schnur bis zum Räucherofen

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andreas b.
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Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von andreas b. » 15 Mai 2013 13:13

Als wir auf Rügen waren hat mir einer meiner Mitangler die Schnur von der Baitcaster abgerissen. Er hat nicht aufgepasst und als sich die Schlaufe auf der Rolle zuzog knallte es wie ein Pistolenschuss. Und ich kam mal wieder in den Genuss zu sehen wie weit doch so ein Gummifisch ohne Schnur fliegen kann! :lol:

Versteht mich recht es war ein 4" Kopyto an einem 10g Kopf. Die Schnur war eine STROFT GTP R Typ6, also 14kg. Und die Schnur riss nicht am Knoten sondern ungefähr 2m vor dem Spitzenring!
Also wieviel Kraft entwickelt so ein kleiner Köder im Wurf? Gibt es dafür eine Formel? Annäherungswerte?
Würd mich mal interessieren.
Viele Grüße aus'm Osten
Andreas
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Maki
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Maki » 15 Mai 2013 14:12

Hallo Andi,

Eine physikalische Abschätzung kann man beliebig kompliziert gestalten, aber so ein klassisches Problem kann man eigentlich ganz Elementar berechnen.

Am leichtesten ist es, wenn man von der Tragfähigkeit der Schnur ausgeht. Wir wissen ja, dass diese überschritten wird. Ok, jetzt kommt ein kleiner Hilfsaufbau. Du willst wissen, welche Kraft hier wirkt. Wenn der Hersteller angibt, dass seine Schnur ein Gewicht m trägt, was nichts anderes als die Tragkraft ist, dann hängt man diese Gewicht an die Schnur. Die Schnur befestigt man oben an einem Tisch, so dass die Masse frei hängt. Nun wirkt die Gravitation, welche auf inserem Planeten in der Nähe der Erdoberfläche mit g=9,81 m/s*s angegeben ist. Eine einfache Formel F=m*g liefert dann, für eine Schnur mit 12kg Tragkraft: F>117 N Das bedeutet, dass die Kraft größer als 117 Newton sein muss, damit die Schnur reißt.
Ok, was sagt uns das?
Nehmen wir einen Gummifisch mit einem 30g Jigkopf. Runden wir auf M=40g auf. Nun wissen wir von oben, dass die Kraft durch Masse*Beschleunigung gegeben ist. Also F=M*a (g oben ist die Erdbeschleunigung). Das liefert: a=F/M>4425m/s*s, das heißt, dass die Beschleunigung einen Wert größer als 4425 m/s*s hat. Die Wurfweite ergibt sich aus w=a/2*t*t, wobei w die Weite, a die Beschleunigung und t die Zeit ist. Diese nähern wir am besten mit einer Sekunde, was einer realistischen Flugzeit entspricht. Wieso fliegt der Kopyto keine 4 km? Nach Newton teilt sich die Kraft auf. In dem man die Rute abbremst, Bremsen entspricht einer Beschleunigung mit negativem Vorzeichen, ist ein Großteil der Kraft auf unsere Wurfbewegung zurückzuführen und die Beschleunigung des Gummifisch und somit die maximale Wurfweite wird erheblich reduziert. Auf diese Berechnung möchte ich nicht mehr eingehen. Die Kraft die für ein Schnur der Tragkraft m benötigt wird muss größer als m*g sein, was für eine Schnur mit 12 kg Tragkraft wie oben geschrieben mehr als 117 Newton sind. Vergleiche Drehmoment beim Reifenwechsel. Drehmoment=Kraft*Hebel. Überlegt auch gut, welche Kräfte wirken, wenn ihr versucht, eine Schnur mit großer Tragkraft abzureißen, wenn der Gummifisch im Baum hängt ;)

Viele Grüße und Petri,

Markus
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Maki » 15 Mai 2013 14:16

Ich muss etwas ergänzen: Der Gummifisch könnte höchstens gut 2 km fliegen. Es kommen natürlich Faktoren wie Abflugwinkel, Luftwiderstand/-reibung und am wesentlichsten die Bremskraft, die das Abreissen verursacht, hinzu.

Grüße,

Markus
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Smile
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Smile » 15 Mai 2013 18:42

2 km? Da lohnt noch fast das hinterher schwimmen. :lol:
Hallo!?!?!?!

Wir haben hier einen schrägen Wurf zwischen. Das heißt, die alte Kiste mit sin alpha mal cos ....
Was er (der Fisch) aufsteigt kann er wieder runterfallen. Erdbeschleunigung wirkt über die ganze Zeit und wenn er nicht dynamisch durch laminare Strömung getragen wird fällt er wie alle Körper. Was die Luft bremst wird langsamer. Da überlege ich was so ein Gummifisch (samt Bleikopf) für eine VauNull braucht, damit der 2km weit kommt. 8)
Ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber ich kriege beim kräftigsten durchziehen keinen Überschallknall hin. :mrgreen:
Wenn ich mich recht erinnere, war die Sicherheitsdistanz für das gute alte G3 etwas über 1.800 m, soll heißen, weiter kamen die Projektile nicht.
Und da war eine VauNull von 670m/s angesagt; überdies, Infantriemunition ist etwas windschnittiger als der Standardgummifisch. Aber setzen wir die mal gleich müßte für die 15% extra Weite eine mindestens 15% höhere Anfangsgeschwindigkeit angesetzt werden. Ist mehr weil wir mit exponentiellen Funktionen agieren. Egal. wir überschlagen mal 750m/s muss er haben, der Sandra Twister. :idea:
2,70er Rute von 10Uhr bis 2Uhr durchgezogen ist ein drittel Kreisbogen. 2,7 x 3,14/3 macht 2,80m. 4/1000 Sekunden zum Beschleunigen. Nicht schlecht. :!:
Ich frage mich wie der Tackle Dealer des Vertrauens reagiert wenn ihr mit der Reklamation kommt, dass Euch die Rutenspitze weggeschmolzen ist . . . . :twisted:
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Maki » 15 Mai 2013 20:26

Hallo,

@Smile:

Du hast natürlich Recht. Mein Kraftansatz ist richtig und ich habe auch erwähnt, dass diese theoretische Weite nicht erreicht werden kann, weil der größte Teil der Kraft auf die Rute wirkt. WENN die gesamte Kraft, was absolut irreal ist, auf den Gummifisch als Punktmasse im Vakuum wirken würde, dann würde dieser Massenpunktgummifisch bei einer Flugzeit von einer Sekunde im Gravitationsfeld der Erde gut 2km fliegen. (Wie du richtig sagtest: Schräger Wurf)
Es wurde nach der Kraft gefragt, der Rest war mehr spaßeshalber :)

Viele Grüße und Petri heil,

Markus
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Smile » 15 Mai 2013 22:46

war mir klar - Dein Beitrag war so fundiert, dass ich keinen Zweifel daran hatte, dass Du weißt, wovon du sprichst. Sollte in keiner Weise was Du geschrieben hast diskreditieren. Ich wollte auch etwas mit klugscheißen. Und ich habe lediglich auf die schmelzende Rutenspitze hingearbeitet GRINS :mrgreen:
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Ulli3D » 15 Mai 2013 23:18

Ach ja, 1.800 m nur beim G3? Normales Luftgewehr darfst Du auf deinem Grundstück nur abfeuern, wenn von Deinem Standpunkt bis zur Grenze mindestens 500 m liegen. Bei Jagdgeschossen rechnet man mit einer maximalen Reichweite zwischen 5.000 und 7.000 m. Da die BW auch mit .308 Winchester (7,62 mm) und mittlerweile mit .223 (5,56 mm) schießt, sollten die o. g. Werte auch dort gelten. Aber, das Problem mit den "fliegenden Ködern", speziell bei Baitcastern, ist bekannt. Die kleinste Vorschädigung plus Perücke und, mein Köder fliegt bis zum Horizont ;)
Petri Heil aus Sankt Augustin

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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Maki » 16 Mai 2013 07:32

Hallo,

@ Smile:
Die Reklamation wegen der geschmolzenen Rutenspitze wäre echt interessant :)

@ Ulli:

In Deutschland sichert man sich gern doppelt, wenn nicht dreifach ab ;)

Viele Grüße und Petri Heil,

Maki
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Smile » 16 Mai 2013 16:32

Uli, kann sein, dass ich die Distanz nicht mehr draufhabe, da bekenne ich mich der Altersvergesslichkeit für schuldig. Das war so ein Wert der da immer rumgeisterte. Wobei ich mich - mea culpa, mea maxima culpa - korrigieren muss - vorher lesen ist eben doch besser. Ein G3 konnte auf diese Distanz einen ungeschützen Menschen bekämpfen (ist noch tödlich, für die Nichtkrieger unter uns). Daraus machten die einfachen Gemüter dann, dass danach nix mehr passiert. Und ich habe dass nacherzählt. Schlecht recherchiert, mein lieber Smile. Also hört lieber auf Uli, denn das schützt vor Löchern im Pelz. :lol:
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Uwe Pinnau » 16 Mai 2013 21:02

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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Maki » 16 Mai 2013 21:21

Hallo,

@ Uwe

Ziemlich lustig! Die Serie gefällt mir. Hast du den Link auf Grund der behandelten Physik eingebunden? :) Wieso hat Sheldon nicht mitgemacht?

Viele Grüße,

Markus
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Uwe Pinnau » 16 Mai 2013 21:30

Ja genau so ist es. Ich fand die Diskussion, Erklärung und kompetent wirkende Herleitung von Euch schon interessant und sicher gelungen, aber musste auch unweigerlich an Sheldon vs. Howard oder Leonard denken. Einfach großartig.
Der schräge Vogel hat sicher nicht mitgemacht, weil es zu einer zwischenmenschlichen Interaktion hätte kommen können und er sich vielleicht mit irgendwas angesteckt hätte. Da muss ein "Bazinga" schon mal reichen :wink:
Ich liebe die Serie.
Letztes Jahr setzte sich in der Crane Bar in Galway/Irland eine Französin mit an den Tisch um mit der Live Musik zu lauschen. Als ich dann völlig in die Musik vertieft einmal nach links schaute, konnte ich gar nicht mehr weg schauen, musste lachen und mich irgendwie erklären. Sie sah original aus wie Amy Farrah Fowler, die Haare, die Brille, alles. Genial.
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Maki » 16 Mai 2013 22:43

Ich dachte, wer angelt hat keine Zeit fern zu sehen :) Spaß bei Seite, die Serie ist immens lustig :) Deine Theoriemit Sheldon erscheint richtig und dein Geschichte klingt witzig :)
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Re: Wurf - Kraft - Schnur - Tragfähigkeit

Beitrag von Uwe Pinnau » 16 Mai 2013 22:59

Viva la Television!
Ich wünschte nur ich würde sie nochmal treffen und könnte dann einen auf Raj' machen und erst nach einem Pint Guinness mit ihr sprechen.
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