Sinnvolle Bewirtschaftung

Ob groß, ob klein - hier gehören Eure Fänge rein!

Moderator: Thomas Kalweit

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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Gunny » 24 Dez 2008 14:39

Schöne Barbe

Petri Heil und frohes Fest

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Friese Hemmelsberg
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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Friese Hemmelsberg » 24 Dez 2008 16:13

Der konnte heute Morgen (kurz nach 5.00 Uhr) meinem 10er "Dualpack" nicht widerstehen.

Kalt war´s die Nacht :!:

Deshalb:
Nettes Kescher Foto und Retour. :idea:

Ein schönes Fest.

Friese

Bild

:!: Das war im übrigen Karpfen-Fang Nr. 312 aus nur einem Gewässer (11ha) für dieses Jahr.
Was wäre wohl mit diesem Gewässer passiert, wenn ich meine Freunde alle mitgenommen hätte. :!:

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Argulus
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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Argulus » 24 Dez 2008 23:54

:shock: so eine Barbe fehlt noch in meiner Sammlung, irgendwie müsste ich auch mal darauf angeln.
Petri zum schönen Fisch.

@ Friese ... eisenhart bei dem Wetter. Schöner Schuppi, Glückwunsch.
Ich gehe jetzt lieber Quappen fischen. Karpfen dann im März ... dann beißen die Großen.

Ich habe mir heute einen feinen Schneider eingefangen und das an der Elbe ... immer beißt auch dort nichts 8)

Nun traue ich mir fast nicht ausser dem Thema zu schreiben ... aber wir wollten ja hier diskutieren.


@Niederbayer,
hier nun meine Ansichten zu Deinen Fragen:

„@ Thomas Kalweit und @ all
Aber wie verhält es sich dann mit der anderen These, dass ein Gewässer (wenn es nicht gerade ein kleiner Weiher ist) nie leer gefischt werden kann? Es verschiebt sich nur die Alterspyramide und es werden die kleineren Exemplare (Stichwort Biomasse) deutlich mehr! „


Leerfischen ohne Abzulassen ist selbst bei Kleingewässern kaum möglich, ein eiserner Bestand, der später Nachwuchs rekrutieren wird, bleibt meist.
Das bezieht sich nicht nur auf das Angeln, selbst Fischer schaffen das bei größeren Gewässern nicht.

Zur Alterspyramide ein Beispiel aus der Praxis, passt auch gut zum Thema HECHT.

Das Institut für Binnenfischerei in Berlin, heute Leibnitz Institut genannt, hatte einen 10 ha Versuchssee, welcher hechtfrei gemacht werden sollte.
Die Laichplätze wurden abgeriegelt, ein Jahr lang wie verrückt alles an Hecht gefangen etc. Der gefangene Anteil lag bei ca. 40 kg/ha, was recht ordentlich für einen See ist.

Und, war der See tatsächlich hechtfrei? Keinesfalls, es tauchten plötzlich Unmengen kleine Hechte auf. Da jene den angedachten Versuch nicht störten, beließ man sie. Bestandserhebungen kamen auf fast 40 kg Lütthecht je ha – also fast die vorherige Bestandsbiomasse.
Biomasse = konstant nur Alterspyramide verschoben, die pegelte sich im Laufe der kommenden Jahre wieder ein.
Das war das konkreteste Beispiel, dass ich erlebte, was in der Praxis die Theorie bewies.

Was schlussfolgert man noch daraus … dass größere Hecht sehr wohl auf Junghechte einwirken (das meine ich nicht negativ!). Das Ökosystem See, Teich oder Fluss hat eine Kapazität. Die Nischen werden besetzt, im ständigen Daseinskampf. Wird eine frei folgt der Nächste „Interessent“. Mehr als „Platz“ ist geht nicht hinein. Wechseln plötzlich die Umweltbedingungen kommt das gesamte Ökosystem in Bewegung bis es sich letztendlich auf neuem Niveau einpegelt.


„Nach dieser Theorie müsste sich nach ein paar Jahren die Alterspyramide auch wieder selbst "regulieren". Wenn nicht elektrisch oder mit Netzen gefischt wird, scheint es mir unmöglich alle Fische mit der Angel heraus zu bekommen?! „

Niederbayer, selbst mit Netzen oder E-Fischerei bekommt man ein Gewässer über 20 ha nicht leer. Wir haben gelehrt bekommen, dass bei scharfer Befischung mit sämtlichen möglichen Mitteln etwa 1/3 des Bestandes in einem Jahr gefangen werden kann. Im nächsten Frühjahr kommt es zur Vermehrung … man kommt also nicht so schnell hinterher, wie man müsste (jetzt mal theoretisch). Später fand ich das 1/3 in der Praxis weitestgehend bestätigt.
Heute wird bei Reusen viel mit Otterkreuzen gearbeitet, dadurch geht kein großer Fisch mehr, die Kapitalen kann man fast nur noch per Zugnetz fangen. Ist Holz im Gewässer oder unregelmäßiger Untergrund, bleiben viele gute Fische verschont. Solche Gewässer muss man kennen als Angler :wink:

Unseren 10 ha Schloss See mussten wir wegen Bauarbeiten über den Winter auf 1 m Tiefe abstauen. Um Ausstickungsverluste zu vermeiden fischten wir zuvor reichlich und intensiv. Meine Bestandserhebung lag bei ca. 8 to Fisch.
Gefangen wurden ca. 2 to. Etwa 200 Zander waren dabei.
Eine Katastrophe für den Bestand? Erst einmal für die Angler, es biss nicht mehr so wie zuvor. Jetzt, fünf Jahre später, habe ich zwei starke Nachwuchsjahrgänge im Gewässer (ohne nur einen Besatzfisch einzubringen). Eine Fraktion bewegt sich z.Z. um die 30 cm, die anderen tendieren schon gegen 50 cm. Fangbare Altzander sind nun so zahlreich wie vor der Abfischung (wenn man weiß wie man die fängt), im Schnitt aber etwa 10 cm kleiner. Der Schnitt lag zuvor bei 75 cm!

Positiver Nebeneffekt der „Verjüngungskur“ … es gibt plötzlich viele 50 bis 60 cm Hechte, die vorher nicht aufkommen konnten. Die Altzander hatten die wohl weggefressen.

Ja … und dazwischen pfuschen die Angler. Welche die alles Maßige entnehmen, welche, die an später denken und ich, der die Räuber resistent gegen Kunstköder macht … die lernen verdammt schnell.
Schon aufgrund des Lerneffektes bei Fischen wird man mit Anglern Schwierigkeiten haben ein Gewässer wirklich fischleer zu bekommen.

“also woran liegt es, dass in Deutschland immer schlechter gefangen wird! „

Ich schiebe es unter anderem tatsächlich auf den Lerneffekt bei Fischen.

Bode im Harz, Forellengewässer. Fällt ein Schatten auf das Wasser frisst keine Forelle mehr. Die stehen regungslos am Grund, bis Abends. Fische sind genug da, es fängt Keiner, der nicht Indianer spielen kann.

Unser Schloss See. Meine Jungangler-Karpfenfraktion fing zwei Jahre lang bis zu 200 kg Großkarpfen und releaste die. Die Fische sind definitiv noch im See … beißen aber nur noch sehr selten.

Brandenburg, Untersuchung von DAV-Gewässern. Es werden immer kapitale Überständer festgestellt aber von Anglern gefangen wir nur selten was Dickes.

Auf der Kreisvorstandssitzung wagte ich den Besatzfischforderern vorzuwerfen, dass sie besser angeln müssen, denn Fisch ist reichlich da. Den Tumult könnt Ihr Euch vorstellen.
Und? Die Lautesten bekamen Ihre Fische per E-Gerät gezeigt. In einem Gewässer kitzelten wir z.B. Aale bis 90 cm nach oben, viele Aale. Entweder die Angler sind zu unbeholfen oder die Fische wirklich schlauer geworden.

Und es ist tatsächlich so, wer fängt hält einfach den Mund.


„@Argulus: Das macht doch mal richtig Spaß, sich so sachlich über ein spannendes Thema zu unterhalten! „

Danke gleichfalls Thomas.

“Du fischst vor allem an den ertragreichen Naturgewässern im Norden und Osten, dort wo quasi noch Milch und Honig fließt, und alle zum Angelurlaub hinfahren.“

Nicht ganz, die Magdeburger Börde ist nicht gerade wasserreich und ein Ballungsraum.
Ich habe meinen Wohnort aber am best möglichen Platz gewählt … die Elbe ist 60 km entfernt, die zählt auch mit.
Angeln gelernt habe ich dort wo es kaum Fische gibt. Das übt die Geduld und erhält die Freude am Fang.

Im Mecklenburg wohnte ich ein paar Jahre, dahin fahre ich, wenn ich Ruhe beim Angeln haben will. Der Fisch will auch im Norden erkämpft sein.


„Fische mal an den extrem stark beangelten und überformten Gewässern im Süden und Westen, dort ist C&R "Selbstschutz", damit unsere Enkel in Zukunft auch noch etwas fangen. Würdest Du dort leben, würdest Du meine Ansichten vielleicht zweimal unterschreiben.
In Nordrhein-Westfalen leben fast 20 Millionen Menschen (soviel wie in Holland oder in der ehemaligen DDR), davon 300.000 Angler. Im Vergleich zu den anderen Ländern ist die Wasserfläche in NRW gleich Null. Wer hier nicht fischereiwirtschaftlich umdenkt, ist auf dem Holzweg.“


Überhaut nicht die Frage. Meine Entnahmestrategie sagt: „immer dem Gewässer entsprechend“.
Im Grunde genommen muss durch die vielen Kormorane sowieso umgedacht werden. Alles was die nicht würgen können ist wichtig erhalten zu bleiben. Bei uns kommt demnächst der Waller hinzu, der wirkt sich auch erst einmal bestandsändernd aus. Wer später Zander fangen will muss nun auch die ganz großen frei lassen … oder auf Wels umrüsten.
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Hartmut
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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Hartmut » 25 Dez 2008 01:22

@Argulus,
vielen Dank für Deine persönlichen Erfahrungen. Da bleibt es für mich ein Rätsel, weshalb im Süß- und Salzwasser die Wildfischbestände durch Überfischung schlagartig einbrechen und sich nur sehr langsam, oder nie mehr, erholen.
Dabei denke ich auch an die ehemals sehr guten irischen Hechtbestände, an die amerikanischen und kanadischen Lachse und Stealheads. Einige Forschungsarbeiten und Schutzmaßnahmen für den Erhalt dieser Fischbestände wurden schon veröffentlicht.

Masse ist nicht gleich Klasse, auch das geht in Deinen Darstellungen unter. Eine selektive Entnahme verändert die Größe der Fische nachhaltig und stellt mE einen unzulässigen Eingriff in den Naturhaushalt dar.

Uns Anglern geht es doch in erster Linie um eine vernünftige Entnahmeregelung, mit der wir umgehen können. Dafür sollte das Regelwerk für den Fischartenschutz so weit angepasst werden, dass auch Gewässerbewirtschafter und Angler verantwortlich handeln dürfen und nach jeweils angepassten Verhältnissen ihre Fische behandeln bzw. entnehmen können.

Was in dieser Diskussion nur am Rande erwähnt wurde, ist die natürliche Reproduktion unserer Fische und wo es möglich ist, ein völliger Verzicht auf Fischbesatz. Ich bin davon überzeugt, dass unsere bessere Gewässergüte auch in dieser Hinsicht mehr bietet, als es wahrgenommen wird. Gute Beispiele für eine natürliche Vermehrung sind seit längerem der Überlebenskünstler Döbel und aktuell Rapfen und Waller. Auch Karpfen laichen bei uns erfolgreich in freier Wildbahn.

Ich bin davon überzeugt, dass wir insgesamt umdenken müssen, weg von der großen Besatzfischmenge und hin zu einem natürlichen, sich selbst erhaltenden, Fischbestand.

Eisangler

Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Eisangler » 25 Dez 2008 10:35

Auf der Kreisvorstandssitzung wagte ich den Besatzfischforderern vorzuwerfen, dass sie besser angeln müssen, denn Fisch ist reichlich da. Den Tumult könnt Ihr Euch vorstellen.
Genau dieses Thema ist auch an meinem Angelgewässer heiß diskutiert worden. Viele Raubfischangler beschwerten sich, "es sei ja nichts mehr drin" und verlangten, mehr Hecht und mehr Weißfisch (als Futterfisch) zu besetzen.
Bei einem Treffen sprach ich mit Thomas über diese Situation und über geeignete Besatzmaßnahmen, basierend auf seinen Erfahrungen in seinem Verein.
Seine These damals war, daß sich die Bestände immer selbst regulieren und man besonders Hecht (ähnlich wie Barsch) gar nicht groß einsetzen muß.
Ich denke auch, daß die schlechten Fänge einfach mit dem Phänomen "Deutsche Baggerseen" zusammenhängt, die ja aufgrund der Struktur eh schwer zu befischen sind...

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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Thomas Kalweit » 25 Dez 2008 11:26

Um noch mal alles zusammenzufassen: Meiner Meinung nach sollten Gewässer nicht so bewirtschaftet werden, dass einige wenige Angler mit viel Zeit möglichst viel Fisch auf den Tisch bekommen. Gewässerbewirtschaftung in einem dicht besiedelten Industrieland sollte so aussehen, dass möglichst alle Angler (auch bei einem Kurzansitz) etwas fangen können, auch mal einen kapitalen Fisch. Die Niederlande, die USA oder England machen es uns vor. Und da ist Selektive Entnahme ein adäquates Mittel!

Es geht nicht mehr um "Volksernährung" und Ertragsoptimierung, es geht um viele erfolgreiche und zufrieden Angler, die viel Geld in den Regionen lassen!

P.S: Ich finde es immer verrückt, wenn ein Berufsfischer zur Erhaltung eines Nebenerwerbsarbeitsplatzes ein ganzes Gewässer intensiv befischt und die Angler dort kaum noch etwas fangen. Dabei könnten viele erfolgreiche Angler, dort viel mehr Arbeitsplätze sichern...
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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Englishpike » 25 Dez 2008 11:43

Dickes Weihnachtspetri zur Barbe!

Ich war am Wochenende auch am Wasser und hab am Samstag 1 Hecht von 59cm auf Herring gefangen..hab ein paar Fehlbisse auf Magdawg gehabt...aber die Fische hier auf der Insel sind irgendwie sehr schlau ;-)

Dann war ich am Sonntag den ganzen Tag unterwegs und habe dann 3 Hechte von 52cm, 70cm und 74cm gefangen und als netten Beifang nen Barsch von 39cm (2lb 9oz) gefangen. Die fielen alle auf den Liplure in Barschdekor rein.

Ich hatte dann gestern noch ein paar Stunden zum Totschlagen und bin dann an unseren "Tuempel" von 2 ha gefahren wo ein Mann schon den ganzen Tag da sass und seine Koederfische gebadet hat....ohne Erfog.
Ich habe dann innerhalb von 10min den 1. Biss auf Pikefighter in Neongelb gehabt, der sich dann wieder kurz vorm Kescher befreit hat.Der hatte so um die 70-80cm.
Habe dann auf Doppelmepps in weiss gewechselt, da es aussah vie Kaffeebruehe und habe dann innerhalb von einer Stunde 2 Hechte noch fangen koennen von 67 und 74cm. Der Mann der den ganzen Tag da sass hatte nach meinem 1. Hecht seine Sache gepackt und ist gefahren...weiss auch nicht warum ;-)

Schoenes Weihnachtsfest noch an alle und viel Glueck im neuen Jahr....und viele dicke Fische!

Gruss Shane

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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Jondalar » 25 Dez 2008 13:09

Petri Englishpike

Das ist genau die richtige Antwort auf diese Diskussion. :wink:

Ist eben so wo viel releast wird wird auch viel gefangen. In diesem Sinne, ein Frohes Fest.

Petri auch zu der Barbe und dem Schuppi. Respekt wer sich bei diesen Temperaturen noch die ganze Nacht um die Ohren schlägt.
Grüsse von der Donau

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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Barsch90 » 25 Dez 2008 18:35

Hallo liebe Forumsmitglieder,

mein Weihnachtshechtlein vom Hausgewässer und ich wünschen Euch frohe Weihnachten, besinnliche und erholsame Stunden.

Ich habe den Racker natürlich in seinen weihnachtlichen Frieden zurückgeführt, allerdings nur mit dem Versprechen als 80er nochmal wiederzukommen! :wink:
Heute musste ich einfach raus, zu sehr hat mich der Bericht über das Barsche-Angeln auf der aktuellen DVD angestichelt.

Morgen wird dann wieder die Verwandtschaft besucht! :wink:

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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Argulus » 25 Dez 2008 21:24

@Englishpike,
wo fischst Du? :arrow: In GB, weil Du von Insel sprichst? Petri zu den Hechten.
Stimmt es, dass die Briten kaum mit der Spinnangel fischen?


@Barsch90, feiner Weihnachtshecht ... ich durfte heute nicht angeln ... die Familie hat ab und an Vorrecht :wink:


Dann mal weiter in der fröhlichen Diskussionsrunde:

„vielen Dank für Deine persönlichen Erfahrungen. Da bleibt es für mich ein Rätsel, weshalb im Süß- und Salzwasser die Wildfischbestände durch Überfischung schlagartig einbrechen und sich nur sehr langsam, oder nie mehr, erholen."

Hartmut, ich gehe davon aus, dass das fortwährende Überfischen und ungünstige Umweltbedingungen zusammentreffen.
Siehe Dorschbestand in der Ostsee. Der Sauerstoffgehalt in den Tiefen, in denen sich der pelagisch schwebende Dorschrogen entwickelt, ist schlecht. Die Eier sterben. Kommt Überfischung hinzu, ist der Bestand nicht mehr zu halten.
Auch viele Laichfische würden derzeit kaum Nachwuchs bringen.
Nächster Fakt sind die Heringe. Wenig Dorsch = mehr Hering … und die „Sardinen“ filtern die Dorscheier aus dem Wasser, versteckte Rache sozusagen.
Die Ostsee süßt aus. Es gibt im offenen Meer mehr Hechte als früher und die fressen auch Dorsche. Der Guide, zu dem ich fahre, schwört auf Köder in Brauntönen.

Viel bringt nicht immer viel. Gibt es begrenzte Laichplätze, Kiesbetten in Salmonidenbächen z.B., dann wühlen später ablaichende Paare zuvor gesetzte Laichgruben wieder um. Also kommt durch mehr Laichfische nicht zwangsläufig mehr Nachwuchs in das Gewässer.
Bei wenigen Krautfeldern und dort laichenden Arten das gleiche Spiel. Der Rogen klebt dicht an dicht, verpilzt schneller und das war es.

“Masse ist nicht gleich Klasse, auch das geht in Deinen Darstellungen unter. Eine selektive Entnahme verändert die Größe der Fische nachhaltig und stellt mE einen unzulässigen Eingriff in den Naturhaushalt dar.“

Hartmut, Widerspruch. Ich propagiere bestimmt nicht, dass viele Kleinfische im Gewässer sein sollten. Das würde sich bei Anwendung von z.B. zwei Maßen für eine Fischart auch nicht ergeben. Zudem, was ich schrieb soll zum Nachdenken anregen, wie man vernünftig entnehmen könnte (speziell Zander), ich sage damit nicht, dass entnommen werden muss.

Das Hauptanliegen war in erster Linie denen fachliche Argumente zu liefern, die heutzutage grundsätzlich entnehmen müssen. Dieser alte Hut gehört endlich beseitigt.

Masse ist heutzutage leider der hohen Anglerzahl geschuldet. Wenn Du aber die „Latte“ Mindestmaß höher legst … dann schwimmen die kleineren Fisch länger im Gewässer, werden gefangen und zurückgesetzt und lernen. Solche Fische können sehr wohl alt werden, da sie kaum noch an die Angel gehen.

In unserem kleinsten Teich (0,5 ha) wurde im Mai ein Hecht von 1,08 m gefangen. Dieser Teich wird ständig sehr hart beangelt. Es gibt kaum einen Tag ohne Kunstköderbefeuerung, alle Ecken sind gut erreichbar … der Hecht erlag einem Gummifisch. Einmal hat „jeder“ einen schwachen Tag, jahrelang hat er sich dem Fang entzogen, war schlau genug. Jahrelang konnte er (sie) seine positiven Gene vererben.

Das Beispiel mit den vielen Junghechte stammte aus einem wissenschaftlichen Versuch, das war kein Angelgewässer und ist gewiss nicht für die Praxis gedacht.

Anderer Fall. Ein guter Bekannter, der kürzlich leider verstarb, war über den Seniorservice als Fischereiberater in China.
Als Salmonidenspezialist hatte Er die Huchenbestände (Taimen) zu begutachten. Er fand in völlig naturbelassenen Gewässern eine umgedrehte Alterspyramide vor. Wenige Riesenhuchen, kaum Jungfische.
Die Bonität der Bergflüsse gab halt nicht mehr an Taimen-Biomasse her. Die stärksten Fische waren präsent.

Dort brach der Huchenbestand ein als die Chinesen zu fischen begannen, Einleitung organischer Abwässer und Algenbildung auf dem Sediment kamen hinzu. Altfisch weg, der zuvor aufgefressene Nachwuchs fehlte, Feierabend für lange Zeit! Die Empfindlichkeit des Ökosystems nicht erkannt.

Etwas Ähnliches ist vom Kanadischen Saibling bekannt. Als die ersten Siedler an den großen nördlichen Seen Fischereien gründeten fingen Sie toll. Nach nur wenigen Jahren waren die Großsalmoniden fast ausgerottet. Die extrem langsamwüchsigen Fische konnten sich nicht schnell genug reproduzieren bzw. es gab auch dort eine umgedrehte Alterspyramide … wie sie wahrscheinlich in der Natur normal ist. Nur wir in unserer jahrhundertealten, stark genutzten Kulturlandschaft wissen das gar nicht mehr.

“Uns Anglern geht es doch in erster Linie um eine vernünftige Entnahmeregelung, mit der wir umgehen können. Dafür sollte das Regelwerk für den Fischartenschutz so weit angepasst werden, dass auch Gewässerbewirtschafter und Angler verantwortlich handeln dürfen und nach jeweils angepassten Verhältnissen ihre Fische behandeln bzw. entnehmen können.“

Genau das ist die Aufgabe, die schwierig zu lösen ist.
Unser Landesverband hat z.B. 1.100 Einzelgewässer 11.500 ha Fläche. Jedes hat seine Besonderheiten. Alle Angler des Verbandes dürfen aber diesen kompletten Pool beangeln.

Schafft mal sinnvolle Regelungen für diese Komplexität, sehr schwierig. Das geht nur über Kompromisse und Findung des "goldenen" Mittelwegs, damit ist man aber im praktisch machbaren Bereich ohne ökologischen Schaden anzurichten.

“Was in dieser Diskussion nur am Rande erwähnt wurde, ist die natürliche Reproduktion unserer Fische und wo es möglich ist, ein völliger Verzicht auf Fischbesatz. Ich bin davon überzeugt, dass unsere bessere Gewässergüte auch in dieser Hinsicht mehr bietet, als es wahrgenommen wird. Gute Beispiele für eine natürliche Vermehrung sind seit längerem der Überlebenskünstler Döbel und aktuell Rapfen und Waller. Auch Karpfen laichen bei uns erfolgreich in freier Wildbahn. Ich bin davon überzeugt, dass wir insgesamt umdenken müssen, weg von der großen Besatzfischmenge und hin zu einem natürlichen, sich selbst erhaltenden, Fischbestand.“

Nun, da sind wir aus Mangel an finanziellen Mitteln schon einen Schritt weiter. Besatz tätige ich hier tatsächlich nur bei Arten, die im Gewässer nicht fortkommen.
Eigentlich nur Karpfen, aber hier bitte ganz wenige und Aale. Der Rest hat sich gefälligst selbst zu reproduzieren und das klappt auch (siehe mein Zanderbeispiel nach der Abfischung).

Eine Fischart, die sich in einem Gewässer nicht vermehrt … gehört dort nicht hin … auch wenn die Mitglieder die noch so gern fangen möchten!
An dieser Stelle versagen die meisten Vereine aus Angst an Mitgliederschwund!


Bei den Karpfen, die sich hier nur in einem See vermehren, schlucke ich die Kröte „Anglerwillen“, alles kann man nicht abblocken.
In unsere Schleiengewässer kommt z.B. gar kein Karpfen hinein … leider sogen dafür dann die „Karpfenfreaks“ heimlich in der Nacht und wissen gar nicht, was sie damit zerstören.
Ein Nachbarverein setzt nun endlich, nachdem ich sie lange darauf hingewiesen habe, Laichnester (frisch geschlagene Kiefern) für Zander … und plötzlich ist Jungzander da.
Umgestürzte Bäume im Wasser … werden meist schnell herausgesägt. Falsch, dass sind wichtige Unterstände und Nahrungsträger (Insektenlarven), zudem bieten sie den Fischen Schutz vor Kormoranen.

Helfen ist immer besser als besetzen, die Mittel sind mitunter simpel.
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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Barsch90 » 26 Dez 2008 00:39

Argulus hat geschrieben: @Barsch90, feiner Weihnachtshecht ... ich durfte heute nicht angeln ... die Familie hat ab und an Vorrecht :wink:
Ist bei mir selbstverständlich auch so. Heute stand jedoch wegen Berufstätigkeit nichts Familiäres statt, da war der Weg zum Gewässer frei! :wink:
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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Hartmut » 26 Dez 2008 10:14

Hallo Argulus,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Wir stimmen in den meisten Punkten überein.
Diese sachlich geführte Diskussion finde ich interessant.
Masse ist heutzutage leider der hohen Anglerzahl geschuldet. Wenn Du aber die „Latte“ Mindestmaß höher legst … dann schwimmen die kleineren Fisch länger im Gewässer, werden gefangen und zurückgesetzt und lernen. Solche Fische können sehr wohl alt werden, da sie kaum noch an die Angel gehen.
Es gibt schon verschiedene Modelle, z.B. die Zwischenentnahme über ein „Küchenfenster“, nur eine bestimmte Größe darf entnommen werden, was größer oder kleiner ist, fliegt zurück.

Vielleicht wird es irgendwann möglich, unsere starren Fischereigesetze an die Erfordernisse anzupassen.

Wünsche noch einen schönen Feiertag und
Petri Heil

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Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Illerfischer » 26 Dez 2008 10:35

Guten Morgen,

wäre es vielleicht möglich diese Diskussion vom eigentlichen Thread "Fangberichte" abzutrennen?
Mal abgesehen davon, daß sie mit dem Thema nichts zu tun haben wäre es schade, wenn solche interessanten Beiträge in den Tiefen der F&F-Gewässer untergehen.
Grüße aus dem Allgäu
Roland

Niederbayer

Re: Fangberichte 2008 II

Beitrag von Niederbayer » 26 Dez 2008 11:42

@ Illerfischer
Ich finde das Thema auch höchst informativ und jeder sollte sich darüber Gedanken machen!
Ein Thread mit eigenem Thema, dessen Name über die Suchfunktion schön gefunden werden kann, würde auch Nicht-Mitgliedern des Forum immer die Chance geben sich besser zu informieren!
Unter Fangberichte wird es in zwei Monaten keiner mehr lesen/finden! :cry:

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Re: Sinnvolle Bewirtschaftung

Beitrag von Thomas Kalweit » 26 Dez 2008 14:31

Euer Wunsch Sei mir Befehl, ich habe den Beitrag getrennt.
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