Jetzt ist Hechtzeit!!

Mit Naturködern auf Aal, Hecht, Barsch und Zander.

Moderator: Thomas Kalweit

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Deadbaiter
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Jetzt ist Hechtzeit!!

Beitrag von Deadbaiter » 31 Okt 2010 01:11

Hallo Leute!

Wenn das erste Laub fällt und die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt sinken beginnt für mich die Hechtsaison. Dann fische ich hauptsächlich mit dem toten Köderfisch. Meine Vorbereitungen für die Hechtsaison fangen schon im Hochsommer an. In dieser Zeit fange ich mir meine Köderfische, die ich dann in Dreierpacks vakuumiere und einfriere. (In Dreierpacks deswegen, weil ich mit drei Ruten fische.) Das Vakuumieren hat zwei entscheidende Vorteile:
1. Sofern die Verpackung noch nicht geöffnet ist, kann ich aufgetaute, nicht benutzte Köfis ganz einfach wieder einfrieren.
2. Ich kann Lock- und Farbstoffe vor dem Vakuumieren dazugeben. Durch den Vakuumierungsvorgang werden diese von den Fischen sehr gut aufgenommen.
Zusätzlich besorge ich mir Meeresfische aus dem Supermarkt: Sardinen, Makrelen und Heringe kommen mit ans Wasser. Auch der Stint darf nicht fehlen. Stinte kaufe ich mir aber im Frühjahr beim Fischhändler. Die gibt es meines Wissens nicht an der Kühltheke.
Meistens fische ich auf Grund. Meine Montage besteht aus einem ca. 50 cm dunklen Stahlvorfach mit zwei Drillingen in der Größe 4-6. Das Blei hängt bei mir am Seitenarm. Wichtig ist mir, dass mein Köfi etwas auftreibt, da der Grund relativ schlammig ist. Zudem glaube ich, dass ein Köfi, der vom Grund absteht, seinen Geruch besser verbreitet und vom Hecht schneller gesehen und leichter genommen werden kann. Bei ganzen Fischen stecke ich einen Deadbaitstick in das Maul des Fisches.
Wie bringe ich aber einen halben Fisch zum Schwimmen? So einen Deadbaitstick kann man ja schlecht in das Fleisch eines halbgefrorenen Herings stecken. Seit einiger Zeit sind von der englischen Firma Fox kleine rote Plastikkugeln auf dem Markt. Diese werden außen am Köderfisch angebracht und sollen einerseits für den Auftrieb des Köderfisches sorgen, andererseits durch ihr Signalrot den Hecht zusätzlich reizen. Leider sind diese Kugeln unverschämt teuer und hierzulande nur schwer zu bekommen. Ich habe mir deshalb einfach Weinkorken zurecht geschnitten und signalrot lakiert. Sie erfüllen genau den gleichen Zweck, kosten nichts und sind um einiges flexibler einzusetzen, weil ich mir praktisch beliebig unterschiedliche Größen zurecht schneiden kann. Für ein Rotauge verwende ich z.B. einen halben und für einen Hering einen ganzen Korken. Den Korken ziehe ich auf ein Stück feines 7x7 und lege ihn waagerecht auf die Schnittfläche des Fisches. Dann ziehe ich mit einer Ködernadel das 7x7 durch den Fisch und befestige es am ersten Drilling, der in der Schwanzwurzel steckt. Wenn ich Gewaltwürfe machen muss, wähle ich das 7x7 auch etwas länger und wickel es noch zusätzlich mehrmals richtig stramm um die Schwanzwurzel.
Die Auftriebshöhe bestimme ich mit 1-2 großen Schrotbleien, die einfach auf das Vorfach geklemmt werden. Ich teste vor dem Auswerfen im Flachwasser, ob der Fisch ausreichend "verankert" ist.
Am Anfang war ich etwas skeptisch was den Abschreckungsfaktor des knallroten Korken anging. Aber mittlerweile bin ich beruhigt und glaube, dass sich Hechte davon in keinster Weise beeindrucken lassen. Ob das Siganlrot wirklich einen Reiz auslöst kann ich nicht sagen.

Oft sehe ich Angler am Wasser, die ihre Köfis mit Styropor ausstopfen. Das funktioniert natürlich auch sehr gut. Aber das Problem dabei ist, dass der Köfi nicht gegen ein versehentliches Verlieren beim Wurf oder im Drill gesichert ist. Wird nun so ein hakenloser Fisch gefressen - von einem Hecht oder (was wahrscheinlicher ist) von einem Vogel - so landet dieses Styropor im Magen des unglücklichen Fischfressers. Das ist natürlich nicht sehr gesundtheitsfördernd.

Ein entscheidender Punkt ist dann noch die Bissanzeige. Ich fische immer mit einem Blei am Seitenarm. Den Seitenarm wähle ich länger als das Vorfach. So gibt es keine Verwicklungen. Das Blei muss so schwer sein, dass ich die Schnur richtig stramm spannen kann. Denn nur wenn die Schnur richtig stramm ist, kann man einen Biss rechtzeitig erkennen und nicht erst dann, wenn der Hecht bereits geschluckt hat und davon schwimmt. Der Schnurfangbügel bleibt bei mir grundsätzlich geöffnet. Die Schnur klemme ich in ein Gummiband am Rutenblank. Vor den elektronischen Bissanzeiger hänge ich einen relativ schweren, aber schwimmfähigen Gummiring in die Schnur. Zieht nun ein Hecht die Schnur aus dem Gummiband, fällt der Ring ins Wasser. (Meine Ruten stehen immer im Wasser.) Die Schnur beschreibt jetzt einen rechten Winkel zum Schnurlaufröllchen des elektronischen Bissanzeigers. Dadurch wird bei Schnurabzug genug Druck auf das Schnurlaufröllchen des Bissanzeigers trotz offenen Schnurfangbügels ausgeübt, so dass zuverlässig ein akustisches Signal ausgelöst wird. Trotzdem entsteht fast kein Abzugswiderstand für den Hecht, da die Schnur ja nur durch den auf dem Wasser schwimmenden Gummiring gezogen wird. Benutzt man Bissanzeiger, die nicht über Magnetkontakte auslösen, sondern über Lichtschranke, wie die alten Optonics oder die polnischen Videotronics, oder gar via Piezotechnik funktionieren, wie der Delkim, kann man sich den Gummiring sparen. Diese Bissanzeiger sind nämlich so sensibel, dass eine frei durchlaufende Schnur bereits ausreicht, um ein Signal auszulösen.
Alternativ kann man auch sogenannte Backbiter benutzen. Diese sind mir aber zu teuer und haben meiner Meinung nach keinen Vorteil.

Noch ein paar Worte zur Verwendung von Meeresfischen: Oft lese ich, dass Angler Hering und co. ausprobieren, nichts fangen und dann wieder Weißfische benutzen. Dann wird gerne behauptet, Meeresfische seien nicht in allen Gewässern fängig. Das halte ich für falsch. Sicherlich ist nicht zu erwarten, dass man gleich beim ersten Mal fängt. Man muss schon etwas Geduld aufbringen und an seinen Köder glauben. Schließlich fängt man mit einem Rotauge ja auch nicht jedesmal, oder?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Hecht einen Hering oder eine Makrele links liegen lässt, nur weil ihm der Fisch unbekannt ist. Gerade im Winter sind Energiereserven für die Fische sehr wichtig. Hat nun ein Hecht die Möglichkeit einen Fisch mühelos zu erbeuten, zumal einen Fisch der etwa doppelt bis dreimal soviel Nährwert besitzt wie ein Rotauge, dann wird er diese Chance auch nutzen. Der Hecht fragt nicht nach Herkunft seiner Beute. Entenküken, Ratten, Frösche, Molche... alles was er bewältigen kann gehört in sein Beutespektrum.
Als ich das erste mal eine Makrele an den Haken steckte, ging ich am Ende des Tages als Schneider nach Hause. Und auch das zweite Mal tat sich nichts. Erst nach dem vierten Ansitz hatte ich endlich einen Biss. Und dann durfte ich eine Hechtdame von 98 cm in den Händen halten. Fortan war der Bann für mich gebrochen und ich verwendete ohne Zweifel und Bedenken meine Heringe und Makrelen. Trotzdem fische ich aber auch mit Rotaugen. Es interessiert mich einfach, welcher Köder mehr Bisse bringt. Nun sind meine Fänge statistisch völlig unbrauchbar, aber für mich gilt, dass an manchen Tagen, vor allem bei großer Kälte, Meeresfische meistens die besseren Köder sind. :wink:
Übrigens: eine Abhakmatte ist für mich beim Hechtangeln genauso Pflicht wie bei der Jagd auf Karpfen. Catch and release ist hier das Stichwort.

So, nun ist dieser Beitrag sehr lang geworden. Aber wenn man erstmal anfängt zu schreiben, fallen einem viele Dinge ein, die man erwähnen möchte. Aber zum Glück herrscht in diesem Forum ja keine Lesepflicht. Also bitte keine Beschwerden. 8)

Grüße aus dem Norden der Republik.

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Re: Jetzt ist Hechtzeit!!

Beitrag von Ronny » 31 Okt 2010 09:51

Ausführlicher und guter Bericht,danke dafür.
Ein Großteil unterschreibe ich dir sofort,ein kleineren Teil mache ich anders aber das ist ja das Gute daran.

Auch ich habe gute Erfahrung mit Hering oder Makrele gemacht,kommen aber bei mir erst so ab +3 Grad an den Haken,hat sich so eingespielt :lol: :lol:

Gruß Ronny
Gruss und Petri.

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