Weniger ist oftmals mehr.

Literarisches & Kulinarisches von Anglern für Angler

Moderator: Thomas Kalweit

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andalG
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Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von andalG » 30 Jul 2007 11:58

Glosse: Weniger ist oftmals mehr!

Unlängst war ich mal wieder am Fluss, um den Aiteln und Barben das Leben ein kleinwenig turbulenter zu gestalten. Was soll ich sagen, es war mal wieder recht amüsant und erfolgreich, aber das ist eine andere Geschichte!

Am Wasser ankommen den Hühnerschrecker parken, das Angelzeug abladen, aufbauen und etwas Futter anmischen war eine Sache auf vielleicht 10 Minuten, dann war alles in Sack und Tüten, der Angeltag konnte anfangen.

Ich saß noch nicht lange da, war grad dabei den Angelplatz mit einigen gezielten Futterkorbladungen „heiß“ zu machen, da tat sich etwas querab am anderen Ufer. Zuerst dachte ich, die Flussmeisterei will mit größeren Arbeiten beginnen, aber da stellte sich auch schon heraus, dass zwei Karpfenfischer zur Session geblasen haben. Unter Geächze und Gestöhne und begleitet von derben Flüchen brachten sie ihre Ausrüstung durchs Auwaldgehölz an den Platz. Vor meinem geistigen Auge zeichneten sich Bilder aus biblischen Zeiten. Der Auszug der Israeliten aus Ägypten war vermutlich von weniger Habseeligkeiten begleitet. So also wirtschafteten die beiden Zunftbrüder im Schweiße ihres Angesichtes vor sich hin. Nach mehrmaligem Hin und Her hatten sie dann alles angeschleppt.

Jetzt ging es dort gleich weiter mit der Aktion. Sie installierten dort nicht etwa nur den Inhalt eines Angelfachgeschäftes am Ort des Geschehens, nein, es war vielmehr das vollständige Sortiment einer ganzen Handelskette! Um es kurz zu machen, das wilde Treiben war erst nach geschlagenen 90 Minuten vorüber. Die Kollegen waren fertig; fix und fertig und stärkten sich erstmal verdientermaßen aus ihren Kühlboxen. Erst dann kamen sie zum eigentlichen Ziel ihres Verweilens an diesem schönen Gestade. Sie warfen nun tatsächlich beköderte Montagen aus, sie begannen allen Ernstes zu fischen!

In der Zwischenzeit konnten bei mir drei schöne Aiteln einen Eindruck von der Weichheit meines Keschernetzes gewinnen…!

Nun muss man aber dazu erläutern, dass an diesem wunderschönen oberbayrischen Fluss die Angelzeit von einer Stunde vor Sonnenaufgang, bis eineinhalb Stunden nach dem Verlöschen unseres Zentralgestirnes geht; es sei denn, man stellt Aalen und Wallern nach, dann darf man auch bis 01.00 MESZ am Wasser verweilen.

Also frage ich mich ehrlich, was so ein massiver Materialaufwand den bitte schön bringen soll? Solche Erlebnisse sind ja nun bei Leibe kein Einzellfall und mit schöner Regelmäßigkeit zu beobachten!

So resümiere ich für mich, weniger ist oftmals mehr und nicht nur für die gequälten Bandscheiben ein echter Gewinn!
[b]Bleibe im Lande und wehre dich täglich![/b]

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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von Uwe Pinnau » 30 Jul 2007 13:33

Ich habe letztes Jahr auch zwei Karpfenjünger gesehen wie sie mit einem vollgepackten Boot von ca. 3,50m auf eine Insel übersetzten, das 4,50 lange Materialboot bis zum kentern voll Zeugs im Schlepp. Ich meine sogar ein Dixie Klo gesehen zu haben :roll: .
:shock:
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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von andalG » 30 Jul 2007 14:04

Ich muss der Ehrlichkeit halber zugeben, dass ich einfach die Karpfenfischer für diese Glosse bemüht habe, weil die augenscheinlich am meisten Gepäck mit sich führen. Grundsätzlich kann man diesen Aufwand in abgewandelten Formen bei jeder Angelart beobachten.

Bei den Nachahmern der professionellen Feederangler/Stipper findet man es ebenso, wie bei Spinnfischern, die mehr Köder dabeihaben, als Fische im See schwimmen, oder den Fliegenfischern, die mit einem Reisebindstock ans Gestade treten, um auch den letzten Fussel an ihren Fliegen dem Original anzugleichen, zuzüglich dreierlei unterschiedlicher Watbekleidung.

Fazit: Man kann eben alles immer und überall ins Extrem treiben.
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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von Thomas Kalweit » 30 Jul 2007 14:07

Eine Blechdose mit drei Haken und vier Schrotbleien reicht in 90 % der Fälle als Zubehör aus. Aber macht damit das Angeln auch Spaß...?

Wir Angler sind in der Regel doch auch Gerätefetischisten - und das treibt halt manchmal die besagten Stilblüten. Da gibt es Leute, die nur noch ihr Angelgerät ausführen und zur Schau stellen. Die machen sich noch nicht mal den Kescher nass, weil er dann stinkt... :roll:
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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von andalG » 30 Jul 2007 14:14

Thomas Kalweit hat geschrieben:Eine Blechdose mit drei Haken und vier Schrotbleien reicht in 90 % der Fälle als Zubehör aus. Aber macht damit das Angeln auch Spaß...?
Ich sage einfach mal ja.

An einem früheren Wohnort hatte ich einen typischen Niederungsbach zur Verfügung. Da reicht, neben der Rute und dem Kescher, ein ausgedienter Malereimer mit Deckel vollkommen aus. Es war ein herrlich unbeschwertes Angeln. In 5 Minuten mit dem Rad am Bach und ab dafür...!

Zu Hause kann man sich dann ja hemmungslos dem Fetisch des Gerätehortens hingeben! :D
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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von blinkerbub » 30 Jul 2007 14:19

Haha....guter Beitrag. Immerhin können sich solche Karpfenspezis schon zu recht als wahre Sportangler bezeichnen. Das ist ja Ausdauertraining pur, da kommt kein Spinnfanatiker mit :lol:.
Gut, wenn man denn 3 Tage am Wasser bleibt, kann man ruhig auch mal Zelt und Grill mitschleifen. Wenn aber nur 2 Ruten ggfs. erlaubt sind und man dann 10 im Futteral hat, ist das doch einfach unnötig!??!
Ich halts lieber mit dem Gemütlichen: Futteral mit dem benötigtem Zubehör, Klappstuhl und Kühlbox mit Ködern und Getränken drin. Für einen Ansitz der Dauer einer Nacht oder eines Tages reicht das völlig :). Zum Spinnen langt auch das Futteral (+Inhalt!!) alleine + Kescher...

@Andal: Coole Homepage hast du da. Hab ich gleich mal in die Favos gestellt, dass sie mir bei spontaner Ausweglosigkeit vielleicht irgendwann auf die Sprünge helfen kann :wink:.

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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von Chinook » 30 Jul 2007 15:03

oder den Fliegenfischern, die mit einem Reisebindstock ans Gestade treten, um auch den letzten Fussel an ihren Fliegen dem Original anzugleichen, zuzüglich dreierlei unterschiedlicher Watbekleidung
... die meisten von denen sind schon tot. Beim Abrutsch in einen tiefen Gumpen auf Grund gegangen.

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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von Hartmut » 30 Jul 2007 17:42

Es gibt auch das Gegenteil, eine Rute, ein Köder, Badeschlappen, Boga Gripp, Sonnenbrille und Mütze. :wink:
....und fängt damit noch am meisten Fische :lol: :lol: :lol: [/quote]

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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von Optimist » 30 Jul 2007 21:46

Und das ist das Gemeine an der Sache. Einige quälen sich ab und fangen wenig oder gar nichts und die anderen spazieren in Badelatschen und fangen noch dicke Fische. :x

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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von hodi » 31 Jul 2007 08:01

Da fallen mir meine Angelstunden als Kind wieder ein. Eine Rute, ein Kescher, eine kleine Zubehörbox und eine handvoll Weizenkörner als Köder. Und erstaunlicherweise fing ich auch Fische damit.
Ich machte mir keine Gedanken über Anfutter, ist die Pose richtig ausgebleit, die richtige Tiefe eingestellt, der richtige Angelplatz für diese Jahreszeit, den Haken größer oder kleiner Wählen, Schnurstärke, Vorfachlänge, Vorfachdicke, Punkbebleiung oder Bleikette.
Man, war das Angeln früher einfach und entspannend!

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Re: Weniger ist oftmals mehr.

Beitrag von Fischmäx » 31 Jul 2007 20:16

Thomas Kalweit hat geschrieben:Eine Blechdose mit drei Haken und vier Schrotbleien reicht in 90 % der Fälle als Zubehör aus. . :roll:
:?: nur.... welche 3 Haken und welche 4 Schrotbleie.

Ich habe immer wieder die Vision von einer abgespeckten und dennoch
ausreichenden Ausrüstung. Aber das erste Teil, das ich aus meiner
vierschubladigen Riesenkiste verbannen würde, wäre wahrscheinlich
der Ersatz für meine abgerissene Montage oder den Blinker im Baum.
Gruß und Petri
Mäx

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