Aus meinem irischen Tagebuch (2)

Literarisches & Kulinarisches von Anglern für Angler

Moderator: Thomas Kalweit

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Chinook
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Aus meinem irischen Tagebuch (2)

Beitrag von Chinook » 19 Jan 2006 11:55

Cahersiveen! Mir läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken, wenn ich diesen
Namen sehe, ausspreche oder höre. Cahersiveen ist ein kleines irisches
Städtchen durch das die Nationalroad N70, bekannt als Ring of Kerry, führt. Der
Ort hat in den Sommermonaten gefühlte 100.000 Einwohner, gemeldete
Fünfzehnhundert. Das liegt zum einen an den reichlichen Musikfestivals zu
anderen eben an besagter N70, auf der in den Sommermonaten des Jahres 1990 alle
1,4 Millionen Irlandtouristen versammelt waren. Man sagte: es ist möglich den
Ring of Kerry zu Fuß zu umrunden, immerhin ca. 170 km, ohne jemals Asphalt zu
berühren. Einfach durch wandern auf den Autodächern. Das glaubte ich nun
allerdings nicht, wohl aber, dass für mich tagsüber in Cahersiveen auf der N70
keine wahrnehmbare Bewegung von Fahrzeugen erkennbar war. In Irland nimmt man
so was gelassen hin. Weil, die Welt ist gut und jede Geschichte hat ein Happy
End. Beispiel irischer Lebensart: Wenn du stirbst kann nichts schlimmes
passieren. Entweder du kommst in den Himmel (was gut ist) oder du kommst in die
Hölle und triffst all deine Freunde wieder (was auch gut ist, don't worry about).
Steht eine Ire also im Stau bietet das also eine treffliche Gelegenheit ein Schwätzchen zu
halten oder mal schnell in eines der reichlichen Wettbüros zu verschwinden oder
mal schnell im Pub im Fernseher die endlosen Übertragungen von Golftunieren zu
verfolgen oder mal an einer, zwischen den stauenden Fahrzeugen, stattfindenden Beerdigung
teilzunehmen oder mal ... Stopp! Ich schreibe gerade eine knallharte Anglerdoku.
Also Faden wieder aufnehmen.
Cahersiveen war auch der Küstenort, wo wir das erste mal Kontakt mit Seafishing
hatten. Die Fügung wollte es, das wir, spärlichst fliegenfischer-technisch
ausgerüstet, auf unserem Zeltplatz (Campingplatz würde sich zu komfortabel
anhören) einen Vater mit seinen erwachsenen zwei Söhnen aus Deutschland
kennenlernten. Deren Wohnmobil war wohl kurzfristig zum rollenden Angelladen
umfunktioniert worden, denn sie schienen in der Lage zu sein, ein nicht enden
wollendes Arsenal an Angel-Gerätschaften aus dem Wagen zu fördern. Ein Indiz
für meine Vermutung war, dass alle drei, aus Platzmangel, in einem kleinen
Trekkingzelt schliefen. Keine Angst, jetzt kommen nicht die üblichen Zoten der
Fliegenfischer über die so genannte Maden- und Blechfraktion; die kannten wir damals noch nicht.
Deren Zelten war ganz einfach durch die unerträgliche Hitze motiviert und wir kamen ob unserer
unterschiedlichen Fangstrategien und die gegenseitige Unkenntnis darüber,
schnell miteinander ins Gespräch. So dauerte es auch nicht lange bis wir unsere
ersten Spinnruten in die Hand gedrückt bekamen und ab ging's zur Mole.
Nun muss man wissen, dass ein Grund für meine Meeresangeln-Verweigerung die
unvorhersehbaren Fangergebnisse sind. Beim Fliegenfischen, der klassischen
Variante, macht man den Fisch aus, zielt, wirft das Opfer an und bekommt einen
Anbiss. Zumindest manchmal. Kurzum: mein "Angelpartner" ist mir bekannt. Anders
beim Meeresangeln. Jeder zivilisierte Mensch weiss, welche Formen des Grauens
aus den Tiefen des Atlantik gezogen werden können.
Ein Vorteil der Klugheit ist es, sagte einst Tucholsky, dass man sich dumm stellen kann.
Zwar war das hier mein erstes Spinnangeln, dennoch konnte ich mir herleiten, dass das
Fangergebnis auch hier etwas mit der Art und Beschaffenheit der Köder zu tun haben musste.
Ich bestand auf das Werfen eines Riesenpilkers. Die Wahl lässt höfliches Lachen vermuten.
Wie auch immer, Grund der Wahl war die erhöhte Chance nichts (!) zu fangen, was mir
unwissentlich von den dreien auch versprochen wurde. Ich mach's kurz, weil der Witz
zu durchsichtig ist. Nachdem ich es endlich geschafft hatte beim Werfen den Finger rechtzeitig vom
Schnurteil nahe des Bügels an der Stationärrolle zu lösen, klatschte der Pilker aufs Wasser
und die Rute bog sich. Anbiss! Man hätte wohl mein Schreien hören können, wenn ich am Ort der
Ereignisse geblieben wäre. Ich drückte die Rute meiner Frau in die Hand und demonstrierte allen,
wie Laufstark ich noch war. Schade, denn meine Frau konnte eine ansehnliche Makrele landen,
ein, weiss Gott, hübsches Meeresgeschöpf.
Die Makrele war groß und fett genug, den beiden Mädels ein köstliches Abendmahl zu bescheren.
Uns fünf Männer, die an diesem Tag quasi Schneider blieben, blieb nur der Gang in den, der Welt
tollsten Pub, dem Anchor. Dort gruben wir uns (kein Anglerlatein) zwei Tage ein. Doch das ist eine
andere Geschichte, die erzählt werden will. Sagte ich fünf Männer? Klar, da war ja noch Jean-Paul,
den hatte ich ja ganz vergessen. Auch zu ihm, später mehr.


Lieber Rolf Renell,
stellvertretend für alle Irlandliebhaber richte ich die Worte an Dich.
Zwischen 1982 und 1992 war meine Familie und ich recht häufig
in Irland. In den vergangenen 16 Jahren seit unserem letzten Besuch
muss viel Wasser den Shannon runter gelaufen sein. Wir kennen
Irland als Armenhaus Europas mit einem unübertroffen menschlichen
Charakter und echten Typen. Heute ist Irland die viert-reichste Nation
der Welt und uns stellt sich die Frage, ob auch hier das viele Geld
Verderben gebracht hat. Wir erinnern uns besonders an die nationale
Entscheidung die Goldvorkommen im heiligen Berg Mount St. Patrick
nicht zu Plündern, weil Gold für das Seelenheil bedeutungslos ist.
Wir fragen uns manchmal, was würden wir heute finden?

Freundlichst Chinook


Anmerkung und Zurücknahme
Da wir in einer Zeit leben, in der vieles all zu schnell abgemahnt wird und die Gerichte sich bei
Enthüllungen darüber streiten müssen ob XY vormittags oder nachmittags (!) betrunken
am Steuer mit seiner neuen Geliebten erwischt wurde, möchte ich noch zusätzliches bemerken:
Sämtliche Figuren und Ereignisse sind rein erfunden und jegliche Ähnlichkeit mit
lebenden oder toten Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt. Keine Tiere wurden verletzt.

Streamer

Aus meinem irischen Tagebuch (2)

Beitrag von Streamer » 21 Jan 2006 01:42

CAHERSIVEEN!
When ich jahren zuruck in Ireland war fur saltwater fishing und fly fishing, ich bin oft in den town gewesen. Mein ziel for saltwater fishing war Valentia Island und da war ich in den Ring Lyne Hotel das die family von John O'Sullivan in besitz war. Sein son Miachel war fisherman mit seinen eigen vessel. Von diese pier in den harbour
man konnte grose conger angel und viele mackerels. Von den harbour wir sind raus und haben gute blue shark gefangen.
So, Cahersiveen is eine gute erinerung.

Eisangler

Aus meinem irischen Tagebuch (2)

Beitrag von Eisangler » 21 Jan 2006 18:36

@ Chinni: Immer wieder lesenswert, Deine Geschichtchen... [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]

@ Streamer: Schön, mal wieder von Dir zu lesen!!!
Gruß
OLE

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Chinook
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Aus meinem irischen Tagebuch (2)

Beitrag von Chinook » 22 Jan 2006 00:45

Na dann bleib drann, Streamer. Valencia Island und Cable-Station kommen noch.
Eisangler! Wieder im Lande! Wie wärs mit einem Reisebericht hier?

Grüsse an alle

Eisangler

Aus meinem irischen Tagebuch (2)

Beitrag von Eisangler » 22 Jan 2006 09:49

Folgt... Muß ja erstmal auspacken !!!
Anglerisch war nichts zu machen, dazu später aber mehr... [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]
Am besten stell ich´s unter der Rubrik "Reise" ins Forum...
Gruß
OLE

[ 22. Januar 2006: Beitrag editiert von: Eisangler ]

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