Die Jagd auf einen Karpfen

Literarisches & Kulinarisches von Anglern für Angler

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Garnele
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Die Jagd auf einen Karpfen

Beitrag von Garnele » 13 Dez 2005 13:54

Mein Bekannter und ich, beide sind wir begeisterte Angler, haben uns einen See ausgemacht an dem wir nun unser Glück auf Karpfen herausfordern wollten. Der See steht also fest, nun nur noch die geeignete Stelle finden. Der See ist nicht sehr tief mit 3,60 m, hat aber gute Schilfgürtel und auch ein paar viel versprechende Buchten. Nach dem wir uns eine Bucht ausgesucht haben, von der Wasserseite aus, ging das große suchen von Landseite aus los. Durch Gestrüpp stolperten wir zum Ufer und fanden auch eine Stelle in der von uns ausgesuchten Bucht. Ideal, genau am Anfang der Bucht, ist eine Stelle die nicht so sehr mit Bäumen bewachsen ist. Wir gingen also zurück zum Auto und holten schon einmal Harke und Säge, Gummistiefel und was wir noch so brauchten. Ein paar kleine Zweige hier ein paar Zweige dort und mit ein wenig Geschick kann man nun vernünftig auswerfen. Den Boden gleich noch von Gestrüpp und Unkraut befreit und schon hatten wir eine neue Angelstelle. Nun starteten wir unsere erste Futteraktion, im Gepäck gekochter Hartmais, Kartoffeln und mein Bekannter wollte noch ein paar selbst gemachte Boilies auswerfen. Nun gut, die ersten Vorbereitungen waren getan. An den folgenden Tagen fuhren wir immer wieder zu unserer neuen Angelstelle und fütterten an, dass ganze so ca. 14 Tage lang. Nun war es endlich so weit und der erste Angeltag stand uns bevor. Nach zwei mal laufen hatten wir nun unser ganzes Gepäck am See. Als erstes stellten wir unser Zelt auf und fütterten noch einmal ein paar Brocken an. Dann ganz in Ruhe machten wir unsere Ruten fertig und setzten zwei mit Mais eine mit Boilie und die letzte mit Frolic raus. Gemütlich im Stuhl zurückgelehnt und die Sonne im Nacken und leichter Wind im Gesicht, träumten wir vom ersten Piepser unserer Bissanzeiger. Nach ca. einer Stunde sprang mein Bekannter auf, weil seine Montage mit Mais abging. Das strahlen im Gesicht erlosch etwas als ein Brassen von 53 cm sein Maul aus Wasser hielt. Ohne ihn an Land zu holen wurde er abgehakt und verschwand wieder in der Tiefe. Nicht viel später machte mein erster Bissanzeiger Alarm, aber schon beim einholen war zu merken das nicht viel Kraft dahinter steckt und auch diesmal war es nur ein Brassen von 49 cm. Nun überlegte ich ob ich meinen Haken wieder mit Mais bestücke oder doch lieber Frolic nehme. Meine Entscheidung wurde mir abgenommen als die zweite Rute von meinem Bekannten losging, seine Frolicmontage. Zum Vorschein kam ein stattlicher Brassen von 57cm, also kein Frolic doch lieber Boilie. Nun hatten wir nach und nach alle Montagen mit Boilie bestückt und genossen den Sonnenuntergang. Jetzt war Totenstille angesagt, nur die Enten auf der anderen Seite des Sees machten noch krach. Die Nacht begann und die Sterne waren auch zu sehen als wir uns dazu entschlossen den Tag ausklingen zu lassen und zogen uns in unser Zelt zurück. So gegen 4 Uhr 30 dann, war die Nacht vorbei, ein schriller Ton weckte mich. Es war alles eins, raus aus dem Zelt, erst einmal über die intelligent abgestellten Schuhe stolpern, schnell die Hände nach vorn damit das Gesicht nicht im Dreck landet und erst einmal auf Socken zu den Ruten. Tatsächlich hatte jemand Geschmack an unseren selbst gemachten Boilies gefunden und ausgerechnet an meiner Rute die in der Mitte lag. Zu meinem Glück flüchtete der Kamerad über meine zweite Montage drüber weg, Pech dagegen das er genau den umgestürzten Baum angesteuert hat. Als ich dann die Rute endlich in der Hand hielt war es leider schon zu spät, er hing im Baum fest. Nun war guter Rat teuer, aber schon im nächsten Augenblick hatte ich meine Socken und meine Hose ausgezogen und meine Gummistiefel an den Beinen. Nicht nur einmal hatte ich mir die Füße aufgeschnitten an irgendwelchen Gegenständen die im Wasser lagen oder sogar einen Krebs am Zeh zu hängen, dass musste nun nicht auch noch sein. Langsam tastete ich mich zu dem Baumstamm vor, um zu sehen ob ich meine Schnur befreien kann. Mit den Füßen versuchte ich den Stamm ganz vorsichtig anzuheben, als ich die Stimme von meinem Bekannten hinter mir vernahm. " Hier der Kescher, vielleicht hast du Glück und kannst ihn kriegen", der Stamm war fast an der Oberfläche als ich ihn zu packen bekam und den Rücken von Freund Schuppi sah. Beim Versuch mit der rechten Hand den Kescher unter ihn zu schieben rollte mir der Stamm aus der linken Hand und begrub den Kescher darunter. Das war zu viel und mein Freund der Karpfen holte alle Reserven aus sich heraus und befreite sich nun doch noch. Nur eine dicke Modderspur war noch von ihm geblieben. Danach war es ein leichtes die mehrmals um den Stamm gewickelte Schnur zu lösen. Mal ganz ehrlich, wir hätten keine Chance gehabt den Burschen vom Stamm zu befreien, so verdaddelt war die Schnur am Stamm. Übrig blieb der Anblick vom Schuppirücken, nasse Unterhosen und die Gummistiefel voll Wasser. Am Ufer angekommen machten wir uns erst einmal über unseren Kaffee aus der Thermoskanne her und überlegten was nun das günstigste wäre. Gleich oder sofort einpacken? Unsere Entscheidung wurde uns abgenommen, als wir das aufheulen eines Bootsmotors hörten. Früh um kurz nach 6 Uhr, kam doch jemand auf die glänzende Idee mit dem Boot Enten zu jagen und musste ausgerechnet in der Bucht in der wir saßen wenden. Das war es dann wirklich mit dem angeln für heute, zumindest hier. Nun kann man aber sagen das wir aus der Situation etwas gelernt haben, Schuhe immer günstig abstellen, immer trockene Wäsche im Gepäck und in den nächsten Tagen in der Werkstatt eine Steinschleuder bauen, für den nächsten Deppen der früh um 6 Enten jagen will. ( Gut das mit der Schleuder haben wir noch einmal überdacht, aber bei dem Rest bleiben wir )
Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft.

Salvador Dalí (1904-89), span. surrealist. Maler

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