Die Schwanenfamilie

Literarisches & Kulinarisches von Anglern für Angler

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Garnele
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Die Schwanenfamilie

Beitrag von Garnele » 07 Dez 2005 19:02

Es war im Sommer 1980, als mein Angelkumpel auf die glorreiche Idee kam, seinen Geburtstag mit einer Angeltour zu krönen. Glorreich deswegen, weil unser Gefährt sein neues Kanu war. In meinem jugendlichen Leichtsinn stimmte ich auch noch zu und so trafen wir uns Freitagabend im Anglerheim. Da im Verein jeder wusste das er Geburtstag hatte, kam er nicht drum rum eine Lage zu geben. Es war mittlerweile schon nach Mitternacht, als wir uns dann endlich entschließen konnten die waagerechte Stellung einzunehmen, um doch noch etwas schlaf zu nehmen. Der Wecker klingelte und uns beiden kam es vor als hätten wir uns gerade erst hin gelegt. Nichts des so trotze standen wir auf und quälten uns unseren ersten Kaffee runter. Mühselig schleppten wir uns mit unserem Gepäck zum Steg und ließen das Kanu zu Wasser. Als endlich alles verstaut war, bereute ich schon dieser Idee überhaupt zugestimmt zu haben. Der Platzmangel in solch einem Kanu ist enorm, aber was soll es, versprochen ist versprochen und so paddelten wir in Richtung Morgensonne. Der einzige Vorteil gegenüber einem Motorboot war, das wir durch das paddeln endlich richtig wach wurden. Am Angelplatz angekommen versuchten wir erst einmal das Kanu zu verankern, was uns nach langem hin und her auch gelang. Es dauerte noch ein Weilchen bis wir endlich unsere Angeln Ausgelegt hatten und uns von der Morgensonne verwöhnen lassen konnten. Jede Bewegung in diesem Angler unfreundlichen Gefährt war schon zuviel, wir schaukelten umher als wären wir bei Windstärke 12 auf offener See. Wer weis, vielleicht war es das schaukeln oder aber auch die Platzwahl das unsere Würmer nur badeten und keine Karpfen zum fressen anregten. Wir saßen bestimmt schon über eine Stunde vor Ort und nichts passierte, als mein Kumpel mit einmal sagte " Oh schau mal eine Schwanenfamilie " und zückte schon sein Weißbrot. Richtig glücklich war ich nicht darüber das er nun die Schwanenfamilie zum Kanu lockte um sie zu füttern. Bis hierhin war eigentlich auch noch alles vertretbar, obwohl mir nicht gerade die Freude im Gesicht stand als Frau Schwanenmutter mit ihren drei Kindern so dicht vorm Boot stand. Es war schon putzig wie die Jungen die Brotstücken verschlangen als wäre es die letzte Nährung die sie je zu Gesicht bekommen würden, nur waren sie so gierig das sie nicht akzeptieren konnten das alles mal ein Ende hat, so auch unser Brotvorrat. Eins der jungen war so verfressen das es sich sogar mit dem Kopf ins Kanu traute um zu schauen ob es noch was zu ergattern gibt und richtig, da waren noch ein paar Stullen. Nur waren die nicht für die Schwäne gedacht, es war die Verpflegung von meinem Kumpel. Nee, nee, nee. Das ging selbst meinem Kumpel jetzt zu weit und er wagte es den jungen Schan vom Kanu wegzustoßen. Dem gefiel das nun gar nicht und fauchte, Mama Schwan sah Gefahr und fauchte ebenfalls und schlug mit den Flügeln aus. Mein Kumpel zappelte mit den Armen herum und nahm an das er somit Familie Schwan vom Kanu vertreiben konnte. Nein. Mama Schwan sah dieses rumfuchteln als Angriff auf ihre Kinder an und eins drei fix standen ihre Platschfüße auf dem Rand unseres Kanus. Ja nun so ein Schwan wiegt nun schon mal etwas, dazu noch die Rumschlagerei mit den Flügeln, unser Schreck und wer weis was noch eine Rolle spielte zu mindestens konnten wir nichts dagegen unternehmen, dass wir ein unfreiwilliges Bad nehmen durften. Sieg, Sieg, Sieg. Mamaschwan war zufrieden und verabschiedete sich noch mit einem letzten fauchen, wir dagegen schwammen im Wasser und das Kanu lag auf dem Kopf. Nun ist es gar nicht so einfach ein Kanu zu drehen wenn man keinen Boden unter den Füßen hat, aber nach langem hin und her schafften wir es doch. Nun konnten wir das Ausmaß der unglücklichen Schwanfütterung begutachten. Das einzige was von unseren mitgenommenen Sachen noch übrig war, waren unsere Ruten, denn die hatten wir glücklicherweise in den Rutenhaltern geklemmt. Alles andere lag nun auf dem Grund des Sees in ca. 8 m Tiefe. Es war nicht gerade ein billiger Angelausflug gewesen. Man kann sich sicherlich vorstellen das ich nicht sehr glücklich war und ein weiterangeln keinen Sinn mehr ergab, aus diesem Grund holten wir unsere Angeln ein um nass wie ein paar Pudel zurückzufahren. Aber, der Tag war nicht umsonst gewesen, meinem Wurm konnte ein 12 cm Barsch nicht Widerstehen und der hatte in der Zeit als wir mit den Schwänen zu tun hatten sich gemütlich über den Wurm hergemacht. Am Steg angekommen, wie sollte es auch anders sein, standen schon ein paar Angelkumpels. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube es war zu meinem dreiundzwanzigsten Geburtstag, ganze fünf Jahre später, als genau diese Angelkumpels die damals auf dem Steg standen und uns begrüßten, mir ein Wunderbares Geschenk machten. Es gab eine Einladung zum essen. Toll dachte ich mir, bis ich dann das Mahl sah. Auf einem großen Teller der mit Schwanenfedern geschmückt war lag ein Wurm und ein 12 cm Barsch garniert mit Wasserpflanzen.

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Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft.

Salvador Dalí (1904-89), span. surrealist. Maler

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Karsten
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Beitrag von Karsten » 08 Dez 2005 01:31

Hallo!
Garnele, hast du schon mal daran gedacht, deine geschichten als Buch zu veröffentlichen?
Alles dabei, spannend, zum Teil lustig und auch lehrreich.
Gruß Karsten
[url=http://www.mueritzanglers.de]www.mueritzanglers.de[/url]

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Die Schwanenfamilie

Beitrag von Harry1 » 08 Dez 2005 22:47

Was lernen wir daraus? [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img]

Ein Kanu ist nicht das geeignete Gefährt um Anzitzangel mit viel Takle zu unternehmen. [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]
mfG. Harry1

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