Bach- oder Seeforelle!

[Thomas Kalweit]

Bei Bachforellen ist ja alles möglich, aber zumindest einen roten Fleck auf der Fettflosse sollte sie haben. So zumindest eine alte Faustregel. Aber dann kommen doch immer wieder regelrechte schwarzgefleckte "Browntrouts" oder "Ferox-Forellen" in Zentraleuropa vor...

Was meint Ihr?

http://www.raubfisch.de/454,873/

[Uwe Pinnau]

Ich würde ja sagen es ist eine Seeforelle, aber die die ich bislang sah hatten weniger schwarze Punkte, was aber auch nicht viel heißen will, denn viele Forellen waren es nicht. Jedenfalls ein unglaublicher Fisch, den der Fänger wohl auch nicht als Zufallsfang rausbekommen hätte, aber wenn er mit einem Huchenstreamer gefischt hat wird es wohl entsprechend starkes Gerät gewesen sein.

[Thomas Kalweit]

Ich habe die Meldung jetzt mit dem Fangbericht des Fängers und einer Detailaufnahme des Fängers ergänzt. Ein Salmonidenfachmann hat der Redaktion erklärt, dass man wohl nie genau sagen können wird, ob es sich um eine astreine Bachforelle gehandelt hat. Die Forelle, das unbekannte Wesen...

[Silas]

Wieso das den nicht?
Kann man die beiden wenn sie groß sind denn überhaupt nicht mehr unterscheiden oder wie ist?

[Thomas Kalweit]

Mna kann sie in der extremen Ausprägung eindeutig unterscheiden - aber es gibt auch alle Zwischenformen.

Schau Dir mal an wie unterschiedlich Bachforellen ausschauen können:

http://www.praeparator.com/aut/bachforellenrekorde.html

Und dann gibt es noch Browntrout, Ferox, Seeforelle, Meerforelle - alles die gleiche Art .

[Thomas Kalweit]

Der Fang wurde sogar amtlich begutachtet... obwohl der Fisch schon seltsame Laichenflecken zeigt. Da musste wohl erst das Fototeam und die Polizei geholt werden...

[Uwe Pinnau]

Meinst Du den gelblichen Fleck nahe der rechten Hand des Fängers und den hellen Streifen am Ende der Schwanzflosse?

[Thomas Kalweit]

Nein, die weißen Druckstellen am Rücken des Fisches.

[Uwe Pinnau]

Ach so, ich hatte nur auf das zweite Bild geschaut. Ja sieht schon komisch aus.

[Thomas Kalweit]

Bei so einem Fisch will man ein vernünftiges Foto haben. Der Fänger ist sicher mit dem Fisch noch einmal ans Wasser zurückgekehrt.

[Uwe Pinnau]

Ja klar und die Maurerkluft hat es gegen feinsten Fliegenfischerzwirn von seinem neuen Sponsor ausgewechselt........

[Thomas Kalweit]

Hier noch zwei Statements von anerkannten Salmonidenexperten:

Der Fangort und vereinzelte rote Flecken sprechen für eine Bachforelle. Dazu möchte ich mitteilen, dass die Flanke der Forelle über 150 deutliche rote Punkte aufweist, sogar in der Fettflosse befinden sich 2 rote Klekse. Auch war der Bauch der leuchtend gelb gefärbt. Bitte bedenken Sie, dass alle Fangfotos erst am Tag nach dem Fang gemacht wurden und die Forelle deswegen schon stark ausgeblasst war.

Ich belege das mit nachfolgenden Fotos, wobei durch den Gerbvorgang das deutliche Rot in ein blasses Gelborange umgeschlagen hat. Es handelt sich auch ganz sicher nicht um eine Wanderforelle, sondern alle Forellen aus der Möll sehen so aus, auch Exemplare in Normalgrößen zwischen 50 und 75 cm.

Beste Grüße, Ernst Hofinger

FISCH & FANG-Autor Wolfgang Hauer, Fischereimeister am Institut für Fischereibiologie in Scharfling meint, dass es in vielen Fällen kaum möglich ist, eine Bach- von einer Seeforelle zu unterscheiden, da es sich prinzipiell um die selbe Art handelt. Natürlich gibt es eindeutige Bach- bzw. Seeforellen, die sich anhand ihres Erscheinungsbildes unterscheiden lassen. Bach- bzw. Seeforelle sind in den meisten Fällen jedoch nur lokal angepasste Formen der europäischen Forelle. Zudem kommt es in der Natur ständig zu natürlichen Kreuzungen der beiden Formen, diese Fische dann der Bach- oder Seeforelle zuzuordnen ist meist unmöglich. Hinzu kommen unzählige Besatzmaßnahmen, oft unklarer Herkunft, die dieses Problem noch zusätzlich verkomplizieren.

[Thomas Kalweit]

Und hier noch eine Einschätzung vom Schweizer Fischereibiologen Andreas Hertig:

Das Fangbild des Fisches stellt für mich den klassischen Seeforellen-Phänotyp dar. Möglicherweise ein Fisch, der in einem Möll-Stau lebte und von dort in eine obenliegende Strecke aufgestiegen ist. Das mit den See-/Meer- und Bachforellen ist ja eh so eine Sache, weil alles die gleiche Art...

[Cactus]

Hallo,

da es sich um die gleiche Art handelt, zeigt sich, dass selbst Spezialisten
sich nicht ganz sicher sind. Ist eigentlich die DNS von Seeforelle und Bachforelle verschieden-oder ist die auch nicht unterscheidbar ???
Mir ist schon klar, dass eine DNS Bestimmung normalerweise wg. der Kosten kaum in Betracht kommt, aber in Einzelfällen...Was könnte so eine Untersuchung überhaupt kosten ? Und was müsste man machen, um einem Labor geeignetes Material dafür zur Verfügung zu stellen (was entnehmen, wieviel, wie lagern und versenden???). Welche Biologen und Laborverantwortliche können dazu Infos geben ?

Danke in Voraus für Antworten und Infos.

Grüsse
Heinz

[Thomas Kalweit]

Sie ist im Grunde kaum unterscheidbar... wie beim Dackel und der Dänischen Dogge, die auch zu 99,999999 % die gleiche DNA haben.

Bei den Forellen ist das so eine Sache: Einzelne Individuen einer Population treffen irgendwann durch irgendwelche Einflüsse eine "Entscheidung" und verhalten sich anders als die anderen. Sie wandern aus dem Bach ab in den See (werden zur Seeforelle), wandern aus dem Bach ab ins Meer (Meerforelle)... Zwar gibt es einzelne Stämme, die bevorzugt zur Seeforelle/Meerforelle werden, doch gibt es auch bei stinknormalen Bachforellen die Möglichkeit sich in ihrer "life history strategie" so zu entscheiden. Diese Fische sehen dann etwas anders aus, als die üblichen Seeforellen... das macht die Sache kompliziert...

Es muss aber auch irgendwie genetisch festgelegt sein, denn kreuzt man immer nur Seeforellen oder Meerforellen miteinander, dann bekommt man fast nur diese Ausprägung. Es gibt aber für Einzeltiere immer auch den Weg zurück zur Bachforelle.

Es gibt auch Bachforellen, die als Bachforellen im See leben und sich nicht zur Seeforelle entwickeln... komliziert, kompliziert...