Klimawandel und Flugleinen

[Chinook]

Hallo,
es war nur eine Frage der Zeit, wann auch für die Herstellung von Flugschnüren eine Ökobilanz erstellt werden musste. Das Untersuchungsergebnis war niederschmetternd. Während wir sinnieren, auf welchen der drei Billigflüge in diesem Jahr wir verzichten wollen, verbrät der Herstellungsprozess einer Flugschnur ca. 14.000 km Miles and More.
Die Firma Cortland hat bereits reagiert und wird ab Herbst auf die Produktion von Kunststoffschnüren verzichten. Cortland bietet schon seit langen hochmoderne Seidenschnüre an. Ein Umschwenken auf dieses Naturprodukt, in Anbetracht der Verkaufszahlen, war ohnehin nur eine Frage der Zeit. Cortland verschweigt auch nicht, das die Billigproduktionsstätten in China die Seidenschnurproduktion begünstigt haben. Beträgt doch heute der Preisunterschied gerade mal 8 % gegenüber einer Kunststoffschnur im oberen Preissegment.
Übrigens auch normale z.B. monofile Angelschnüre sind schon auf dem Plan. Hier wird um ein noch katastrophaleres Ergebnis gebangt. Leider gibt es hierzu noch keine Alternativen, wie Seidenschnüre. Ein Paketfaden aus Jute scheint da wohl weniger tauglich.

So long

[Hartmut]

Die Fa. Orvjs hat auf diese Untersuchung sofort reagiert und bietet nun für den ökologisch engagierten Fliegenfischer sogenannte Ty-Line-Starter Kits an. Diese Pakete enthalten skandinavische Maulbeerbaumzweige und diverse in Dänemark gezogene Seidenraupen. Die seit Jahrhunderten in Skandinavien gezüchteten Bäume und Raupen sind an unser heimisches Klima angepaßt und produzieren deswegen auch einen umfangreicheren Kokon. Mit der Kokonhaspel kann der versierte Fliegenbinder dann schnell und einfach seine eigenen Schnüre in der gewünschten Länge und Form spinnen.

So sieht zur Zeit unsere Hauswand auf der Südseite aus.

[bundyman]

Ick liebe den ersten April!

[Chinook]

Danke lieber Hartmut. Du bringst mich meinem Wunsch wieder ein Stück näher: die komplett selbstgebaute FliFi-Ausrüstung. Nach gestrickter Fliegenweste, Laubhut, geschnitzter Rolle, Gespließtenbau, Watstiefel aus Lachshaut und Vorfächern aus Rosshaar, gibst Du mir den letzen Baustein.
Nächstes Ziel ist übrigens die recyclete Ausrüstung. Experimente "von der Cola-Dose zur Rolle" laufen bereits.

Entgegen meiner Annahme es gäbe kein Ersatz für Monofile ist Berkley schon auf dem richtigen Weg. Erfolgreiche Experimente mit Schnüren aus Hanf stehen kurz vor der Marktreife. Es fehlt nur noch die Freigabe durch die Drogenbehörde. Nette Vorstellung: Rauch deine Schnurreste einfach weg!

Bis dann mal
C.