Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Was geschieht gerade wo, wie und warum?

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1980ba
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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von 1980ba » 19 Sep 2010 17:23

ja,

das sollten so grad mal die kontrolleure gut wissen,

find` es grad in solchen fällen, in denen bei einem "normalen" angler, der
weiß was er tut (und darf) oft mal gemeckert wird, wenn den kindern
(also mal ein unter 10 jahre altes kind) das angeln näher gebracht wird.

mein sohnemann ist seit er 4 ist schon begeistert mit mir beim angeln und
er fängt auch schon mal alleine einen fisch. gut, halt beim köfi-angeln...

aber wenn da einer kommt und meint er muss einen auf schlau machen, dann
mach ich mal den test ob er schwimmen kann :D


aber wegen dem touristenschein, hhm, ganz ohne kenntnisse sollte so ein
schein nicht erreichbar sein.

und mit dem "wer nen angelschein hat, der kann das" ist es wie beim auto-
fahren: nicht jeder mit führerschein (der auch in der fahrschule gemacht
wurde) kann autofahren :D :D

aber es ist ein gemachter anfang



gruß marcus

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Smile
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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Smile » 20 Sep 2010 12:30

Eine Waffe zu führen und ein Auto zu fahren sind andere Kategorien als angeln zu gehen.
Wobei wir in NRW diesen Modellversuch begleitetes Fahren hatten. Was haben sich die Leute aufgeregt, dass 'KINDER' mit 17 Jahren schon ans Lenkrad dürfen. Das konnte ja nur in die Hose gehen. Und das Ende vom Lied? Es war und ist ein Riesenerfolg weil die jungen Leute mit 18 schon eine Menge Automatismen erlernt haben, die ihnen zugute kommen wenn sie alleine fahren. Weil Sie mit Risiken vertraut gemacht worden sind die sie jetzt vermeiden können.
Wer einen Schein hat geht nicht schonender mit Fischen um. Wer keinen Schein hätte schlägt nicht notwendigerweise untermaßige Fische ab. Die älteren Angler die genau wissen wie es geht, die alles was maßig ist abknüppeln sind da aus meiner Sicht keinen Deut besser, weil die Schonmaße teilweise ziemlicher Quatsch sind.
Ich bin für Angeln ohne die Hürde der Prüfung mit konsequenten Kontrollen und drastischen Strafen wenn es um Frevel und das Übertreten von Verboten geht. Ich denke, dass würden den Beständen und dem Ansehen der Angler gut tun.
...."May the holes in your net be no larger than the fish in it. ~Irish Blessing"
Besser geht es ohne TSKH

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von 1980ba » 20 Sep 2010 14:10

ja das ist halt auch wieder ansichtssache,

generell für angeln ohne prüfung bin ich nicht. wer sich dafür interessiert und viell
sogar als kind das schon mitbekommen hat, für den ist auch die prüfung ein klacks.

klar kann man autofahren oder sachen mit waffen nicht mit anglen vergleichen, aber
so ist das halt nun auchmal.

es gibt mit sicherheit leute, die ohne prüfung, ohne schein ohne wasweißichwas bessere
angler sind als die mit prüfung und schein.

ich konnte auch schon, ich sag mal sehr gut autofahren, als ich in die fahrschule bin :mrgreen:

sodenn,

gruß marcus

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Innfischer » 20 Sep 2010 15:47

Hallo miteinander,

nach meiner Erinnerung wurde die Fischerprüfung irgendwann Anfang der 70er-Jahre zur gesetzlichen Pflicht. Und das nicht weil einige regelungswütige Ministerialbürokraten das unbedingt wollten. Vielmehr ist das auf Wunsch der Angler eingeführt worden. Man wollte damals vom Proleten-Image wegkommen, schielte neidisch auf die Jägerschaft und wollte denen ähnlicher werden (was das Sozialprestige angeht).

Also – wenn man gegen die Anglerprüfung ist - an die eigenen Nase fassen und nicht auf die „Deppen da oben“ schimpfen.

Die Prüfungspflicht war der Wünsch der Angler. Die Aufhebung der Prüfungspflicht in einigen Bundesländern – war das auch der Wünsch der Angler? Oder waren das die „Deppen da oben“ in den Ministerien, die ganz spezielle, nämlich wirtschaftliche und insbesondere touristische Ziele verfolgen?
Da geht es primär (zurecht) um wirtschaftliche Interessen. Die Anglerschaft hat in gewissen Umfang den Preis dafür zu zahlen (mehr verangelte Fische). Es liegt an den Anglern diesen Aderlass durch geeignete Maßnahmen zu kompensieren.

Servus
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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von bundyman » 20 Sep 2010 17:16

Innfischer hat geschrieben: nach meiner Erinnerung wurde die Fischerprüfung irgendwann Anfang der 70er-Jahre zur gesetzlichen Pflicht. Und das nicht weil einige regelungswütige Ministerialbürokraten das unbedingt wollten. Vielmehr ist das auf Wunsch der Angler eingeführt worden. ...

Also – wenn man gegen die Anglerprüfung ist - an die eigenen Nase fassen und nicht auf die „Deppen da oben“ schimpfen.
1958 (so ganz genau scheint das aber nicht, daher auch ohne gewaehr...hab aber auch keine grosse Lust weiter zu suchen) wurde scheinbar die Fischereischeinpflicht in der BRD eingefuehrt (in der DDR wars etwas anders geregelt, aber auch nicht besser).
Mag sein, dass das damals auf Wunsch der Anglerschaft eingefuehrt wurde, nur die wenigsten der damaligen Triebfedern duerfte heutzutage noch leben.
Repraesentative Umfragen duerfte heutzutage dazu noch niemand durchgefuehrt haben? Wahrscheinlich wuerde die heutige Anglerschaft (oder die, die es werden wollen) auch etwas anders sehen? Wer weiss das schon so genau.

Zumindest gehoert dieser unsinnige Buerokratismus auf den Pruefstand gestellt, wie alle mittlerweile ueberholten Gesetze...
----
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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Innfischer » 20 Sep 2010 17:34

Hi
bundyman hat geschrieben:
Zumindest gehoert dieser unsinnige Buerokratismus auf den Pruefstand gestellt, wie alle mittlerweile ueberholten Gesetze...
Würden die aus der Bürokratie mit Handkuss entgegennehmen. Der ganze Bereich ist nämlich bürokratie-/bzw. gebührenseitig nicht kostendeckend. Das wäre die gewünschte Steilvorlage. Das Fischereirecht aus der Systematik des öffentlich-rechtlichen gestrichen. Kein Ärger – keine Kosten – ideal. Die einen ziehen ihr DAV-Konzept durch, die anderen ihr VDSF-Konzept oder sonst was.
Die Naturschutzverbände klatschen Beifall – sie sehen die Sonne aufgehen.

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von kati48268 » 21 Sep 2010 11:12

1980ba hat geschrieben: ...für den ist auch die prüfung ein klacks.
Es geht bei der Diskussion auch weniger darum, wie schwer oder leicht die Prüfung ist, sondern ob sie einen Sinn hat.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sie für die Praxis wenig bringt. Ein gutes Einsteigerbuch und/oder ein Bekannter/Verwandter, der einen mitschlört, und einem was zeigt, ist weit effektiver.

Tierschutz? Ein Statement des FuF-Autoren Thomas Finkbeiner: "jeder Karnickelzüchter kann in seinem Garten warmblütige Säugetiere halten & schlachten, ...ohne jede Prüfung". Ein Blick ins prüfungslose Ausland und die Erkenntnis, dass Ausländer, Diplomaten, Behinderte, nun auch in manchen Bundesländern Touristen, etc. hier in D auch keine Prüfung brauchen um 'tierschutzgerecht' zu angeln (davon geht der Gesetzgeber ja immer aus), lässt das Tierschutzargument endgültig verhallen.

2 Argumente "pro" verbleiben; die Zahl der Angler zu limitieren, dadurch, dass man den Zugang erschwert (egoistisch, aber verständlich, ließe sich m.E. durch begrenzte Vereinsaufnahmen & Gastkarten ebenso regeln) und
das Kasse machen durch die Verbände, welches ich nun nicht kommentiere.

Eine Reform (...das Wort bedeutet leider in D selten was Gutes) der jetzigen Regelung muss auch nicht unbedingt ein "Feuer frei für jeden Deppen" bedeuten, aber eine praxisnahe (und gleichzeitig bezahlbare) Umgestaltung der Wissensvermittlung in welcher Form auch immer, täte der Angelei sicher gut.

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Innfischer » 21 Sep 2010 13:49

Hi.

Es geht bei der Schulung (und dann bei der Prüfung) eben gerade nicht darum, praktische Fertigkeiten im Fischfang zu vermitteln. Dazu sind die privaten Anglerkurse, die Angebote der Angelguides (etliche F&F-Redakteure machen das auch), Fliegenfischerinstrukteure und viele weitere Freiberufliche da.
Die Schulungen zur Anglerprüfung befassen sich schwerpunktartig mit genau den Dingen, die von den Angelguides nicht vermittelt werden (Tier- und Umweltschutz, Uferbetretungsrecht, Beweissicherung bei Fischsterben, Fischbiologie …).

Und wenn die Aussage „Angeln ist unnötige Tierquälerei“ 26,7% der Bevölkerung bejahen und weitere 19,9% dem neutral gegenüberstehen (also nicht verneinen), dann sollte man sich schon zweimal überlegen, ob man auf eine Schulung verzichtet. Aber ich weis schon: die Angler verdrängen diese Zahlen und ihr öffentliches Image sehr gern. Ist ja auch unangenehm und beschädigt eventuell das Selbstwertgefühl.

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von kati48268 » 21 Sep 2010 14:47

Moin moin, Innfischer, ...& Veto!

Ein Kurs/eine Prüfung, bei der ich nichts lerne, was ich wirklich für die Praxis brauche, somit ruckzuck wieder vergesse(n kann), ist überflüssig.
Den lateinischen Namen bestimmter Wasserpflanzen zu kennen, ausrechnen zu können, wie viel kg Laich ein Karpfen mit x kg Gewicht hat,… im Ernst: zu was, zu welchem (anderen/bessern) Verhalten am Wasser qualifiziert mich das?

Und wenn wir zum Thema ‚Tierschutz’ kommen, gehst du auf meine zuvor aufgeführten Argumente nicht ein, führst stattdessen die öffentliche Meinung als Argument hinzu.
Gut, bleiben wir bei der.
Welchen Stellenwert nimmt die Angelei bei unseren Nachbarn ein? Holland, England, Skandinavien… Ich vermute (kenne keine Daten, bin mir aber recht sicher), dass die Angelei auch in der nichtangelnden Bevölkerung dort ein positiveres Image hat als hier zu Lande, trotz Kurs + Prüfung bei uns.

Im Gegenteil, wenn mehr -bisher nichtangelnde- Einheimische, z.B. durch die prüfungslosen Touristenscheine, einen Zugang zum Angeln finden, wird sich m.E. auch das Gesamtimage verbessern.

Gruß, Kati

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Innfischer » 21 Sep 2010 17:56

Hallo Kati,
hallo miteinander.

Vielleicht wird anhand dieser Diskussion auch noch einmal deutlich wie unterschiedlich die anglerischen Ausgangssituationen und daraus folgend das Selbstverständnis je Bundesland sind. Bei uns sind die Fischereirechte sehr kleinteilig gegliedert und die (Hege-)Verantwortung meist in Händen von Fischereivereinen. Das heißt, die vollständige und letztendliche ökologische Verantwortung für alles was im Wasser passiert, liegt bei den Angelvereinen als Hegeberechtige und Hegeverpflichtete. Alle hegerischen Maßnahmen müssen letztlich in den einzelnen Vereinen mehrheitsfähig sein. Das können sie nur sein, wenn die Angler verstehen was da passiert. Diese Notwendigkeit korrespondiert mit unserem Selbstverständnis, dass wir als Angler auch die geborenen Naturschützer am Wasser sind. Und dieses Selbstverständnis von letztverantwortlichen Naturschützern am Wasser setzt voraus, dass ein hinreichendes theoretisches Fundament an Fischbiologie insbesondere und ein allgemeines Ökoverständnis vorhanden ist. Das soll u.a. auch als Basiswissen bei den prüfungsvorbereitenden Anglerlehrgängen vermittelt werden.

Wenn ich hingegen an einem staatlichen Gewässer wie dem Rhein über Hunderte von Kilometern einheitliche Regeln habe, irgend welche anonyme staatlichen Institutionen formal verantwortlich sind (diese Verantwortung aber kaum ausfüllen), niemand sagen kann ob das Gewässer im Gleichgewicht ist, ob es Defizite im Fischbestand, an Laichmöglichkeiten usw gibt, und ich den Jahreserlaubnisschein für lau bekomme, wie soll da ein Verantwortungsgefühl gefördert werden? Wenn sowieso alles undurchschaubar und anonym ist, was kann ich da tun? Logisch dass ich da einfach drauf los fische und mich ausschließlich um meine Angeltechnik usw kümmere. Da brauche ich keine Kenntnisse über Unterwasserpflanzen, Laichbedingungen, Ph-Wert usw.
Okay, ich habe jetzt ein bisschen dick aufgetragen und wahrscheinlich die anglerische Wirklichkeit am Rhein runtergemacht (sorry dafür), aber die Unterschiede werden dadurch deutlich.

Zum Tierschutz: Bei uns ist festgelegt, dass jeder angehende Angler den Fisch waidgerecht töten können muss. Das wird im Rahmen der Vorbereitung von jedem einzelnen praktisch gelernt (lebende Fische aus der Zucht, die unter Anleitung zu töten sind). Wer diese Unterweisung nicht durchlaufen hat wird nicht zur Prüfung zugelassen.

Image der Angelei in anderen Ländern: Dazu kann ich nicht viel sagen, außer zu den Briten. Neben dem Fischen fotografiere ich auch noch und habe einen klickenden Freund in England. Dem seine Frau ist Naturschützerin (und Lehrerin –logo). Und was die mir so erzählt von ihren Aktionen gegen die Angler, das steht dem nicht nach was bei uns läuft. Hört sich eher so an als sei der Widerstand dort noch größer als bei uns. Nur scheinen die englischen Angler noch sturer (oder realitätsverdrängender) als wir.

Zusammenfassend: Für mich ist die Anglerprüfung ein grundlegender Baustein im Gebäude der Angelkultur. Ich sehe keine Verbesserung wenn diese Prüfung wegfällt, außer der finanziellen Ersparnis des Einzelnen. Motto: weniger wissen – schneller ans Wasser. Das ist nicht mein Verständnis.
Habe übrigens nichts dagegen, wenn es einen prüfungsfreien Touristenschein gibt. Hier überwiegt der gesamtgesellschaftliche/-wirtschaftliche Vorteil. Nur muss der Vorteil auch realisiert werden (z.B. Übernachtungsnachweis Hotel oder angeln nur in Begleitung eines Guides bei besonders sensiblen Wassern). Der Touri muss Kohle bringen.

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von kati48268 » 22 Sep 2010 01:08

Ich verstehe deine Gründe ‚pro’ Prüfung durchaus, Innfischer, teile deine Meinung jedoch nur bedingt, bzw. komme zu anderen Schlüssen.

Zunächst mal ist die Organisation der Angelei in meiner Region (nördl. NRW) nicht anders. Die Vereinsstruktur lehne ich ja auch nicht ab, im Gegenteil, ich engagiere mich selbst in meinem Verein.
Andere Regionen funktionieren durchaus auch, auch wenn sie eine andere Ordnung haben, z.B. die Sauerlandtalsperren hier in NRW. Ich maße mir nicht an, zu entscheiden, welche Struktur besser oder schlechter ist, gebe jedoch zu, dass letztere vermutlich eher für Großgewässer geeignet ist.

Egal, ob organisierter oder unorganisierter Angler: die Fähigkeit, sich naturgerecht zu verhalten, ist nicht von der Ableistung einer Prüfung abhängig.
Eine Qualifikation zur Gewässerbewirtschaftung ist diese sowieso nicht. Gewässerwarte werden bei uns, wie vermutlich auch bei dir, speziell geschult und regelmäßig werden externe Experten hinzugezogen. Davon ist doch der normale Angler, das einfache Vereinsmitglied (das soll keine Wertung sein), ganz weit weg. Es sei denn, seine Körperkraft wird für den Besatz oder die Gewässerpflege benötigt.

Thema Tierschutz: Schön, dass es solche Praxis bei euch gibt. Ist das mittlerweile üblich? Ich kannte, nachdem ich die Prüfung abgelegt hatte, Fische weiterhin nur aus dem Aquarium. Ist allerdings auch schon so einige Jährchen her.

Ich zitiere mal den VDSF: „Bundeseinheitlich ist jedoch geregelt:
1. Ein Wirbeltier töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat.
2. Wer Tiere betreut, ruhigstellt, betäubt, schlachtet oder tötet, muss über die hierfür notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten (Sachkunde) verfügen.“

Verfügen all die Ausnahmegruppen über diese Sachkenntnis ohne Prüfung? Ist es einem Rollifahrer in die Wiege gelegt, einen Fisch waidgerecht zu töten? Kann dies ein Franzose auf Urlaub in D prima ohne Prüfung, ein im D wohnender Franzose aber nur mit? Und wieso ist Tierschutz EU-weit gültig, nur für Fische in D –die durch Angler, und bestimmte Angler dann auch wieder nicht, gefangen werden- muss die Sachkenntnis per Prüfung belegt werden?
Wieso interessiert das niemanden in Bezug auf Taubenhalter und besagte Karnickelzüchter?
Recht einfach: hier setzt man die Bereitschaft, sich diese Sachkenntnis freiwillig anzueignen, einfach voraus!
Auch wichtig: die Prüfung wurde nie eingeführt, um genannte Sachkenntnis zu erlangen.

Diese Insel der Bürokratie mitten in Europa...

Was bringt also dem einzelnen, ‚normalen’ Angler die Prüfung? Ein Wissen, das er nicht braucht, ihn zu nichts befähigt, ihn vielleicht nicht mal interessiert (z.B. der botanische Teil). Letzteres muss man nicht gut finden, aber es ist sein gutes Recht.

Ich plädiere auch nicht zwingend für einen ersatzlosen Wegfall. Etwas, mit dem der ehemalige Prüfling etwas anfangen kann, wäre aber die Mindestlösung für mich.

Der Vorteil eines Wegfalls der Prüfung liegt für mich nicht in der finanziellen Ersparnis des Einzelnen, die ist mir relativ wurscht. Der Wegfall eines unsinnigen, überflüssigen Instrumentes ist schon ein Vorteil an sich. Darüber hinaus eröffnet es die Angelei einer breiteren Bevölkerungsschicht.
Lt. VDSF sind wir ca. 1,6 Mio. ‚amtlich erfasste’ Angler. Robert Arlinghaus' Studie kommt auf 4 Mio (seine Definition: Person muss mind. 1x im Jahr angeln, egal wo) …da sitzt noch einiges an Musik drin.

Es sei denn, man möchte die Prüfung genau aus dem Grunde, aus dem sie im Westen in den 50ern eingeführt wurde:
die Zahl der Angler zu limitieren
und
das Image des „Jägers, der sich keine Flinte leisten kann“ abzulegen.
Darüber sollten wir mittlerweile hinaus sein.

-Danke an alle, die sich bis hierhin durch den lang gewordenen Text gequält haben- :roll:

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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von 1980ba » 22 Sep 2010 09:47

"Was bringt also dem einzelnen, ‚normalen’ Angler die Prüfung? Ein Wissen, das er nicht braucht, ihn zu nichts befähigt, ihn vielleicht nicht mal interessiert (z.B. der botanische Teil). Letzteres muss man nicht gut finden, aber es ist sein gutes Recht."

das würde ich so nicht unterschreiben... sinnlos ist es meiner meinung garantiert nicht.


aber wie jetzt schon mehrfach gesagt, es ist halt auch ansichtssache des einzelnen, ich bin und bleibe für die "prüfung". es tut keinem weh meiner meinung nach und schaden tut`s erst recht nicht. bürokratie hin oder her...

soo, fertig, hihi

äääh, moment, noch einwas mal interessehalber: der lernstoff bzw. prüfungsstoff ist schon in ganz deutschland gleich oder????


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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Thomas Kalweit » 22 Sep 2010 10:08

Wie ihr vielleicht wisst, bin ich seit über 20 Jahren Lehrgangsleiter. Am Samstag beginnt meine nächster Kurs in Bonn.

Das Problem in Deutschland ist, dass die Lehrgangsteilnehmer in vielen Kursen in einer gewisse Richtung "indoktriniert" werden, die der Entwicklung der Angelfischerei bei uns abträglich ist. Ich möchte den älteren Kollegen nicht zu nahe treten, aber es ist leider oft überholtes fischereiliches Wissen aus dem 19 Jahrhundert, das unseren Neuanglern dort beigebracht wird: "Der Hecht ist ein Fischereischädling...", "Nur wer besetzt, der fängt...", "Döbel müssen in einem Forellenbach ausgemerzt werden...", "Zurücksetzen ist Tierquälerei und verboten...", "Vor allem kapitale Fische müssen entnommen werden...", man könnte noch zig Beispiele anführen...

Solcherart ausgebildete Angler bringen uns nicht in die Zukunft! In anderen Ländern (GB, NL, USA...) werden die Angler durch andere Angler, die Angelpresse und andere Medien ausgebildet, das funktioniert eigentlich ganz gut. Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass Angler im Ausland innovativer, aufgeschlossener und einfach moderner sind. Voran mags liegen... :wink: Übrigens: Für die wichtigsten Sachen im Leben (Kinder zeugen und erziehen) braucht man auch in Deutschland keine Prüfung :wink:
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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von 1980ba » 22 Sep 2010 10:11

@ thomas:

das liegt ja dann auch an den lehrgangsleitern denke ich oder?

ein bekannter von mir macht das auch. und so sachen wie du geschrieben hast:

"Der Hecht ist ein Fischereischädling...", "Nur wer besetzt, der fängt...", "Döbel müssen in einem Forellenbach ausgemerzt werden...", "Zurücksetzen ist Tierquälerei und verboten...", "Vor allem kapitale Fische müssen entnommen werden...", man könnte noch zig Beispiele anführen...

das sagt er niemandem und wirst du sicher auch nicht machen oder????


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Re: Thüringen: Fischereischein ohne Prüfung

Beitrag von Thomas Kalweit » 22 Sep 2010 11:01

Du kannst mir glauben, dass meine Lehrgangsteilnehmer von mir nicht die "alten Zöpfe" zu hören bekommen :wink:
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