Böser Besatz?

Was geschieht gerade wo, wie und warum?

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Thomas Kalweit
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Böser Besatz?

Beitrag von Thomas Kalweit » 10 Okt 2007 12:13

Ein erneuter Beweis, dass der praktizierte Intensiv-Fischbesatz unsere ganzen Fischbestände ruiniert hat... :cry: , oder?

http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/10/803179.html
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Smile
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Smile » 10 Okt 2007 14:33

Evolution greift schnell und brutal zu und ist ausgesprochen opportunistisch. Wenn der Bruterfolg soviel geringer liegt, dann würde doch nur einfach der umgekehrte Effekt greifen. Soll heißen, die weniger ans Wildleben angepaßten Individuen aus menschlicher Zucht haut es schneller aus den Socken oder Schuppen als die anderen. Damit dürfte einiges schon wieder kompensiert werden.
Das insgesamt der wild gewachsene Fisch dem Zuchtfisch beim Überleben in freier Wildbahn überlegen ist steht für mich außer Frage.
Aber wir können ja nur schlecht die Uhr zurückstellen und die massiven Schäden an der Population von Arten ungeschehen machen. Also muss die nächst beste Alternative ran. Und dazu gehört natürlich auch die Schonung der großen Laichfische. Das die es draufhaben haben sie über Jahre beweisen müssen. Wenn die Ihr Erbgut einstreuen (oder von den Zuchtfischen leben 8) ) sollte der Genpool langfrostig auch wieder mit besseren Erbanlagen versehen sein.
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Innfischer » 10 Okt 2007 17:12

Hallo,

die Phänomene sind untersucht, die Lösungen bekannt. Nur können diese Lösungen nicht realisiert werden, weil die Angler das nicht aushalten.

Konkret: Abgeschlossene Untersuchungen beim Seesaibling haben ergeben, dass sich die lokale Population gegen den Besatz durchgesetzt hat. Man musste nur den Besatz einstellen. Ähnliche Untersucheungen laufen derzeit bei der Bachforelle. Es zeigen sich die gleichen Tendenzen wie beim Saibling.

Besatz einstellen heisst, es kann nur in dem Maße entnommen werden wie das Gewässer auf natürliche Weise reproduktiv ist. Das heisst in der Praxis es darf weit weniger entnommen werden.Und wenn man das auf der Vereinsversammlung vorschlägt, dann bricht die Revolte aus.
"Da rentiert sich das alles nicht mehr".... "wir wollen mit Mehrheit abstimmen ob weiter so besetzt wird oder nicht"... "ich habe gutes Geld bezalt, dann will ich auch was fangen"..."ich verlang Neuwahl der Vorstandschaft"

So geht das dann. Also machen wir weiter wie bisher und jammern auf (weniger) hohem Niveau. So lange bis uns die Öffentlichkeit/Politik den Hahn zudreht.
Oder???

Gruß
Innfischer

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Re: Böser Besatz?

Beitrag von mzg » 10 Okt 2007 19:37

@Innfischer: Genau meine Meinung.
Bis auf wenige Gewässer in Privathand bleibt wohl nur, alternative Vereine mit Schwerpunkt auf naturnaher Bewirtschaftung zu gründen. Das konsequente Zurücksetzen fast aller gefangenen Fische ist dann der logische Schluss. Unter den Fliegenfischern und Karpfenanglern gibt es ja schon einige Beispiele.
Kochtopfangeln geht halt bei unserer Anglerdichte allenfalls am Strom oder See auf Weißfische, wenn man halbwegs natürliche Bestände für erstrebenswert hält. Deswegen wünsche ich mir auch die Zulassung von Forellenteichen mit täglichem Besatz in allen Bundesländern, damit der Druck auf die freien Gewässer etwas sinkt.

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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Jondalar » 10 Okt 2007 19:39

Ja das ist die übliche Problematik mit der die meisten Vereine zu kämpfen haben. Der persönliche Erfolg am Angeln wird eben bei sehr vielen Anlern an der Menge und Größe der Fische gemessen. Das aber noch weitaus mehr am Angeln hängt ist für viele nicht akzeptabel.
Grüsse von der Donau

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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Smile » 10 Okt 2007 21:46

Es ist doch eigenartig. Immer mehr Angler sehen in C&R die einzige Möglichkeit usnere Gewässer mit einem natürlichen Bestand zu erhalten. Und trotzdem ist man quasi in einer Grauzone untewegs weil, wenn man nur recht kräftig von 'Kollegen' angeschissen wird, ruck zuck tierisch einen an den Arsch kriegen kann. Und in letzter Konsequenz sogar ein Angelverbot droht. Denn wer wegen Tierquälerei verurteilt ist, kann durchaus seinen Jahresfischereischein verlieren. Ist schon eine hanebüchene Situation.
Bürokratie ist schon was eigenartiges. :?
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Iceman1 » 10 Okt 2007 22:49

Ich finde es auch sinnvoll C&R an Natürlichen Gewässer.
Forellen Puff und Vereins Gewässer die jährlich Besetzt werden ist doch genug für den Topf .



Gruss Iceman 8)
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Thomas Kalweit » 11 Okt 2007 08:37

Ich glaube Icemans Strategie ist die einzig richtige: Es muss in Deutschland Naturgewässer geben mit Besatz-Stopp, an denen nichts entnommen werden darf, also reines C&R. Dann sollte es auch Opfer-Gewässer geben, zum Beispiel naturferne Baggerseen, in denen sich eh nichts fortpflanzt, wo mit Intensivbesatz etwas für die C&K-Angler getan werden kann. Die gesunde Mischung machts!
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Innfischer » 11 Okt 2007 09:16

Hallo

mir gefällt die Aussage "die Mischung macht´s" sehr gut. Nicht in ein polarisierendes entweder/oder verfallen bzw in eine unfruchtbare C&R-Debatte. Wir müssen unsere Angelei weiterentwickeln und dabei alle Angler/Angelrichtungen mit einbeziehen.

Noch zwei Anmerkungen/Denkanstöße:
Die Degenerationserscheinungen bei Zuchtfischen betreffen nicht nur Salmoniden sondern erstrecken sich auf alle Arten, also z.B. auch auf Karpfen. Ich weis nicht in wievielen Gewässern Karpfen selbsterhaltend/reproduktiv sind. Also Besatzverbot könnte zu Problemen führen.
Dann die Geschichte mit den Baggerseen. Seit mehr als 30 Jahren wird das vermehrt so gesehen, dass man dort eigentlich machen kann was man will. Tatsächlich ist es aber so, das die dort eingesetzten Fische eigentlich immer über kurz oder lang eine stabile Lebensgemeinschaft (=System) gebildet haben. Also: Auch Baggerseen sind wertvolle Biotope.

Gruß Innfischer

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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Carpcatcher » 11 Okt 2007 09:23

[quote="Smile".....]einen an den Arsch kriegen kann. Und in letzter Konsequenz sogar ein Angelverbot droht. Denn wer wegen Tierquälerei verurteilt ist, kann durchaus seinen Jahresfischereischein verlieren. Ist schon eine hanebüchene Situation.
Bürokratie ist schon was eigenartiges. :?[/quote]

Ich sage es immer wieder gerne:: es wurde noch niemand als Tierquäler verurteilt, weil er einen Fisch zurückgesetzt hat - dies ist auch nicht machbar.
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Thomas Kalweit » 11 Okt 2007 09:31

Genau, so ist die Rechtslage! Es sind nur Angler verurteilt worden, weil sie lebende Fische überaus langen Fotosessions unterzogen haben, oder weil sie zu viele Fische im Setzkescher gehältert haben. Nie aber wegen des Zürücksetzens!
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Eisangler

Re: Böser Besatz?

Beitrag von Eisangler » 11 Okt 2007 20:56

Iceman1 hat geschrieben:Ich finde es auch sinnvoll C&R an Natürlichen Gewässer.
Forellen Puff und Vereins Gewässer die jährlich Besetzt werden ist doch genug für den Topf .
Mag richtig sein... Nur gibt es, gerade bei der älteren Generation, da ganz andere Ansichten: Der Fisch gehört auf den Tisch und er darf schon gar nicht teuer sein.
Dies bekomme ich oft genug beim "Stammtisch" bei meinem Händler mit.
Leider ist es wirklich so, daß die Preise dort an der Grenze zur Unverschämtheit wandeln, somit schliessen sich die Put´n Take Seen meist für die älteren Herrschaften aus.

Ich denke, irgendwann "stirbt" das Problem aus, gerade jüngere Angler praktizieren wesentlich häufiger C&R, als ältere... (ist nicht diskriminierend gemeint !!! :wink: )
Bis dahin haben wir wohl ein nie enden wollendes Diskussionsthema !!! :lol:
Gruß
OLE

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Re: Böser Besatz?

Beitrag von ignatius » 16 Okt 2007 21:34

Das mit dem Zurücksetzen ist so eine Sache.
Der VDSF fordert in Anwendung des Tierschutzgesetzes, dass jeder maßige nichtgeschonte Fisch waidgerecht zu versorgen ist.
Ein Zurücksetzen ist nicht statthaft.
Wer es trotzdem "praktiziert", muss sich des Vergehens bewusst sein.
ignatius

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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Smile » 16 Okt 2007 22:14

@ Ignatius
Wenn in Deutschland ab morgen JEDER maßige Fisch abgeschlagen wird, ist das in meinen Augen das größere Vergehen. Es ist immer wieder so gewesen, dass Verhaltensweisen, die einmal als gut und richtig bewertet wurden plötzlich nicht mehr opportun sind und andere Sichtweisen sich durchsetzen.
Wer seinem Kind mit einem Partner unverheiratet unter seinem Dach wissentlich Geschlechtsverkehr ermöglicht hätte sich vor 50 Jahren noch der Kuppelei strafbar gemacht. Wenn Du das heute jemanden erzählst, wird der Dich ansehen und Dich fragen ob Du noch ganz lecker bist.
Und in 50 Jahren wird man ebenso über das Zurücksetzen so denken. In der Übergangszeit mag das riskant sein. Später mal, wenn es auch die letzten Betonköpfe in die Birne bekommen haben, dass Bestände geschont werden müssen um auch kommenden Generationen noch Angeln zu ermöglichen, wird man über uns so grinsen.
Außerdem frage ich mich immer wieso irgend ein Angler auf die Idee kommen kann sich über C&R aufzuregen. Den Fisch, den ich zurücksetze, kann er doch wieder fangen.
Und ich mache es ja nicht absichtlich. Mir fällt das Fischlein im Zweifel einfach aus der Hand. Die sind glitschig und ich bin als ungeschickt verschrien 8)
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Re: Böser Besatz?

Beitrag von Iceman1 » 16 Okt 2007 22:36

Ich habe meine Truhe wieder voll Fisch war Sonntag im Forellen Puff 44 Stück
Das reicht bis im Frühjahr für Räucher und Grillen.
Wenn ich diese Menge im Fluss entnommen hätte wäre ich ein Raubfischer.
Deshalb C&R am Fluss.

Gruss Iceman 8)
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