Schreckstoffe

Was geschieht gerade wo, wie und warum?

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Thomas Kalweit
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Schreckstoffe

Beitrag von Thomas Kalweit » 16 Okt 2003 18:20

[img]images/smiles/icon_smile.gif[/img] Hallo Leute,
ich habe heute einen interessanten Artikel über Schreckstoffe bei Fischen gelesen. Kanadische Forscher haben kleine Zander darauf trainiert, sich bei "Hechtgeruch" zu verstecken.

So lief die Dressur ab: Die Forscher entdeckten, das sich die kleinen Zander, wenn man Schreckstoffe aus der Haut von verletzten Zandern ins Wasser tropft verstecken.

Dann haben sie etwas Wasser aus einem Aquarium mit Hechten zusammen mit gemixter Zanderhaut (bei Verletzungen werden die Schreckstoffe abgegeben) in das Becken der Jungzander gegeben. Die Zander versteckten sich natürlich.

Nach einiger Zeit reichte nur noch das Hecht-Wasser, um die Zander in Panik zu bringen!

Schreckstoffe gibt es übrigens bei allen Arten! Kleinste Mengen versetzen die Fische in Panik. Weißfisch-Schreckstoffe locken aber vielleicht auch Räuber an?

Schlußfolgerungen für Angler:
- Kunstköder, mit denen schon einmal ein Fisch gefangen wurde, fangen durch die Schreckstoffe nicht mehr so gut. Also, fabrikneu ist am fängisten???
- Setzt man einen Fisch zurück, beißen die anderen nicht mehr, denn er sondert Schreckstoffe ab???
- Häufiger beim Angeln Hände waschen nachdem man einen Fisch angefaßt hat???
- Den Kescher nicht ins Wasser legen: Schreckstoffe???
........

[img]images/smiles/icon_confused.gif[/img]
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mikesch
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Beitrag von mikesch » 16 Okt 2003 19:27

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Thomas Kalweit:
<STRONG>Schlußfolgerungen für Angler:
- Kunstköder, mit denen schon einmal ein Fisch gefangen wurde, fangen durch die Schreckstoffe nicht mehr so gut. Also, fabrikneu ist am fängisten???
- Setzt man einen Fisch zurück, beißen die anderen nicht mehr, denn er sondert Schreckstoffe ab???
- Häufiger beim Angeln Hände waschen nachdem man einen Fisch angefaßt hat???
- Den Kescher nicht ins Wasser legen: Schreckstoffe???
........

[img]images/smiles/icon_confused.gif[/img]</STRONG><HR></BLOCKQUOTE>

-Mit fabrikneuen Ködern hab' ich selten was gefangen, erst nach einer gewissen "Alterung" im Angelkasten. Mein ältester Schleppwobbler ist der fängigste.

-Bei meinen letzten "Rotaugen-Sessions" hat es die Fische nicht gestört, dass die Kleinen an Ort u. Stelle zurück gesetzt wurden.

-Schleim an Handtuch abwischen genügt.

-Stimmt, allerdings nur in der Hinsicht, dass er dann nicht im Kofferraum vor sich hin müffeln kann [img]images/smiles/icon_rolleyes.gif[/img] .
Fishing isn't sport, it's a passion
Gruß
Michael

Just
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Beitrag von Just » 16 Okt 2003 19:29

Gut, dass Du bei den Schlussfolgerungen überall Fragezeichen gesetzt hast, Thomas, ich für meinen Teil habe da tlw. andere Erfahrungen.
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>- Kunstköder, mit denen schon einmal ein Fisch gefangen wurde, fangen durch die Schreckstoffe nicht mehr so gut. Also, fabrikneu ist am fängisten???
<HR></BLOCKQUOTE>Die meisten meiner Forellen fange ich mit einem einzigen Blinker, ein Eigenbau. Auch meine Fliegen verwende ich, bis sie zur Unkenntlichkeit "zerkaut" sind, oder irgendwo stumm einen Baum zieren [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img] <BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
- Den Kescher nicht ins Wasser legen: Schreckstoffe???
Was macht ein Kescher im Wasser, wenn er nicht gebraucht wird ?

Harry1
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Beitrag von Harry1 » 16 Okt 2003 19:59

Hallo zusammen,
meine Meinung dazu ist, in der heutigen Zeit wird alles versucht zu verkaufen.

Es gibt bestimmt genug Angler die so einem Bericht glauben schenken.

Wenn ich da ein wenig logisch überlege kann das mit den Schreckstoffen nur Unsinn sein.

Lasse ich einen mit Köderfischen bestückten Kescher ein paar Tage in einem Hechtgewässer, so wird dieser von den Hechten fast zerlegt.

Für mich steht ein Hecht auf Bewegung seiner Beute und nicht auf deren Geruch.

Hunger hat jeder Räuber irgendwann einmal, da hilft auch keine Dressur.

Selbst bei Siegfried und Roy klappt es mit der Dressur nicht immer nach Plan.

Es sind halt Tiere die nach ihrem Instinkt handeln. [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]
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Beitrag von Fingolfin » 16 Okt 2003 21:41

Wieso sollten denn größere Raubfische auch abhauen wenn sie Schreckstoffe riechen?
Man stelle sich mal vor ein Rotauge sondert Schreckstoffe ab und alle Hechte flüchten zur anderen Seite des Sees! [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img]

WolfgangH
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Beitrag von WolfgangH » 16 Okt 2003 22:48

So ein ganz großer Unsinn ist das nun nicht mit den sogenannten Schreckstoffen, insbesondere bei Schwarmfischen sind sie ein wichtiges Mittel der Kommunikation(Organisation des Schwarmverhaltens zur Gefahrenabwehr), bei Einzelgängern dagegen eher sinnlos.
Ob jedoch diese Schreckstoffe,Stresshormone u.s.w. eine besondere Lockwirkung auf Raubfische haben weiß ich nicht.

[ 16. Oktober 2003: Beitrag editiert von: WolfgangH ]

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Beitrag von Harry1 » 16 Okt 2003 23:22

Hmm ich dachte bis jetzt immer die Schwarmbildung hat den Sinn, das die Überlebenchance für den Einzelnen größer ist. [img]images/smiles/icon_confused.gif[/img]

Die Räuber müssen dem Schwarm folgen, aber von einer Attacke abzuhalten glaube ich nicht.

Ein großer Hecht ist schneller als ein Rotauge, aber es fällt ihm etwas schwerer sich auf ein festes Ziel zu fixieren.

Klar ist das wenn der Hecht in den Schwarm schießt, das dort alles auseinander spritzt.

Was hat das jetzt mit Schreckstoffen zu tun?

Anders würde ich reden wenn ich einen Angelladen hätte und eine große Lieferung Kunstköder verkauft werden muss. [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]

Dann sind logisch alle Köder Schreckstoff behandelt und der Hecht kommt nicht daran vorbei. [img]images/smiles/icon_cool.gif[/img]

Ein verletzter Fisch dagegen wird auf Grund seiner auffälligen Zuckungen 10 mal eher als Beute einverleibt.

Hat aber wiederum nichts mit Schreckstoffen sondern mit auffälliger Bewegung etwas zu tun. [img]images/smiles/icon_smile.gif[/img]
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Beitrag von Just » 17 Okt 2003 01:10

Wolfgang hat recht, die Kommunikation über Schreckstoffe bei Schwarmfischen ist ja schon viele Jahre bekannt.
Diese Absonderungen der Haut gibt's ja auch beim Menschen, man denke an den sprichwörtlichen Angstschweiss.
Ich habe z.B. gehörigen Respekt (man könnte auch Schiss sagen [img]images/smiles/icon_biggrin.gif[/img] ) vor Wepsen, Hornissen interessieren mich dagegen komischerweise garnicht. Jedenfalls ist es regelmässig so, dass diese Wepsen komischerweise immer mich als Ziel ihrer Beschnüffelung (nicht stechen) aussuchen, obwohl genug andere potentielle "Opfer" vorhanden sind. Wenn man daraus nun Rückschlüsse zieht, dann sind diese Absonderungen keine Schreck- sondern eher Lockstoffe für manche Klientel ... [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]

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Beitrag von Snoeker » 17 Okt 2003 09:53

zu den anderen Dingen sage ich mal nichts, dass mit den Kunstködern ist aber absoluter Quatsch: wie sollte ein lackierter Wobbler oder ein Metallblinker über längere Zeit einen Geruchsstoff aufnehmen, welcher sich im Wasser gelöst hat? Das geht einfach nicht!

Grüsse

Rainer
Tight Lines & Grüsse

Rainer

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Beitrag von andalG » 17 Okt 2003 10:45

Die wahren Schreckstoffe am Wasser sind die müllmäßigen Hinterlassenschaften der lieben Mitmenschen.

Bei Barschen, nicht bei Bürschlingen, habe ich irgendwie schon die Erfahrung gemacht, das da eine, wie auch immer geartete Komunikation besteht. Nach dem Zurücksetzen eines Barsches ist meistens schlagartig Schluss mit Beissen.

Einbildung, oder Tatsache?

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Beitrag von Thomas Kalweit » 17 Okt 2003 10:59

@alle: Das sollten ja nur ein paar, zugegeben provozierende Thesen sein [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] !

Fakt ist, dass Fische allerkleinste Spuren dieser Schreckstoffe wahrnehmen können (Ihre kennt ja die storys von Aalen, die einen Fingerhut Duftstoff im Bodensee riechen können; von Lachsen die ihren "geruchslosen" Geburtsbach im Meer herausriechen...).

Vielleicht würde man (noch [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]) mehr fangen, wenn man sich über dieses Thema ernsthaft Gedanken machen würde!

Übrigens: Hechte riechen gar nicht so schlecht! Die Männchen orten die Weibchen zur Laichzeit mit der Nase. Und selbst in Kakao-Wasser finden sie tote Köfis nachts mit dem Geruchssinn! Ich kann das beides nicht [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]! - ich rieche aber doch, dass ein alter Kunstköder nach Fisch stinkt [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img] !

Beim zurücksetzen von Brassen und Barschen habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass danach Schluss ist.
Auch entferne ich immer den Brassen- oder Schleienschleim penibel mit etwas Lockfutter vom Vorfach - ich bilde mir ein danach fange ich besser!
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Beitrag von Grotius » 17 Okt 2003 12:14

Ich glaube, bis beim Angeln Schreckstoffe von Friedfischen effektiv zum Anlocken von Raubfischen eingesetzt werden können, wird noch eine Zeit vergehen. Erst müssten die entsprechenden Substanzen extrahiert werden, dann müsste man ein Verfahren entwickeln, wie man sie synthetisieren kann, dann müsste die richtige Dosis gefunden werden usw.
Ich hoffe, dass es nie so weit kommt, weil dann verliert doch das Angeln seinen Reiz.

reverend
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Beitrag von reverend » 17 Okt 2003 12:26

Aus größeren Laubenschwärmen fange ich über längere Zeit hinweg einen Köderfisch nach dem Anderen.
Die gefangenen Fischchen müssten doch durch ihre Schreckstoffabsonderung irgendwann mal den Schwarm vertreiben. Tun sie aber nicht.
Ein paar Brot-oder Spekulatius-Krümel ins Wasser gestreut, schon sind sie wieder da, wo ich sie haben will.
Umgekehrt habe ich es auch noch nie erlebt, dass die Schreckstoffe der gefangenen KöFis einen Räuber an den Platz gelockt hätten, an dem ich sie gefangen habe.

Nichtsdestoweniger glaube ich schon an die Existenz und an die Wirkung von Schreckstoffen auf Artgenossen und Fressfeinde. Aber im standardisierten Aquarienversuch lassen sich z.B. Jungzander ganz bestimmt leichter konditionieren als im natürlichen Fischwasser mit seinen Strömungen und Wasserzirkulationen.

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Beitrag von Thomas Kalweit » 17 Okt 2003 12:52

<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
grotius: Erst müssten die entsprechenden Substanzen extrahiert werden
@grotius: reverend: Wie wärs mit totem Köderfisch! Bei jeder Verletzung der Fischhaut werden die Schreckstoffe freigesetzt. Die Fische sondern sie also nicht durch Drüsen oder ähnliches ab. Viele Zanderangler ritzen ihre Fischchen ein...
Die gefangenen Fischchen müssten doch durch ihre Schreckstoffabsonderung irgendwann mal den Schwarm vertreiben. /QUOTE]
@reverend:Wenn ihre Haut nicht verletzt ist, werden sie den Schwarm auch nicht vertreiben.

[ 17. Oktober 2003: Beitrag editiert von: Thomas Kalweit ]
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Beitrag von WolfgangH » 17 Okt 2003 13:36

@Harry1, ich glaube das ist mißverständlich verstanden worden, die abgesonderten Schreckstoffe sollen nicht den Raubfisch verschrecken, sondern sind für die Schwarmorganisation wichtig, sollen also den Fischen des Schwarms sagen hier ist was faul, schließt euch zusammen oder flüchtet in einer bestimmten Richtung, also eine Art chemische Kommunikation unter den Fischen des Schwarms.

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