Geschichte des Anglersongs

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Thomas Kalweit
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Geschichte des Anglersongs

Beitrag von Thomas Kalweit » 18 Jun 2012 13:13

Kam per Mail in die Redaktion:
Eine Hymne für den Angler?

Auf was man nicht alles für Ideen kommen kann...
Wir wissen alle, dass Angler gerne basteln und Neues ausprobieren. Und auch, dass sich viele Angler zu gemeinsamen Ansitzen treffen. Nicht nur des Angelns wegen, sondern häufig eine Gemeinschaft zu pflegen.
Man sitzt gemütlich beisammen, entweder während des Angelns oder auch danach; so eine Art Apres-Angeln.
Der Grill wird angeschmissen, jeder bringt etwas mit und ein gepflegtes Pils gehört auch manchmal dazu.
Aus so manchen Treffen gingen auch langjährige Freundschaften hervor, selbst wenn man hunderte von Kilometern auseinander wohnt.
So war es auch bei Udo S. Ein waschechter Hamburger Jung, der als Kind die erste Rute in der Hand hielt. Ein einfacher Ast mit Schnur, Pose und Haken. Er fing an der Osterbek keinen einzigen Fisch, dafür das Portemonnaie einer alten Dame mit 60 DM darin. Dies gab er bei der Polizei ab, aber Finderlohn gab es damals nicht, da der Dame ihr Portemonnaie bei einem Überfall entwendet und dann offensichtlich in den Kanal geworfen wurde.
Mit 12 bekam er an der Ostsee dann seine erste richtige Rute. 1,80m lang, ein Knüppel aus Vollglasfiber. Im Set mit einer Rolle, deren Geräusche die Fische im Umkreis von 200m verscheuchten. Da stand er nun am Strand, mit seine neuen, weißen Rute und der beigefügten Styroporpose, ein paar Bleischroten und 3 Haken.
Aber Angler helfen sich gegenseitig. Und so zeigte man ihm, wie an der Ostsee geangelt wird. Er bekam ein 45 g Sargblei, einen richtigen Haken und einen Wattwurm.
Die Wurfweite betrug vielleicht gerade mal 20 m, aber er fing seinen ersten Butt. Von da an packte ihn das Fieber. Auch seinen Vater steckte er an und im folgenden Jahr über die Osterfeiertage standen sie beide am Strand.
Vadder war bei Hein Gas. Und da Anfang der 70er das Geld auch nicht gerade üppig war, bastelte er sich aus einem Glasfaser-Teleskopstiel, wie er zum Ein- und Ausschalten der alten Gasstraßenlaternen benutzt wurde, eine Rute. Die Spitzenaktion war fast identisch mit der eines Spatenstiels, nämlich gleich 0! Wenn er 50 g mit ‚Schmackes‘ auswarf, dann hing die ganze Kraft am rechten Zeigefinger. ‚Pffzumpp‘ könnte man das Geräusch beschreiben, als die Schnur ganz automatisch vom Finger schnippte. Die Wurfweite war enorm….zumindest für diese Rute. Aber es wurden Fische gefangen. Sogar die ersten beiden Aalmuttern, die dann statt in der Pfanne im Müll landeten, weil die schlecht waren…hatten ganz grüne Gräten!!!
So langsam wuchs die Ausrüstung, die jedoch immer noch recht spärlich war. Kohlefaser war unbekannt, unter einer geflochtenen Schnur verstand man vielleicht eine Perücke, die Rollen waren aus Vollmetall und die Rücklaufsperre knatterte genauso laut, wie die Eisstiele, die die Kinder mit Gummiband an der Gabel des Bonanzarades befestigten!
Mitte der 70er gings dann immer ins Wochenendhaus an die Neetze. Klar, dass hier direkt vom eigenen Bootsteg aus geangelt wurde. Vaddern baute einen Räucherofen, der jedoch wenig benutzt wurde. Die Aalfänge waren gering, der Größte maß gerade mal 55 cm!
Aber der Spaß am Angeln war ungebrochen.
Nachdem Udo seine Lehre hinter sich hatte, entschied er sich zum Bundesgrenzschutz zu gehen. Die Wochenenden wurden immer weniger und somit das Angeln auch. Dies hörte dann gänzlich auf, nachdem die Prüfungspflicht eingeführt wurde. Die Zeit fehlte einfach, die Prüfung abzulegen.
Im November 1989, kurz bevor die Grenze zur DDR geöffnet wurde, wechselte er zur Hamburger Polizei. Dort ist der Oberkommissar noch heute tätig.
Doch die Dienstzeit und Familie ließen kaum Luft zum Angeln.
Erst als er 2003 durch einen Bekannten zur Angelprüfung überredet wurde, ging es wieder los. Und seitdem ist es wieder die große Leidenschaft. Auch wenn die wenige Zeit dafür kaum Spielraum lässt.
„Wenn ich bedenke, mit welchen einfachen Mittel wir damals die Fische gefangen haben und was man heute alles dabei hat, dann frage ich mich, ob wir nicht alle ein wenig bekloppt sind!“ sagt der Familienvater. Seinen inzwischen erwachsenen Sohn konnte er bisher nicht von seiner Leidenschaft überzeugen. „Ein Angler weniger, der mir die Fische wegfängt“ lächelt Udo.
Über das Forum eines großen Angelgeräte- Versandhauses lernte er dann weitere Angler kennen.
Inzwischen hat man sich mehrfach getroffen und neue Freundschaften sind entstanden. Angeln verbindet halt!
Bei einem dieser Treffen an der Elbe passierten so viele lustige Dinge, dass Udo hierüber ein Lied schrieb.
Es entstand der Anglersong, den er mit einem befreundeten Angelkollegen, der ein richtig guter Gitarrist ist, bei einem weiteren Treffen vorstellte. Dieser wurde mit einer einfachen Kamera aufgenommen und ins Netz gestellt.
Nach 2 Jahren hatte dieses laienhafte Video auf Youtube 10000 Klicks. Als ein befreundeter Musiker auf den Song aufmerksam wurde, bot er spontan an, dieses Lied professionell aufzunehmen.
„Es hat ein paar Hundert Euro gekostet….Gema-Anmeldung, Promotion-CD’s, das geht nicht so einfach. Mein Bekannter macht professionell Musik und er verbrachte viele Stunden mit der Produktion. Da ich ihn für seine Arbeit nicht bezahlen konnte und dies auch nie vorgesehen war, hat er den Song über diverse Plattformen zum Download angeboten. Doch der Markt ist übersättigt von Liedern aller Art und die Interessenten unter den Anglern sind begrenzt. Zudem werden aus einem Download Hunderte von Kopien erstellt. Es hätte mir schon gereicht, wenn wenigstens die Kosten hätten gedeckt werden können. Aber auch so war es ein toller Spaß.“
Udo lässt den Kopf nicht hängen. Angeln ist für ihn wichtiger. Zwar war das Video irgendwann verschwunden, warum ist ihm selbst nicht bekannt, aber er lud es gleich wieder hoch.
Inzwischen wurde das Video schon wieder über 1600mal angesehen.
„Wichtiger ist, dass es den Leuten gefällt. Und in vielen Angelforen wurde das Lied verlinkt. Die Mehrheit identifiziert sich mit dem Lied.“
Erst jetzt fuhr Udo wieder zu einem großen Treffen mit seinen Angelkameraden. Als er seinen Wagen belud, schüttelte er nur mit dem Kopf: „….als Angler sind wir doch, ganz schön behämmert und bekloppt“!

Der Anglersong auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=kyngPza4muw
Die Homepage von Udo mit einer Hörprobe des professionell aufgenommenen Songs:
http://www.anglersong.bplaced.net/
http://www.youtube.com/watch?v=kyngPza4muw

http://www.anglersong.bplaced.net/
Online-Redaktion FISCH & FANG / DER RAUBFISCH
E-Mail: thomas.kalweit@paulparey.de

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